250.000 Arbeitsplätze in Gefahr

Studie: Wie Jobs in der Autoindustrie erhalten bleiben könnten

Stand
Autor/in
Petra Thiele
SWR-Wirtschaftsredakteurin Petra Thiele
Onlinefassung
Tamara Land
Tamara Land, SWR Wirtschaftsredaktion

Die Autoindustrie in Baden-Württemberg verändert sich. Die Bertelsmann Stiftung hat nun untersucht, wie Beschäftigte in aussterbenden Berufen für Zukunftsjobs qualifiziert werden können.

Durch die Produktion von Fahrzeugen mit elektrischen Antrieben fallen traditionelle Arbeitsplätze weg. Dies stellt Beschäftigte und Unternehmen vor die Frage, wie durch Weiterbildung ein Übergang in ein benötigtes Arbeitsfeld gelingen kann. Das Land Baden-Württemberg finanziert Beratungen für Unternehmen der Automobilindustrie und des Kfz-Gewerbes mit bis zu 3.000 Mitarbeitern.

Die Automobil- und Zulieferindustrie steht vor großen Herausforderungen. Die Elektrifizierung

Welcher gefährdete Job passt zu welchem Zukunftsberuf?

Die Bertelsmann Stiftung hat nun für insgesamt 25 Berufspaare, die aus einem gefährdeten Ausgangsberuf und einem zukunftsträchtigen Zielberuf bestehen, sogenannte Übergangspfade ermittelt. Sie zeigen zum einen das gemeinsame Kompetenzfundament und zum anderen die Kenntnisse, die für einen möglichen Zielberuf weiter ausgebaut werden müssten.

Vom Helfer zur Fachkraft

Ein Beispiel: Wenn der Ausgangsberuf eine Tätigkeit als Helfer oder Helferin in der Metallbearbeitung ist, gibt es vier Zielberufe als Fachkraft mit Kompetenz-Überschneidungen - außerdem noch einen Zielberuf mit dem "höchsten relativen Fachkräfte-Engpass bei noch ausreichender Ähnlichkeit".

Das Beispiel zeigt allerdings deutlich, dass beim Übergang vom "Helfer" zur "Fachkraft" auch das Anforderungsniveau steigt.

Ziel für Unternehmen: Weiterbildung entwickeln und Mitarbeiter motivieren

Nach Meinung der Autoren der Bertelsmann-Studie müssen Unternehmen ihre betriebliche Weiterbildung individuell und bedarfsgerecht entwickeln und sich auch nach passenden Bildungspartnern umschauen. Außerdem müssten sie ihre Beschäftigten mit ins Boot holen. Diese wüssten häufig nicht, welche Qualifikationen künftig verlangt werden. Umgekehrt sei Arbeitgebern oft nicht bekannt, was ihre Mitarbeiter bereits alles können.

Nach Ansicht von IG Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger muss man versuchen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter direkt in den Unternehmen weiterzubilden. Das sagte er im Gespräch mit dem SWR:

Botschafter und Mentoren für Mitarbeiter

Die Motivation, an Schulungen teilzunehmen, steige hingegen nur durch offene Kommunikation und niedrigschwellige Beratung, so die Studie. Vertrauenspersonen im Unternehmen können als Weiterbildungsbotschafter für das Thema sensibilisieren und als Mentoren zur Seite stehen.

Es müsse konkrete, gemeinsam vereinbarte Ziele und glaubwürdige Perspektiven von Qualifizierung geben - beispielsweise durch die Zusicherung, dass der Arbeitsplatz erhalten bleibt, einer Gehaltserhöhung oder auch die Übernahme von mehr Verantwortung.

Job-Rotation mit "Learning by Doing"

Eine Weiterbildungsmöglichkeit sei "Learning by Doing" in Form von interner Job-Rotation oder Austauschprogrammen mit anderen Unternehmen. So können Fachkräfte im Vertrieb auf demselben Anforderungsniveau relativ leicht in Berufe der kaufmännischen und technischen Betriebswirtschaft wechseln. Spezialisten der Automatisierungstechnik können eine berufliche Zukunft auch im Bereich der Maschinenbau- und Betriebstechnik finden.

Wenn neue Software Skills gefragt sind, würde eine entsprechende neue technische Ausstattung im Betrieb helfen, bei der dann die erweiterten Fähigkeiten in den Arbeitsalltag integriert werden, führt die Studie aus.

Prognose: Bis zu 40.000 Fachkräfte fehlen 2030

Während die Transformation auf der einen Seite zum Verlust von Arbeitsplätzen im Bereich Verbrennermotoren führt, steigt auf der anderen Seite der Bedarf nach Spezialisten. So steht die baden-württembergische Automobil- und Zulieferindustrie durch das Ausscheiden der Babyboomer vor einem zunehmenden Fachkräftemangel.

Laut Prognose fehlen den Unternehmen im Jahr 2030 über 40.000 Fachkräfte. Diese Lücke werde noch größer, wenn es der Branche nicht gelinge, die Arbeitskräfte von heute auf eine Arbeitswelt von morgen vorzubereiten, so die Experten der Bertelsmann Stiftung.

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