Die Einschränkung des ambulanten Notfalldienstes in Baden-Württemberg nach dem Urteil des Bundessozialgerichts hat Folgen. Die weiterhin geöffneten Notfallpraxen registrieren eine deutliche Mehrbelastung. Das hat eine Blitzumfrage des Marburger Bundes unter seinen Mitgliedern ergeben. 725 in Notaufnahmen tätige Ärztinnen und Ärzte nahmen daran teil, wie der Ärzteverband mitteilte. Die Umfrage sei nicht-repräsentativ, liefere aber dennoch ein "belastbares Stimmungsbild", hieß es weiter.
Mehr als 95 Prozent sehen "angespannte Personalsituation"
In diesem Stimmungsbild bewerten laut Marburger Bund über 95 Prozent der in den Notaufnahmen tätigen Mitglieder des Verbandes die Personalsituation als sehr angespannt oder angespannt. Nur einige wenige meinen, dass das ärztliche und nicht-ärztliche Personal in ihrer Notaufnahme ausreicht, um die anstehenden Aufgaben zu erledigen. Sylvia Ottmüller, die erste Landesvorsitzende des Marburger Bundes Baden-Württemberg erklärte, "Schon lange ist bekannt, dass die Lage in den Notaufnahmen dramatisch ist. Unser aktuell eingeholtes Stimmungsbild bestätigt das leider."
Marburger Bund: KVBW soll Schließungen zurücknehmen
Seit dem Bundessozialgerichtsurteil, wonach sogenannte Poolärzte und -ärztinnen sozialversichert sein müssen, setzt die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) die betroffenen Ärztinnen und Ärzte nicht mehr ein. Diese hatten laut KVBW zuvor rund 40 Prozent der Dienste in den Notfallpraxen freiwillig übernommen. Acht Notfallpraxen wurden komplett geschlossen, sechs Praxen teilweise unter der Woche. Zudem wurden in fast allen weiteren Praxen die Öffnungszeiten reduziert. Der Marburger Bund verlangte nun dringend, die Einschränkungen der ambulanten Notfallversorgung zurückzunehmen.
Nach Gerichtsurteil greift Notfallplan in BW Notfallpraxen geschlossen - scharfe Kritik vom Gesundheitsminister
Wer in BW in den Randzeiten einen Notfall hat, dürfte es künftig schwerer haben einen Arzt zu finden. Grund ist ein Gerichtsurteil. Für Manfred Lucha (Grüne) war das vermeidbar.
Viele Patienten in Notaufnahme "nicht an der richtigen Stelle"
Die Blitzumfrage ergab auch, dass fast zwei Drittel der befragten Mitglieder des Marburger Bundes schätzen, dass viele Patientinnen und Patienten mit ihren Beschwerden in der Notaufnahme nicht an der richtigen Stelle sind, sondern von den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen versorgt werden könnten.
Für die Feiertage erwarten die Befragten auch dadurch noch einmal ein deutlich erhöhtes Patientenaufkommen. Das Personal in den Notaufnahmen sei am Limit, so die Landeschefin des Marburger Bundes, Sylvia Ottmüller.