Nach dem gewaltsamen Tod einer jungen Ukrainerin und ihrer Mutter hatten Ermittler das Baby der Frau in der Wohnung eines Ehepaars in Sandhausen (Rhein-Neckar-Kreis) entdeckt. Am 7. Januar soll nun der Mordprozess vor dem Landgericht Mannheim beginnen, teilte eine Sprecherin des Gerichts mit. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Ehepaar neben Mord auch die Entziehung Minderjähriger vor.
Angeklagtes Ehepaar aus Sandhausen wollte offenbar Tochter haben
Im März war die Leiche der jungen Ukrainerin bei Hockenheim (Rhein-Neckar-Kreis) tot aufgefundenen worden. Knapp eine Woche später nahm die Polizei das Ehepaar fest. Die Ermittler entdeckten in der Wohnung das fünf Wochen alte Baby der Getöteten. Kurz darauf wurde auch die Leiche der Großmutter des Säuglings in einem See in Bad Schönborn (Kreis Karlsruhe) gefunden.
Das damals fünf Wochen alte Baby der 27-Jährigen plante das Ehepaar selbst großzuziehen. Laut Staatsanwaltschaft wollte das Ehepaar aus Sandhausen unbedingt eine Tochter haben. Die Ehefrau habe deswegen gezielt Kontakt zu ukrainischen Geflüchteten gesucht. In einer Gruppe des Messengerdienstes Telegram habe sie die 27-Jährige kennengelernt. Sie, ihre Mutter, und das Baby waren damals in einer Flüchtlingsunterkunft im Rhein-Neckar-Kreis untergebracht gewesen.
Baby wird in der Ukraine von Tante großgezogen
Das mittlerweile etwa neun Monate alte Baby lebte nach dem Tod der Mutter und der Großmutter für mehrere Monate bei einer Pflegefamilie. Im Frühsommer übernahm die Tante, die Schwester der Getöteten, die Vormundschaft für das Mädchen. Ende Juni kehrte sie mit dem Baby in die Ukraine zurück. Sie möchte das Kind adoptieren.