Resonanz: Zwischen Begeisterung und Ablehnung

Mannheim: "Sozialer Roboter" noch keine Entlastung im Pflegeheim

Stand
Autor/in
Melanie Holstein
Onlinefassung
Wolfgang Kessel

Interaktion mit den Bewohnerinnen und Bewohnern ist im Pflegeheim wichtig. In Mannheim soll ein Roboter bei dieser und weiteren Tätigkeiten unterstützen. Das Fazit ist gemischt.

Er heißt Oskar, hat große freundliche Augen, trägt eine dunkle Wollmütze, eine orangefarbene Weste und ist immer gesprächsbereit - und er ist ein kleiner Roboter. Seit einem Jahr "arbeitet" Oskar in einem Seniorenzentrum der evangelischen Heimstiftung in Mannheim-Rheinau. Seine Aufgabe: sich mit den betagten Bewohnerinnen und Bewohnern unterhalten.

Der Roboter-Einsatz wird wissenschaftlich vom Institut für Pflege und Alter (IPA) begleitet, es ist eine interne Einrichtung der Heimstiftung. Eine erste Bilanz des Projekts fällt allerdings recht durchwachsen aus: Noch ist Oskar keine große Hilfe, das könnte er aber noch werden. Die Studie wurde laut evangelischer Heimstiftung von einer unabhängigen Ethikkommission geprüft und von einem eigenen Projektbeirat begleitet.

Nicht alle Heimbewohner reagieren positiv auf Roboter

Viele Heimbewohner erfreuen sich an der menschlichen Gestalt des Roboters und an seiner höflichen Kommunikation, stellt die Studie fest. Allerdings gebe es auch Bewohner im Heim, die den Roboter ablehnen.

Pflegekräfte in Mannheim eher unzufrieden mit Roboter

Viele Mitarbeitende in dem Mannheimer Seniorenzentrum sind nach Angaben des Heimleiters Ralf Bastian eher enttäuscht von dem Roboter. Denn die erhoffte Entlastung fürs Pflegepersonal brachte der Roboter bis jetzt offenbar nicht. Reden könne Oskar mittlerweile zwar sehr gut, mehr aber auch nicht.

Laut den Ergebnissen der Studie nahmen viele Pflegekräfte den sozialen Roboter eher als Mehrarbeit wahr. Man müsse jeden Einsatz begleiten und betreuen, außerdem könne er sich noch nicht fortbewegen und müsse überall hingetragen werden.

Im Wesentlichen geht es bei sozialen Robotern um soziale Interaktionen. Sie sollen emotional und kognitiv anregen. Das Roboter-Modell der evangelischen Heimstiftung kann sprechen, den Kopf bewegen und Augenkontakt imitieren. Mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) kann er auf fast alles reagieren: Er erzählt Witze, Gedichte, stellt Nachfragen und wirkt wie ein menschlicher Gesprächspartner. Die Stiftung hat zwei Roboter für das KI-Pilotprojekt gekauft, für jeweils 28.000 Euro. Das zweite Modell ist in einem Heim in Albershausen bei Stuttgart im Einsatz.

Roboter Oskar in Seniorenzentrum Rheinhauer Tor
Heimleiter Ralf Bastian trägt den acht Kilogramm schweren Roboter zum nächsten Einsatz. Bewegen kann er sich nicht.

Mannheim: Oskar bleibt trotzdem länger als gedacht

Ursprünglich sollte Oskar nur wenige Monate in Mannheim bleiben und dann in eine andere Einrichtung der evangelischen Heimstiftung weiterziehen. Laut Heimleiter Bastian ist er aber immer noch da. Unter anderem, weil man weiter beobachten möchte, wie sich der Roboter entwickelt. Die Entwickler arbeiten laut Bastian stetig daran, den Roboter zu optimieren. Man habe die Hoffnung, dass er irgendwann doch eine Entlastung für das Pflegepersonal sein könnte.

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