Politisch motivierte Straftat?

Mann attackiert Frau in Heidelberg wegen T-Shirt mit Bezug zu israelischen Geiseln

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Wolfgang Kessel
Wolfgang Kessel, Redakteur beim SWR in Mannheim

Ein Mann hat am Montag in Heidelberg ein Ehepaar attackiert. Auslöser war laut Polizei ein T-Shirt mit Israel-Bezug, das die Frau trug. Darauf war "Bring them home now" zu lesen.

Die Polizei fahndet nach einem Mann, der am Montagabend auf dem Heidelberger Neckarmünzplatz ein Ehepaar attackiert hat. Staatsanwaltschaft und Polizei gehen von einer politisch motivierten Straftat aus.

Wie die Ermittler am Mittwoch mitteilten, hatte sich der Angreifer wohl durch das T-Shirt der Frau gestört gefühlt. Darauf waren der Davidstern zu sehen und die Aufschrift "Bring them home now" - eine Forderung, die am 7. Oktober 2023 von der palästinensischen Terrororganisation Hamas verschleppten israelischen Geiseln zu befreien. Die Forderung wird in Israel seit vielen Monaten gestellt und richtet sich an Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.

Heidelberg

Bei Personenkontrolle ins Netz gegangen Angriff wegen Israel-T-Shirt in Heidelberg: Verdächtiger verhaftet

Die Polizei hat einen Mann verhaftet, der am Montag ein Ehepaar wegen eines T-Shirts in Heidelberg attackiert haben soll. Auf dem Oberteil war ein pro-israelischer Aufruf zu lesen.

Mann soll Frau aufgefordert haben, T-Shirt auszuziehen

Der Angreifer sei zunächst auf die Frau zugegangen und habe sie am T-Shirt gepackt, so die Polizei. Dann soll er sie aufgefordert haben, das T-Shirt auszuziehen. Die Frau wurde dabei leicht am Oberkörper verletzt. Als der Ehemann seiner Frau helfen wollte, schlug der Tatverdächtige ihm mehrfach ins Gesicht.

Dem Ehemann wurde seinen Angaben zufolge ein Zahn ausgeschlagen. Schließlich erschien die alarmierte Polizei am Neckarmünzplatz, daraufhin ergriff der Angreifer die Flucht und entkam trotz eingeleiteter Fahndung.

Constanze und Angel Quinonez-Pratt vor der Alten Brücke in Heidelberg
Constanze und Angel Quinonez-Pratt vor der Alten Brücke in Heidelberg, zwei Tage nach dem Angriff auf Constanze Quinonez-Pratt.

Angriff in Heidelberg: Frau in Kassel geboren

Die Frau ist nach SWR-Informationen deutsche Staatsbürgerin und in Kassel geboren. Sie ist christlichen Glaubens und lebt mit ihrem Mann auf Mallorca. Wie das Ehepaar dem SWR berichtet hat, trug die Frau am Tattag das T-Shirt aus Solidarität mit den Angehörigen der israelischen Geiseln. Sie erklärte, sie wolle damit nicht provozieren, sondern die Menschen zum Nachdenken anregen. Trotz der Attacke werde sie das Shirt auch weiterhin tragen.

Sie habe vor einigen Jahren einmal selbst in einem Kibbuz (eine jüdische Gemeinschaftssiedlung) in Israel gearbeitet und fühle sich dem Land verbunden. Die Frau und der Mann sagten dem SWR, sie seien trotz des Angriffs nicht verbittert, sie wollten am Donnerstag ihren Urlaub fortsetzen und nach Frankreich reisen.

Stadtmarketing Heidelberg will nächsten Heidelberg-Aufenthalt des Ehepaars bezahlen

Matthias Schiemer, Geschäftsführer des Heidelberger Stadtmarketings sagte dem SWR, er habe sich am Mittwochmorgen im Hotel "Zur Alten Brücke" persönlich bei dem Ehepaar entschuldigt. Schiemer sagte, Personen, die andere Menschen verletzen oder denunzieren, seien in Heidelberg nicht gewollt.

Heidelberg sei vielmehr "eine Willkommensstadt". Schiemer erklärte, er habe der Frau und dem Mann einen Geschenkekorb überreicht - samt einem Gutschein für den nächsten Heidelberg-Aufenthalt, den dann das Stadtmarketing bezahlen wird.

Der Neckarmünzplatz in Heidelberg, dort hat ein Mann eine Frau angegriffen.
Blick auf den Heidelberger Neckarmünzplatz. Dort kam es laut Polizei am Montag zu dem Angriff auf eine Frau.

Polizei hat Bilder des Tatverdächtigen von Heidelberg online gestellt

Der Polizei zufolge hat eine Zeugin die Attacke teilweise gefilmt. Auf dem Fahndungsportal der Polizei sind Bilder des mutmaßlichen Täters zu sehen. Das Amtsgericht Heidelberg hat die Veröffentlichung dieser Bilder angeordnet. Sie entstammen laut Polizei dem Video der Zeugin.

Laut Polizei sieht der Mann arabisch-stämmig aus, ist 1,70 Meter bis etwa 1,80 Meter groß und schlank, er trug zur Tatzeit ein weißes T-Shirt, eine schwarze lange Hose und schwarze Schuhe. An seinem rechten Arm ist eine auffällige Tätowierung zu sehen. Die Polizei bittet Zeugen darum, sich zu melden.

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