Nach jahrelanger Vorbereitung ist am Montagmorgen das neue bundesweite Online-Register für Organspenderinnen und -spender freigeschaltet worden. In dem zentralen Register kann künftig jeder ab dem Alter von 16 Jahren seine Bereitschaft zur Spende eines Organs hinterlegen - oder auch die Ablehnung einer solchen Spende. Das Bundesgesundheitsministerium, die Krankenkassen und Ärzteverbände erhoffen sich davon mehr Organspenden und dadurch mehr gerettete Leben.
Erklärung für oder gegen die Organspende mit Personalausweis
Bislang musste jeder Mensch ständig seinen Organspendeausweis mit sich führen, um seine aktuelle Haltung in der Angelegenheit zu dokumentieren. Die Einführung des Registers erfolgt schrittweise: Zunächst ist es möglich, eine Erklärung für oder gegen die Organspende mit Hilfe eines Ausweisdokuments mit eID-Funktion zu hinterlegen, zum Beispiel mit einem Personalausweis.
Ab dem 1. Juli sollen dann die Krankenhäuser in der Lage sein, die Erklärungen zu suchen, abzurufen - und dann im Ernstfall ein Organ zu transplantieren. Bis 30. September soll es dann möglich werden, Erklärungen auch direkt über Apps der Krankenkassen einzutragen. Weiterhin möglich ist daneben auch, eine Entscheidung auf Papier etwa in einem Organspendeausweis zu dokumentieren.
Medizin Was bringt das neue Organspende-Register?
Ein neues, zentrales Organspende-Register soll die Bereitschaft zur Organspende in Deutschland erhöhen. Doch es gibt auch Zweifel, ob diese Lösung wirklich etwas bringt.
Knapp 1.000 Patienten warten auf Spenderorgan
In Baden-Württemberg hat sich die Zahl der Organspenderinnen und -spender in den vergangenen Jahren nicht wesentlich erhöht. Dies geht aus der Antwort des Landesgesundheitsministeriums auf eine SPD-Landtagsanfrage hervor, die dem SWR vorliegt. Demnach liegt die Zahl der gespendeten Organe im Land seit mehreren Jahren zwischen 350 und 400 - zuletzt gab es im vergangenen Jahr nach Angaben des Landesgesundheitsministeriums eine leichte Steigerung auf 397 Organe, gespendet von insgesamt 137 Personen. Demgegenüber stehen allein in Baden-Württemberg knapp 1.000 Patientinnen und Patienten, die auf ein Spenderorgan warten. 46 Menschen, die auf der Warteliste standen, sind im vergangenen Jahr verstorben.
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Der SPD-Landtagsabgeordnete Florian Wahl spricht gegenüber dem SWR von einer großen Lücke zwischen gespendeten Organen und denen, die benötigt würden. Das neue Online-Register sei ein wichtiger Schritt, um Leben zu retten. Die Landesregierung dringt laut Gesundheitsministerium auf eine Widerspruchslösung im Transplantationsgesetz. Eine solche Gesetzesänderung würde bedeuten, dass jedem Menschen nach seinem Tod die Organe entnommen werden dürften - nur wer seinen Widerspruch aktiv hinterlegte, würde von der Organspende ausgeschlossen. Der Bundesrat hatte im Dezember eine entsprechende Entschließung gefasst.