Das war der Liveticker zu den Überflutungen in Baden-Württemberg

Hochwasser in BW: Pegelstände sinken, Fäkalien fließen auf Spielplatz, Frau aus Baum gerettet

In den meisten Hochwasser-Gebieten in Baden-Württemberg entspannt sich die Situation mehr und mehr. In vielen Orten laufen die Aufräumarbeiten. Hier alles Wichtige im Rückblick.

Hochwasser auch an der Rotach

In vielen Gemeinden entlang der von Dauerregen belasteten Flüsse in Süddeutschland könnte es am Samstag zu heftigen Überschwemmungen kommen. In der Bodenseeregion ist auch der Wasserpegel der Rotach gestiegen.

Urlauber in Meckenbeuren in Notunterkunft

Die Gemeinde Meckenbeuren im Bodenseekreis ist seit gestern Abend besonders vom Hochwasser betroffen. Die Rathausverwaltung rät bis zu 1.300 Menschen in besonders gefährdeten Gebieten, ihre Wohnungen zu verlassen und die vorbereiteten Notunterkünfte beispielsweise im Bildungszentrum aufzusuchen. Reinhard Hermann macht mit seiner Familie gerade Urlaub in Meckenbeuren am Bodensee. Vergangene Nacht ist die Familie in die Notunterkunft gekommen. Er berichtet von der Situation vor Ort:

Straße bei Reutlingen wegen Erdrutsch teils gesperrt

Die Landesstraße zwischen Öschingen und Gönningen ist wegen eines Erdrutsches derzeit halbseitig gesperrt. Laut Polizei gilt dies voraussichtlich bis in den Nachmittag hinein. Grund für den Erdrutsch ist der anhaltende Regen. Aufgrund der Wetterlage steigen die Flusspegel in der Region weiter an. Es besteht vielerorts Hochwassergefahr.

Hinweis: In einer vorherigen Version des Eintrags hieß es, die Strecke zwischen Gönningen und Reutlingen sei betroffen. Diesen Fehler haben wir korrigiert.

Ulm: Wasserpegel steigen, Donau ist über Ufer getreten

Dauerregen hat die Pegel von Donau, Iller und Weihung in der vergangenen Nacht weiter steigen lassen. In Ulm und Neu-Ulm ist die Donau über die Ufer getreten, auch Donauzuflüsse im Alb-Donau-Kreis und im Kreis Biberach sowie die Weihung in Illerkirchberg sind betroffen. Etliche Straßen sind überschwemmt, die Feuerwehren in der Region sind vielerorts wegen vollgelaufener Keller im Einsatz. Kreise und Kommunen hatten sich bereits gestern auf eine Hochwasserlage vorbereitet. Der Kreis Günzburg (Bayern) hat gestern Abend als erster den Katastrophenfall ausgerufen. In einem ersten Schritt wurden Campingplätze an Günz, Kammel und Mindel evakuiert. Auch der Wohnmobil-Stellplatz am Neu- Ulmer Donaubad wurde gestern Abend geräumt. Außerdem wurde der Hochwasserschutz an beiden Donauufern verstärkt, unter anderem Aussparungen im Damm entlang der Donau geschlossen. Die Uferwege sind teilweise gesperrt. In Illerkirchberg hat die Feuerwehr mobile Hochwassersperren errichtet. Die Stadt Leipheim im Kreis Günzburg hat das Donau-Wasserwerk abgeschaltet, ein anderes Wasserwerk hat die Versorgung mit Trinkwasser übernommen.

Ulm

Warnung vor Hochwasser Wie sich Kommunen zwischen Ulm und Ostalb auf Überschwemmungen vorbereiten

Dauerregen hat die Pegel von Donau, Iller, Weihung und etlicher Zuflüsse in der Nacht von Freitag auf Samstag weiter steigen lassen. Erste überflutete Straßen und Wege wurden gesperrt.

