Ein Steinmarder läuft an einem Feldrand.

Mehrere Vorfälle in BW in den letzten Jahren

Stromausfälle in BW: Darum spielen Marder immer wieder eine Rolle

Stand
Autor/in
Christian Spöcker
Christian Spöcker, SWR

In Ludwigsburg hat ein Marder einen Stromausfall verursacht - nicht der erste Fall dieser Art im Land. Wie es dazu kommt und was Privatleute gegen Marderschäden unternehmen können.

Immer wieder sorgen Marder und andere Kleintiere in Baden-Württemberg für Stromausfälle wie zuletzt am Montag in Ludwigsburg. "Das Tier hatte sich auf einem Transformator auf dem Gelände des Umspannwerks Ludwigsburg-Hoheneck befunden", teilte der Energiekonzern EnBW dem SWR dazu auf Nachfrage mit. Der Marder habe "höchstwahrscheinlich einen Lichtbogen und damit einen Kurzschluss verursacht", antwortete die EnBW-Pressestelle für die Konzerntochter Netze BW.

Warum sorgen Marder und andere Tiere immer wieder für Stromausfälle?

In Ludwigsburg kam das Tier offenbar den stromführenden Teilen im Umspannwerk zu nah, denn die EnBW spricht von einem Lichtbogen, der zum Kurzschluss geführt habe. Ein Lichtbogen tritt auch auf, wenn Menschen beispielsweise Oberleitungen zu nah kommen - mit oft tödlichen Folgen. Die EnBW teilt mit, in Umspannwerken gebe es eigentlich extra Vorrichtungen gegen Marder und ähnliche Tiere, die aber nicht zu 100 Prozent funktionierten: Kleintiere fänden Schlupflöcher, aber das komme nur sehr vereinzelt vor, so der Konzern.

Es kommt trotz entsprechender Schutzeinrichtungen leider in technischen Freiluftanlagen sehr vereinzelt vor, dass Kleintiere 'Schlupflöcher' finden.

Offenbar kommt es aber auch vor, dass Marder für Stromausfälle sorgen, indem sie Kabel zerbeißen. Das zeigen entsprechende Presseberichte, beispielsweise aus Franken.

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Wie häufig kommt es zu Stromausfällen durch Marder und andere Tiere?

Ob solche Vorfälle in Baden-Württemberg zunehmen und welche Tiere besonders Probleme bereiten, dazu konnte die EnBW auf SWR-Nachfrage zunächst keine genauen Angaben machen. Ein Blick in Pressearchive zeigt jedenfalls, dass es in den letzten Jahren in Baden-Württemberg immer wieder derartige Vorfälle gab. Im Juli 2017 fiel einem Bericht zufolge in der Esslinger Innenstadt der Strom aus. Netze BW teilte damals mit, offensichtlich habe eine Ratte einen Kurzschluss in einer Umspannstation ausgelöst. Rund 2.200 Haushalte waren demnach betroffen.

2019 soll es wiederum ein Eichhörnchen gewesen sein, die im Umspannwerk Eglosheim mit einem Trafo in Berührung kam und für einen Stromausfall im Ludwigsburger Stadtteil sorgte. Schon zwei Jahre zuvor habe ein Marder im selben Umspannwerk einen Kurzschluss verursacht, so die "Stuttgarter Zeitung". 2022 berichtete auch die "Badische Zeitung" über einen solchen Marder-Vorfall. Das Tier habe an einem August-Morgen in Breisach (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) in einem Umspannwerk für einen Stromausfall gesorgt.

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Haben Marder eine Vorliebe für Kabel und Schläuche?

Die Deutsche Wildtier Stiftung teilt auf SWR-Nachfrage mit: "Marder wie auch Mäuse übrigens sind in der Tat an Kabeln interessiert, es scheint das weiche Material zu sein, dass sie anzieht und auf dem sie gern kauen." Beim ADAC heißt es dazu, Marder "nagen gern an Kabeln und Leitungen im Motorraum: Warme Motorräume sind beliebte Zufluchtsorte für die Tiere". Außerdem fänden zur Paarungszeit im Frühjahr Rivalenkämpfe statt.

Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) wiederum berichtet, dass es weniger daran liege, dass die Tiere "gern" nagen: "Früher dachte man, dass der Geruch der warmen Gummiteile im Auto die Marder anlockt, dass sie sozusagen aus Spaß an den Kabeln herumknabbern", so der WDR. "Heute weiß man, dass Marder sich einfach gerne in den Motorraum zurückziehen - als Versteck." Und das Phänomen der zerknabberten Kabel trete eher durch die Revierkämpfe auf, von denen auch der ADAC berichtet: "Wenn ein anderer Marder dorthin kommt und den fremden Duft bemerkt, kann er wütend werden, um sich beißen und dabei auch die Kabel durchknabbern", so der WDR.

Und die Deutsche Wildtier Stiftung ergänzt zu den Marder-Revierkämpfen: "Befindet er sich dann zum Beispiel im Motorraum eines Autos (gutes Versteck, warm) oder in einem Umspannwerk (hier ist er meist ungestört), kann es passieren, dass er dabei im Gefecht auch mal Kunststoffkabel- oder Schläuche erwischt."

Wie können sich Privatpersonen vor Schäden durch Marder schützen?

Zum Umgang mit den Tieren kursieren einige "Marder-Mythen". Der SWR hat einige davon geprüft, beispielsweise den Rat, dass angeblich Duftstoffe helfen. Doch das ist nicht der Fall: Marder gewöhnen sich sehr schnell an üble Gerüche und lassen sich dadurch nicht mehr stören.

Hier die "Marder-Mythen" im SWR-Faktencheck:

Die Deutsche Wildtier Stiftung empfiehlt eine gute Beratung in der Autowerkstatt. "Ein Patentrezept gibt es nicht, aber manchmal hilft es schon, den Motorraum mit Maschendraht schwerer zugänglich zu machen", so die Stiftung. Laut ADAC helfen verschiedene Mittel gegen Marderbisse, beispielsweise Ultraschallgeräte, Motorraum-Abschottungen und Schutzschläuche aus Hartkunststoff zum Ummanteln der Zündkabel.

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