Kfz-Mechaniker aus dem Enzkreis

Rentner hilft wegen Personalmangels - und geht zurück in den alten Betrieb

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Autor/in
Peter Lauber
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Viele Handwerksbetriebe kommen mit den Aufträgen kaum noch hinterher, weil ihnen die Mitarbeiter fehlen. Einig von ihnen bitten deshalb ehemalige Kollegen um Hilfe - und die freuen sich.

Der Mangel an Fachkräften ist und bleibt ein Dauerproblem. Einige Handwerksbetriebe bitten ehemalige Kollegen um Hilfe, die eigentlich schon längst im Ruhestand sind. Einer dieser reaktivierten Rentner ist Roland Bloedt aus Wiernsheim im Enzkreis, ehemaliger Kfz-Mechaniker.

Rentner bekommt Hilferuf vom ehemaligen Chef

Vor sieben Jahren ging Roland Bloedt mit 62 Jahren in Ruhestand. Vor zwei Jahren kam ein Anruf seines Chefs: ob er nicht mal aushelfen könne. Es ging um die Instandsetzung eines schon etwas älteren Getriebes, mit denen sich Bloedt ganz gut auskennt. Der bald 70-Jährige sei zwar etwas überrascht gewesen, erzählt er, habe sich aber nicht lange bitten lassen. Er sei eben immer noch leidenschaftlicher Kfz-Mechaniker.

"Das hat mich richtig gefreut, dass ich mal wieder was anderes machen konnte - mal wieder anspruchsvolle Arbeit.“

Kfz-Mechaniker kennt die alten Automodelle

Seither taucht der Un-Ruheständler immer wieder mal für ein paar Stunden auf und verdient sich zur Rente etwas dazu. So hat er das Getriebe eines älteren Opel-Modells auf seine Werkbank gewuchtet. Das Ding läuft nicht mehr. Der langjährige Kfz-Mechaniker zerlegt das komplette Getriebe, sucht nach dem Fehler, bestellt die fehlenden Teile. Später wird er den Motor wieder zusammenbauen.

Es war das erste Mal, dass Timo Gerstel, Chef des Autohauses, einen ehemaligen Mitarbeiter sozusagen reaktiviert hat. Er hatte dabei fast ein schlechtes Gewissen, gibt er zu. Umso dankbarer sei er, dass Roland Bloedt sofort zugesagt und ihm in dem personellen Engpass geholfen habe.

Fünf Jahre Rentner - und nichts verlernt

Den Kontakt zum alten Betrieb habe Roland Blödt nie abreißen lassen, erzählt er. Er habe regelmäßig bei den ehemaligen Kollegen vorbeigeschaut. Dennoch machte er sich ein wenig Sorgen vor seinem ersten Einsatz im alten Betrieb -ob er sein Handwerk denn noch beherrsche. Denn fünf Jahre lang habe er kein Auto mehr repariert - stattdessen im Garten gewerkelt, Obstbäume geschnitten, Holz gemacht, den Ruhestand genossen, erzählt er. Aber seine Sorge war unbegründet: Der kaputte Motor, den er an seinem ersten Tag als Aushilfs-Rentner vorgelegt bekam, läuft längst wieder.

"Ich war richtig stolz und dachte: hast doch nichts verlernt!"

Roland Bloedt aus Pforzheim ist Renter und hilft als gelernter Kfz-Mechaniker in einer Auto-Werkstatt aus.
Roland Bloedt aus Pforzheim ist Renter und hilft als gelernter Kfz-Mechaniker in einer Auto-Werkstatt aus.

Sein Jetzt-wieder-Chef Timo Gerstel hatte nie Zweifel daran, dass sein Ex-Angestellter der Sache nicht gewachsen sein könnte. Ganz im Gegenteil: Viele jüngere Kollegen würden gewisse mechanische Grundlagen gar nicht mehr mitbringen, weiß er. Die Ausbildung gehe immer mehr in Richtung Elektromobilität, da fehle häufig das handwerkliche Können.

"Kenntnisse über mechanische Getriebe gehen bei der Entwicklung zur Elektromobilität mehr und mehr verloren.“

Alter spielt bei Fachkräften keine Rolle mehr

Er sei eigentlich ständig auf der Suche nach erfahrenen Fachkräften, erzählt Timo Gerstel. Dabei sei das Alter unerheblich. Das sei nicht immer so gewesen. Wer früher auch in seiner Branche mit über 50 Jahren arbeitslos wurde, habe große Schwierigkeiten gehabt, wieder einen Job zu finden. Heute sei das Gegenteil der Fall: gerade ältere Fachkräfte würden wertvolle Erfahrungen mitbringen.

"Ich stelle gerne ältere Mitarbeiter ein, sie bringen Erfahrung und Wissen mit."

Und deshalb wird sich in Gerstels Autohaus wohl auch in Zukunft kein Kollege, der in Rente geht, sicher sein können, dass nicht irgendwann der Ex-Chef anruft. Denn: "Wir brauchen sie. Da geht kein Weg dran vorbei."

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