SWR-Befragung "Familien in Krisenzeiten"

BW-Schulprogramm deckt sozial-emotionale Förderung wohl nur teilweise ab

Stand
Autor/in
Thorben Langwald
Ulrich Lang
Ulrich Lang

Eltern in BW wünschen sich für ihre Kinder nach Corona mehr Unterstützung, auch bei psychischen Auswirkungen. Eine SWR-Datenanalyse deutet daraufhin: Das Angebot ist begrenzt.

Die Corona-Pandemie hat bei Kindern Spuren hinterlassen. Mitunter hapert es nicht nur beim Schulstoff, auch psychische Folgen sind erkennbar. Dies zeigt auch die SWR-Umfrage "Familien in Krisenzeiten". Gut 84 Prozent der befragten gut 3.000 Eltern sind der Meinung, dass Kinder beim Lernen und in der persönlichen Entwicklung stärker gefördert werden müssen. Rund 76 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Angebote zur psychologischen Betreuung. Mehr als die Hälfte sieht außerdem einen Nachholbedarf in der Verhaltensentwicklung der Kinder.

Angebot in der sozial-emotionalen Förderung wohl begrenzt

Das Land Baden-Württemberg stellt mit dem Förderprogramm "Lernen mit Rückenwind" seit dem vergangenen Schuljahr rund 260 Millionen Euro zur Verfügung, um Lernrückstände auszugleichen, aber auch sozial-emotionale Kompetenzen zu stärken. Der SWR hat sich das Programm genauer angeschaut und dazu die Ausschreibungen von rund 14.000 Kursvorhaben an öffentlichen Schulen ausgewertet. Dabei fällt auf: Maximal 20 Prozent der Kursvorhaben drehen sich um sozial-emotionale Probleme von Kindern und Jugendlichen.

Infografik "Familien in Krisenzeiten"
Grundlage der Auswertung bildeten Kursvorhaben, die für dieses Schuljahr bis Mitte Dezember eingetragen wurden.

Gewerkschaft fordert dauerhafte Hilfen

Für Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, ist dies wenig überraschend. Sie kritisiert bereits seit Langem, dass der Bedarf an sozial-emotionaler Förderung unterschätzt werde. Das Förderprogramm ist in diesem Punkt für sie nicht ausreichend. Ein Problem sieht sie unter anderem in der Befristung des Programms. Dies führe auch dazu, dass wenig Fachkräfte in die Schulen gelangen. Sie fordert dauerhafte Hilfen, wie etwa einen Ausbau der Schulsozialarbeit und der Schulpsychologie.

Bandbreite an Auswirkungen zeigt sich bei Kindern

Die Auswirkungen der Pandemie auf Kinder reichen von Problemen im sozialen Umgang über Angststörungen bis hin zu schwerwiegenden Depressionen. Das berichtet auch Tanja Michael, Psychologieprofessorin an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Sie forscht selbst zu Folgen der Pandemie bei Kindern und Jugendlichen. Besondere Aufmerksamkeit sei vor allem dann gefragt, wenn Kinder emotional belastet sind. Dazu zähle etwa, dass sie sich zurückziehen, traurig sind, aber beispielsweise auch durch ein ungewohnt aggressives Verhalten auffallen. Angebote an Schulen sollten aus ihrer Sicht auf geprüften Konzepten beruhen und von Fachkräften durchgeführt werden.

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