Die Stadt Mannheim ruft ihre Einwohner dazu auf, sich an der Abstimmung (online oder auf dem Postweg) über die neuen Namen von vier Straßen im Stadtteil Rheinau zu beteiligen. Die Abstimmung beginnt am Montag und endet laut Stadt am 17. März. Konkret geht es um die Gustav-Nachtigal-Straße, die Leutweinstraße, die Lüderitzstraße und die Sven-Hedin-Straße.
Vertreter der deutschen Kolonialgeschichte, ein Hitler-Bewunderer
Theodor Leutwein, Adolf Lüderitz und Gustav Nachtigal waren führende Vertreter der deutschen Kolonialherrschaft in Afrika in der Kaiserzeit. Historikern zufolge stehen sie in Verbindung mit Ausplünderung und brutaler Unterdrückung der örtlichen Bevölkerung. Sven Hedin, der 1952 starb, galt als fanatischer Bewunderer Adolf Hitlers.
Koloniale Vergangenheit Koloniales Erbe: Mannheimer Straßen wie umbenennen?
In Mannheim diskutierten Expertinnen und Experten - unter anderem aus Namibia - über den Umgang mit der kolonialen Vergangenheit. Dabei ging es auch um die Umbenennung von Straßen.
Initiative für Umbenennung geht auf Mannheimer Grüne zurück
Drei Straßen erhielten ihre Namen Anfang der 1930er Jahre, während der Nazidiktatur in Deutschland. Die Sven-Hedin-Straße kam 1985 dazu. Die Initiative für die Umbennenung der Straßen geht auf einen Antrag der Gemeinderatsfraktion der Grünen vor einigen Jahren zurück. Im Februar 2022 beschloss schließlich der Mannheimer Gemeinderat mehrheitlich eine Umbenennung dieser Straßen.
Umbenennung von vier Straßen: 18 Namen stehen zur Wahl
Zur Abstimmung stehen nun die Namen von 18 Personen, die allesamt von Experten mit Blick auf mögliche historische Vorbelastungen überprüft wurden. Unter diesen Personen sind zum Beispiel die aus Südafrika stammende Sängerin Miriam Makeba (1932-2008), die mit dem Lied "Pata Pata" weltberühmt wurde. Außerdem der Pfälzer Polarforscher Georg Balthasar Neumayer (1826-1909) und die US-amerikanische Zoologin Dian Fossey (1932-1985), die das Verhalten der Berggorillas erforschte und sich deren Schutz widmete.
Siedlergemeinschaft Rheinau-Süd: Marco Polo einer der Favoriten
In einer Vor-Abstimmung in der vergangenen Woche hat sich die Siedlergemeinschaft Rheinau-Süd auf vier favorisierte Namen festgelegt: Georg Balthasar Neumayer, Entdecker Marco Polo, sowie die beiden Reise-Schriftstellerinnen Ida Pfeiffer (Österreich, 1797-1858) und Isabelle Eberhardt (Schweiz, 1877-1904).
Arbeitskreis Kolonialgeschichte unter anderem für Miriam Makeba
Der Arbeitskreis (AK) Kolonialgeschichte Mannheim präferiert dagegen vier Personen, die "nicht aus der überlegenen Perspektive weißer Menschen auf die Welt blicken". Der Blick dieser Personen sei unter anderem "gespeist durch Erfahrungen in kolonialisierten afrikanischen Ländern", teilte der AK mit.
Der AK Kolonialgeschichte spricht sich für May Ayim (Dichterin, Pädagogin und Aktivistin der afrodeutschen Bewegung), Rudolf Duala Manga Bell (einst König in Kamerun, Anführer des Widerstandes gegen die widerrechtliche Vertreibung der Duala), Wangari Maathai (frühere kenianische Politikerin) und Sängerin Miriam Makeba aus.