Die schwedische Aktivistin Greta Thunberg kommt nach Angaben der Organisation "Zaytouna Rhein-Neckar-Kreis" am Freitag nach Mannheim. Die Organisation setzt sich für Palästina ein. Die Veranstalter haben nach Angaben der Stadt 200 Teilnehmer angemeldet.
Greta Thunberg soll auf dem Marktplatz bei einer Pro-Palästina-Veranstaltung auftreten. Die Veranstaltung wird in Kooperation mit etlichen weiteren Pro-Palästina-Gruppierungen organisiert.
Mehrere Hundert Teilnehmende Greta Thunberg bei Palästina-Veranstaltung in Mannheim
Die Initiatorin der "Fridays for Future"-Bewegung war am Freitag auf dem Mannheimer Marktplatz. Sie sprach bei einer Pro-Palästina-Veranstaltung von einem Genozid in Gaza.
Kritik von Deutsch-Israelischer Gesellschaft und Jüdischer Gemeinde
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft in Mannheim hat den angekündigten Auftritt von Greta Thunberg scharf kritisiert. Thunberg präsentiere sich als "ausgewiesene Antisemitin", heißt es in einer Mitteilung von Chris Rihm, dem Vorsitzenden der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Rihm rechnet bei der Kundgebung mit Antisemitismus und Judenhass. Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Mannheim, Deborah Kämper, sagte dem SWR, Thunberg lasse sich offenbar instrumentalisieren.
Greta Thunberg in Mannheim: Kritik von der CDU, Grüne reagieren
Kritik gab es auch von der CDU in Baden-Württemberg. Thunberg bewege sich bewusst in einer gefährlichen Nähe zum Antisemitismus. Ihre Aussagen und ihr Verhalten seien zu einem Problem geworden, erklärte CDU-Landeschef Manuel Hagel. Er verknüpfte seine Aussage mit einem scharfen Angriff auf die Grünen, obwohl die mit der Veranstaltung in Mannheim nichts zu tun haben. Er forderte die Partei auf, den "Personenkult um die Aktivistin" als Fehler zu bezeichnen.
Die Grünen-Landesvorsitzende Lena Schwelling wies die Aussagen Hagels als absurd zurück und forderte ihn auf, sie zurückzunehmen. Antisemitismus dürfe in unserer Gesellschaft keinen Platz haben. Eine Verbindung zwischen der Grundhaltung der Grünen und Greta Thunbergs israelfeindlichem Aktionismus zu ziehen, sei niederträchtig und geschmacklos, so Schwelling auf SWR-Anfrage. Ein Sprecher von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) teilte mit, die Landesregierung lehne jede Form von Antisemitismus entschieden ab. Grünen-Finanzminister Danyal Bayaz stellte in einem Tweet fest, Thunberg stehe diesmal "auf der falschen Seite der Geschichte."
Melis Sekmen (CDU): Thunberg betreibt "antisemitische Propaganda"
Die von den Grünen zur CDU gewechselte Mannheimer Bundestagsabgeordnete Melis Sekmen erklärte, der Auftritt Greta Thunbergs auf dem Mannheimer Marktplatz fördere nicht den Frieden im Nahen Osten. Sie warf der Aktivistin vor, sie vermische "auf eine aggressive Art und Weise zwei Themen, die nichts miteinander zu tun haben: Klimaschutz und der Konflikt zwischen Israel und der Hamas", heißt es in einer Mitteilung. Es gehe Thunberg "offensichtlich nur darum, ihre Popularität als Fridays for Future-Aktivistin für antisemitische Propaganda zu instrumentalisieren".
Mannheimer Grüne: Thunberg instrumentalisiert Mannheim
Als "ausgesprochen kritisch" beurteilen die Mannheimer Grünen die angekündigte Teilnahme von Greta Thunberg an der für Freitag angekündigten Kundgebung. Mannheim werde hier instrumentalisiert, um komplexe Konflikte auf eine Weise darzustellen, die der Stadt Mannheim nicht gerecht würden - einer Stadt, die für Vielfalt, Dialog und ein friedliches Miteinander stehe, so Tamara Beckh und Ines Joneleit, die Sprecherinnen des Kreisvorstands der Grünen Mannheim.
Mit-Veranstalter "Zaytouna" wehrt sich gegen Kritik an Thunberg-Auftritt
Die als Mitveranstalter auftretende Gruppierung "Zaytouna" dagegen schreibt auf Instagram, man wehre sich gegen die "haltlosen Angriffe pro-israelischer Lobbygruppen", die versuchten, die Veranstaltung zu "delegitimieren". Man lasse sich dadurch nicht zum Schweigen bringen.
Über die geplante Veranstaltung mit Greta Thunberg in Mannheim berichtete SWR-Reporter Patrick Figaj:
Kundgebung in Mannheim für Palästina
Die Veranstaltung ab 18 Uhr auf dem Mannheimer Marktplatz steht unter dem Motto "Internationale Solidarität mit Palästina und der Klima-Bewegung". Mit Greta Thunberg sitzen laut einem Veranstaltungsplakat der "Climate Justice Activist" Hasan Özbay und die Aktivistin Hebh Jamal, die als Journalistin bezeichnet wird, auf dem Podium.
Über Hasan Özbays antisemitische Äußerungen gibt es einige Presseberichte.
SWR Aktuell vom 22.12.2023:
Klimabewegung Fridays For Future in der Kritik Rheinland-Pfälzer steckt hinter antisemitischen FFF-Postings
Israelfeindliche Postings der internationalen Sektion von Fridays For Future sorgen für Aufsehen. Dahinter steckt nur eine Handvoll Aktivisten - besonders auffällig: ein Rheinland-Pfälzer.
Die Pro-Palästina-Aktivistin Hebh Jamal soll in Mannheim leben. Sie hat wohl familiäre Verbindungen nach Gaza und hat an einem Dokumentarfilm mitgewirkt, der sich mit der Unterstützung des Kriegs in Gaza und der Rolle Deutschlands beschäftigt.
Greta Thunberg: Vom Klimastreik zur Aktivistin für Palästina
Greta Thunberg ist 21 Jahre alt. Sie wurde weltberühmt, als sie im Jahr 2018 mit einem selbst gebastelten Plakat in einen Schulstreik für den Klimaschutz trat. In der Folge wurde sie vor allem für junge Menschen zum Vorbild. So entstand die "Fridays for Future"-Bewegung, die immer freitags für Klimaschutz demonstrierte.
Im Zuge des Gaza-Krieges nach dem Hamas-Überfall auf Israel solidarisierte sich Thunberg mit den Palästinensern und trat auf mehreren pro-palästinensischen Demonstrationen auf. Kritiker warfen ihr daraufhin Antisemitismus vor.