Deutschland in der Wohnkrise

Collegium Academicum in Heidelberg: Ein Wohnmodell für die Zukunft?

Stand
Autor/in
Laura Uzupyte
SWR-Reporterin Laura Uzupyte aus Mannheim.

Auf dem Campus des Collegium Academicum gibt es sechs Sozialwohnungen. Eine Bewohnerin erzählt von ihrer Wohnungssuche in Heidelberg und dem Glücksfall im selbstverwalteten Wohnheim.

In Heidelberg herrscht wie in vielen Städten große Wohnungsnot. Der durchschnittliche Mietpreis liegt bei über 16 Euro pro Quadratmeter. Darunter leiden vor allem Studierende und Alleinerziehende. Ein Beispiel, wie es auch anders geht, liefert das Collegium Academicum – ein von Studierenden errichtetes und selbstverwaltetes Wohnheim, das seit Anfang des Jahres auch Sozialwohnungen hat. Diese werden durch die Soziale Mietwohnraumförderung des Landes Baden Württemberg gefördert. 

Sozialwohnungen auf dem Campus des Collegium Academicum

Seit März lebt Iris Landwehr mit ihren zwei Söhnen in einer der sechs Sozialwohnungen im Altbau des Collegium Academicum. Von der Wohnungssuche nach der Trennung von ihrem Mann war die 56-jährige Alleinerziehende sehr frustriert - bis die Einladung vom Collegium Academicum kam. "Die Wohnungsbesichtigung war nicht das normale Schema F von einer Wohnungsbesichtigung. Es gab ein gemeinsames Mittagessen und dann Einzelgespräche", erinnert sich Iris.

Die Vermieter können sich heute eigentlich aussuchen, wen sie nehmen. Jemand mit Behinderung, in Teilzeit oder Alleinerziehend, wird von vornherein oft ausgeschlossen.

Für ihre 70 Quadratmeter zahlt sie 850 Euro – alles inklusive. Das Collegium Academicum erinnert Iris an ihre eigene Studentenzeit. Ihr gefällt, dass die Studierenden den Altbau selbst mitrenoviert haben. "Es ist etwas ganz anderes als eine normale Wohnung. Und ich finde es einfach toll, dass es hier Menschen gibt, die ich ansprechen kann, wenn ich irgendwelche Schwierigkeiten habe", schwärmt Iris von ihrer Sozialwohnung.

Das Collegium Academicum - ein Wohnprojekt das erste seiner Art

Auf den Wohnungsmangel in Heidelberg haben einige Studierende 2013 reagiert und ein selbstverwaltetes Studierendenwohnheim gegründet: Das Collegium Academicum - kurz CA. Die Projektgruppe hat langen Atem bewiesen: Im Februar 2023 konnten die ersten Studierenden und Auszubildende einziehen. Rund 21 Millionen Euro an Krediten, Fördergeldern und Spenden haben sie für das Wohnprojekt zusammengetrieben, circa drei Millionen Euro davon sind Direktkredite von Privatpersonen. Die Kredite werden durch die Miete der Bewohnenden bedient.

Das CA bietet viel mehr als nur Wohnraum. Es ist ein Ort für Gemeinschaft und Zusammenhalt, den man nur so nirgends so kriegen kann.

Heute leben 250 Menschen auf dem Gelände des ehemaligen US-Hospitals in Heidelberg-Rohrbach. Im Altbau befinden sich unter anderem zwei frei finanzierte Mietwohnungen sowie sechs Sozialwohnungen, die von Menschen in jedem Alter mit Wohnberechtigungsschein bezogen werden können. Im ökologischen Holz-Neubau gibt es 46 Wohngemeinschaften für drei oder vier Personen für junge Menschen. Die Nachfrage auf ein WG-Zimmer war auch im Wintersemester groß.

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Eigenleistung für günstige Miete

Christiane Brenner wohnt seit Sommer im Holz-Neubau des CA auf sieben privaten Quadratmetern in einer Vierer-WG. Die Psychologie-Studentin hatte lange auf ein Zimmer im selbstverwalteten Wohnheim gewartet. "Das bedeutet, dass wir jede Aufgabe, die hier anfällt, ganz alleine bewältigen müssen. Wir haben zum Beispiel keinen Hausmeister, der uns irgendwie unsere Sachen hinterherträgt", erklärt Christiane. Die Eigenleistung schlägt sich auf die Miete nieder: Alle zahlen im Neubau 375 Euro - alles inklusive.

Wohnung dringend gesucht: Leben in der Wohnkrise

Das Collegium Academicum in Heidelberg will zeigen, wie man den Wohnungsmangel auch angehen kann. Leerstand auf dem Land, Platzangst in der Stadt - das Reportageformat "Bundesvibe" begleitet Menschen, die eine Wohnung suchen, die Wohnungen anzubieten haben – und solche, die sich selbst ein Zuhause bauen. Die ganze Folge zur Wohnkrise in der ARD-Mediathek.

Plakat zu "Bundesvibe", dem Reportageformat in der ARD-Mediathek

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