Eine Anzeige WG-Zimmer gesucht hängt an einer Pinnwand in der Uni Freiburg.

Viele Studierende zum Semesterstart noch ohne Wohnung

Heidelberg: 2.400 Studierende bekommen keinen Platz im Wohnheim

Stand
Autor/in
Désirée Kast
Bild von Désirée Kast, Redakteurin im SWR Studio Mannheim-Ludwigshafen und Moderatorin bei DASDING
Sarah Keller

Allein auf ein Zimmer im Wohnheim in Heidelberg haben sich für das Wintersemester 5.300 Studierende beworben. 2.400 stehen noch auf der Warteliste, aber alle Zimmer sind schon belegt.

Die Wohnungssituation in Heidelberg ist nach wie vor sehr angespannt und die Mieten sind auf dem privaten Wohnungsmarkt für viele Studierende oft unerschwinglich. Das Studierendenwerk bietet Wohnheimplätze für durchschnittlich 315 Euro an. Im Vergleich zu den WG-Preisen im Schnitt von 431 Euro in Heidelberg sind die Wohnheime damit deutlich günstiger. Drei Wochen vor Semesterstart sind alle freien Zimmer in den Wohnheimen bereits vergeben - aber nicht alle haben ein Zimmer. Von den insgesamt 5.300 Bewerberinnen und Bewerbern können nur 2.900 Studierende in Wohnheimen unterkommen, teilte das Heidelberger Studierendenwerk mit. Für den Rest heißt es, entweder auf dem privaten Wohnungsmarkt weiterzusuchen, zu pendeln oder sich doch für eine andere Stadt zu entscheiden.

Die WG-Suche lässt Studierende verzweifeln

Jannis Willert hat noch keine Wohnung in Heidelberg gefunden. Das erste Semester geht für den 18-Jährigen schon in zwei Wochen los. Beim Studierendenwerk stehe er auf der Warteliste und auf Bewerbungen bei privaten Inseraten antworte keiner, sagt er. Für Jannis heißt es deshalb erstmal drei Stunden täglich pendeln von Frankfurt, bis er eine Wohnung oder WG gefunden hat.

Es ist schon sehr frustrierend. Es gibt keine Alternativen und es geht vielen so wie mir.

Student Jannis Willert füllt ein Formular beim Studierendenwerk Heidelberg aus
Jannis Willert, Physikstudent, gibt seine Daten an das Studierendenwerk weiter.

Alicia Vercruysse fängt im Oktober mit ihrem Wirtschaftsmaster an. Bis Mitte Oktober lebt sie noch zur Zwischenmiete in einer WG, für die Zeit danach habe sie noch nichts. Alicia geht auf "WG-Castings", Wohnungsbesichtigungen und fragt Freunde, ob sie etwas wüssten. Die Wohnungen, die sie sich angeschaut hat, seien teuer oder dreckig. Wenn sie in den nächsten drei Wochen keine Wohnung findet, muss sie auf dem Sofa von einer Freundin schlafen.

Es stresst mich. Ich will mir hier ein neues Leben aufbauen. Aber wenn der Vertrag zu Ende ist, wo gehe ich dann hin?

Collegium Academicum: Studis haben sich selbst ein Zuhause gebaut

Auf den Wohnungsmangel haben einige Studierende schon 2013 reagiert und ein selbstverwaltetes Studierendenwohnheim gegründet – das Collegium Academicum (CA). Hier können Studierende und Auszubildende seit Februar 2023 in bezahlbaren und ökologischen WGs leben. Allerdings musste auch das CA für dieses Wintersemester von 90 Bewerberinnen und Bewerbern 77 ablehnen.

Das Collegium Academicum ist aus Holz gebaut und hat Platz für über 250 Menschen
Das selbst verwaltete Studierendenwohnheim "Collegium Academicum" wurde von Studierenden geplant und gebaut. 2023 wurde es eröffnet.

Studentenwohnreport: Es bleibt angespannt in Heidelberg

Der Finanzdienstleister MLP legt jedes Jahr gemeinsam mit dem Institut der Deutschen Wirtschaft seinen Studentenwohnreport vor. Im vergangenen Jahr hatte dieser gezeigt, dass die Kaltmiete in Heidelberg 2023 um acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr angestiegen war. Damit war die Stadt der Spitzenreiter in Deutschland, was steigende Mieten für Studierende angeht. Aus dem diesjährigen Studentenwohnreport geht nun hervor, dass es in diesem Jahr mehr Studierende in Heidelberg gibt bei gleichzeitig weniger Wohnungsangeboten.

Studierendenwerk wünscht sich mehr Geld und Grundstücke

Kritik an der Situation kommt vom Studierendenwerk Heidelberg. Es fehle an Geld und Grundstücken, um neue Wohnheime zu bauen. Das sei eine Frage der Politik, kritisiert Kristian Willenbacher, Berater für Studierende beim Studierendenwerk.

Die Universitäten sind in den letzten Jahren gewachsen, die benötigte Infrastruktur in dem benötigten Maße ist nicht mitgewachsen.

Das Studierendenwerk stellt zwar Notunterkünfte zu Verfügung, wo noch suchende Studierende am Anfang des Semesters für wenige Wochen unterkommen können. Langfristig ist das aber keine Lösung. „Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann wären es finanzielle Mittel, um günstigen Wohnraum zu bauen“, so Kristian Willenbacher.

Mehr zur Wohnungnot von Studierenden

Heidelberg

Bürgerbefragung in Heidelberg Ergebnisse der Heidelberg-Studie: Zu wenig Wohnraum und zu hohe Mieten

Die Stadt Heidelberg hat die Ergebnisse der neuesten Heidelberg-Studie veröffentlicht. Die Befragten klagten vor allem über zu wenig Wohnraum und zu hohe Mieten.

Baden-Württemberg

Das Wintersemester beginnt In Unistädten fehlen wieder Wohnungen für Studierende

Viele Studierende finden keine bezahlbare Wohnung. Im Gespräch mit SWR-Moderator Andreas Böhnisch erklärt An Tang von der Landesstudierendenvertretung BW, wo die Probleme liegen.

Guten Morgen Baden-Württemberg SWR1 Baden-Württemberg

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.