1,2 Prozentpunkte oder anders ausgedrückt: 860 Stimmen machen den Unterschied zwischen dem neuen Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) und dem unterlegenen Kandidaten Thorsten Riehle (SPD).
Specht und Riehle konnten noch einmal mobilisieren
Der Mannheimer Politologe Marc Debus hat nicht mit diesem engen Ausgang zwischen den beiden gerechnet. Vielmehr habe vieles nach dem ersten Wahlgang dafür gesprochen, dass Specht mit deutlich mehr Stimmen vor Riehle lande. Offenbar sei es Thorsten Riehle aber gelungen, sehr gut zu mobilisieren, so Debus. Zum Beispiel in der Innenstadt, der Neckarstadt oder der Schwetzingerstadt. Aber: Auch Specht habe durchaus zugelegt und damit am Ende einen leichten Vorsprung gehalten.
Bekanntheit und Popularität geben Ausschlag für Specht
Dass Christian Specht am Ende das Rennen um das Oberbürgermeisteramt gemacht habe sei darauf zurückzuführen, dass er sehr bekannt und populär sei. Und in Mannheim verwurzelt ist, so Debus. Außerdem habe sich das bürgerliches Lager von Anfang an hinter ihm positioniert - ein massiver Vorteil aus Sicht des Politologen. Denn die Grünen und die Partei DIE LINKE hätten sich erst spät auf einen Kandidaten oder eine Kandidatin festgelegt. Specht habe sich deshalb gut positionieren können. Außerdem habe die rot-grüne Lagerbildung teilweise auch im bürgerlichen Lager mobilisiert. Eine Art Gegen-Effekt.
Aus landesweiter Perspektive ein historischer Erfolg
Der jetzige Erfolg für einen CDU-Kandidaten habe sich zwar immer mal wieder angedeutet. Beispielsweise 1999. Jetzt aber sei der Wahlsieg Spechts ein erster historischer Erfolg. Gerade in der baden-württembergischen Perspektive. Über Jahre hatte die SPD den Oberbürgermeister in der zweitgrößten Stadt im Land gestellt. Reaktionen aus der CDU-Parteispitze kamen prompt, BW-Innenminister Thomas Strobl ließ sich in einer Pressemitteilung mit den Worten "Das ist mega für Mannheim" zitieren.
Strobl: "Historischer Tag für Mannheim" OB-Wahl Mannheim: Christian Specht (CDU) gewinnt
Christian Specht (CDU) wird neuer Oberbürgermeister von Mannheim. Er hat knapp gegen Thorsten Riehle (SPD) gewonnen. Damit wird die Stadt erstmals seit Langem von der CDU regiert.
Politischer Flaschenhals Gemeinderat
Trotz CDU-Euphorie: Im Gemeinderat hat Specht nicht die politische Mehrheit hinter sich. Specht habe nun eine Art Veto-Spieler (Anmerkung der Red. Gegen-Spieler), mit dem er umgehen müsse. Gleichzeitig ist er der Agenda-Setzer, so Debus.
Niedrige Wahlbeteiligung symptomatisch für größere Städte
Die erneut niedrige Wahlbeteiligung bei der Wahl in Mannheim sei kein Alarmsignal für die Demokratie, so Debus. Auf kommunaler Ebene sei die Beteiligung per se immer niedriger. Das verstärke sich, je größer die Kommune werde. Denn die Bindung an Politikerinnen und Politiker sei in Großstädten schwächer. Deshalb sei die Wahlbeteiligung nicht unbedingt ein Gradmesser, wie gut es um die Demokratie an sich stehe. Allerdings müsse in Zukunft stärker deutlich gemacht werden, welche Relevanz OB-Wahlen hätten. Und Menschen müssten in politische Entscheidungsprozesse stärker integriert werden.