Gerda und Kurt - Die Geschichte zweier Juden

Eine Graphic Novel über eine berührende Geschichte zweier Menschen

Zur Reichspogromnacht: Die Geschichte von Gerda und Kurt Klein

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Autor/in
Martina Senghas, Monika Regelin

Die Geschichte, wie der junge Walldorfer Kurt Klein vor den Nazis flieht und später die KZ-Überlebende Gerda Weissmann kennenlernt, ist unglaublich. Nun kann man sie nachlesen.

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Die Geschichte von Gerda Weissmann-Klein und Kurt Klein ist in Deutschland bisher wenig bekannt. In den USA dagegen gehört das Buch, in dem sie erzählt wird, mit zu den Klassikern der Holocaust-Literatur. "Nichts als das nackte Leben" ist zwar vor längerem schon einmal auf Deutsch erschienen, war aber lange vergriffen. Jetzt hat eine Gruppe von Engagierten dafür gesorgt, dass das Buch neu aufgelegt wurde. Und dass eine Graphic Novel - also ein Bilder-Roman - mit dem Titel "Gerda und Kurt" erschien.

Familie Klein
Kurt und Gerda Klein in Paris 1946

Hobbyhistoriker entdeckt die Geschichte zufällig

Dass die Geschichte der beiden Überlebenden nun auch hierzulande eine größere Aufmerksamkeit erfährt, ist maßgeblich dem Wieslocher Psychologen Wolfgang Widder zu verdanken. Er ist vor vier Jahren bei Recherchen zum 1250sten Stadtjubiläum von Walldorf auf sie gestoßen und seitdem lässt sie ihn nicht mehr los.

"Es ist zwar eine Geschichte mit einem "Happy End", aber es ist eben auch die Geschichte von einer jungen Frau, die in ein paar Jahren Dinge durchgemacht hat, die man sich kaum vorstellen kann.

Gerda Weissmann überlebt KZ und Todesmarsch

Was sie durchgemacht hat, hat Gerda Weissmann-Klein in dem Buch "Nichts als das nackte Leben" ausführlich beschrieben. Es erschien erstmals 1957. Weissmann ist als deutschsprachige Jüdin in Polen aufgewachsen und wurde nach Hitlers Einmarsch aus ihrer Familie gerissen und in Arbeits- und Konzentrationslager verschleppt. Als sich für die Deutschen die Niederlage abzeichnete, wurden sie mit 2.000 anderen Frauen aus den KZ genommen und auf einen Todesmarsch geschickt. Nur wenige überlebten.

Familie Klein
Kurt Klein und Gerda Weissmann-Klein bei einem Besuch in Volary im heutigen Tschechien

Kurt Klein wird als US-Soldat Gerdas Befreier

Kurt Klein und seine beiden Geschwister konnten rechtzeitig aus Walldorf in die USA fliehen. Ihre Eltern zu retten, gelang ihnen allerdings nicht, sie wurden zuerst nach Gurs deportiert und dann in Auschwitz umgebracht. Der junge Mann kehrte 1945 als amerikanischer Soldat nach Europa zurück und war bei der Befreiung der Konzentrationslager dabei. So lernte er Gerda Weissmann, seine spätere Frau, kennen. Er war der erste Mensch, der sie wieder wie ein Mensch behandelt hat, erzählt sie in ihrem Buch.

Zeitzeugen-Arbeit für Versöhnung und Toleranz

In den USA gründeten die beiden eine Familie, traten als Zeitzeugen auf und setzten sich unermüdlich für Versöhnung und Toleranz ein. 1995 erschien eine Film-Dokumentation über ihre Geschichte, die mit einem Oscar prämiert wurde. Kurt Klein starb 2002, Gerda Weissmann-Klein 2022.

Erinnern in Walldorf: Kurt-Klein-Tage und neue Bücher

Seitdem Wolfgang Widder diese Geschichte entdeckt hat, ist es ihm und einer Gruppe von Mitstreitern ein Anliegen, sie allem voran in der Region bekannter zu machen. Dazu wurden vor zwei Jahren in Walldorf Kurt-Klein-Tage organisiert und dazu wurde - in Zusammenarbeit mit den Heidelberg Center for American Studies (HCA) - die Neuauflage von Gerda Weissmann-Kleins Buch "Nichts als das nackte Leben" auf den Weg gebracht.

Gerda und Kurt - Die Geschichte zweier Juden

Graphic-Novel vor allem für junge Menschen

Um die Geschichte auch jungen Menschen zu vermitteln, hat Wolfgang Widder zusammen mit der Berliner Grafikerin Raissa Chikh außerdem eine Graphic Novel, eine Bildergeschichte, über Gerda und Kurt Kleins Leben verfasst. Das Buch soll Schulen kostenlos zur Verfügung gestellt werden - zusammen mit anderen Materialien.

"Es war von Anfang an ein Ziel, mit dieser beeindruckenden und berührenden Geschichte in die Schulen zu kommen und dafür zu sorgen, dass im Unterricht damit gearbeitet werden kann.

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Martina Senghas, Monika Regelin