SWR4 am Freitag SWR4

Braunsbach: Campingplatz vorsorglich geräumt

Der Deutsche Wetterdienst warnt auch in der Region Hohenlohe vor teils extrem ergiebigem Dauerregen. In Braunsbach (Kreis Schwäbisch Hall) wurde der Naturcampingplatz vorsorglich von den Betreibern geräumt, rund 50 Gäste traten vorzeitig die Heimreise an. Am Neckar von Besigheim (Kreis Ludwigsburg) bis Heilbronn besteht laut Warn-App NINA eine mäßige Hochwassergefährdung. Im Einzugsgebiet der Neckarzuflüsse Zaber, Leinbach und Elsenz wird ebenfalls eine mäßige Hochwassergefährdung prognostiziert, bei der Sulm eine mittlere. Die Feuerwehren in der Region wappnen sich für mögliche Einsätze. Die Feuerwehr Heilbronn geht von einem Hochwasser aus, wie es etwa alle zehn Jahre vorkommt. Bei Bedarf können schnell Sandsäcke bei einer Heilbronner Firma für Kies und Sand mit einer Maschine abgefüllt werden.

Dauerregen: In BW vor allem Wangen im Allgäu betroffen

Im Süden Deutschlands geht weiterhin Dauerregen in beträchtlichen Mengen nieder. Im schwäbischen Sigmarszell (Kreis Lindau) etwa fielen innerhalb eines Tages rund 128 Liter Regen pro Quadratmeter. Auch in fünf weiteren Städten in Bayern und Baden-Württemberg kamen bis zum frühen Samstagmorgen Niederschlagsmengen von mehr als 100 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden zusammen, wie ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sagte. In Baden-Württemberg war Wangen im Allgäu (Kreis Ravensburg) der Ort mit dem meisten Regen, dort fielen rund 108 Liter pro Quadratmeter. In Kißlegg (Kreis Ravensburg) waren es rund 105 Liter. Der Dauerregen hat vielerorts die Wasserstände der Flüsse ansteigen lassen.

Flüsse und Bäche steigen weiter an

Inzwischen ist bei vier Pegeln in Baden-Württemberg der jeweilige Messwert für ein 50-jährliches Hochwasser überschritten worden. Neben der bereits erwähnten Lindach in Kirchheim unter Teck Kreis Esslingen) ist das bei der Kanzach in Unlingen (Kreis Biberach), der Schmiddis (Kreis Ravensburg) und dem Stehenbach in Unterstadion (Alb-Donau-Kreis) der Fall. Acht weitere Flüsse und Bäche erreichen derzeit die Marke für ein 20-jährliches Hochwasser.

Hochwasservorhersagezentrale rechnet mit sehr großen Hochwassern

An zahlreichen Pegeln in der östlichen Landeshälfte steigen die Wasserstände laut Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg (HVZ) derzeit rasch an. Dort könnten sich sehr große Hochwasser bilden, wie die Behörde in der Nacht mitteilte.

Insbesondere im Raum Oberschwaben sind demnach sogar 50- bis 100-jährliche Hochwasser und sogar darüber hinaus möglich. Hierdurch könnten sich größere Überflutungen in bebauten Gebieten und Ortslagen ergeben.

Bodenseekreis: Feuerwehren füllen tausende Sandsäcke

Der Bodenseekreis hat ein zentrales Sandsacklager an der Messe in Friedrichshafen in Auftrag gegeben, wie der Kreisfeuerwehrverband Bodenseekreis mitteilte. Der Kreis Sigmaringen liefere dorthin im Laufe der Nacht 10.000 Sandsäcke. Mehrere Tausend weitere Sandsäcke würden von Feuerwehren aus dem Kreis angeliefert. Laufend würden weitere Sandsäcke bei den Feuerwehren Tettnang und Überlingen befüllt, mit denen vor Ort Gebiete gesichert werden.

Stehenbach und Lindach erreichen kritische Hochwassermarken

An zahlreichen Orten im Land sind bereits kritische Hochwassermarken überschritten worden. Laut der Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg liegt der Pegel des Stehenbach in der Gemeinde Unterstadion (Alb-Donau-Kreis) mit derzeit 2,52 Metern nur noch drei Zentimeter unter dem Wert des 50-jährlichen Hochwassers. Auch der Pegel der Lindach in Kirchheim unter Teck (Kreis Esslingen) hat mit derzeit 2,96 Metern den Wert eines 20-jährlichen Hochwasser (2,77 Meter) bereits deutlich überschritten.

Empfehlung für Meckenbeuren: 1.300 Menschen sollten Häuser verlassen

Auch im baden-württembergischen Bodenseekreis mussten bereits Menschen ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Wegen akuter Hochwassergefahr wurde am Freitagabend rund 1.300 Menschen in Meckenbeuren geraten, woanders zu übernachten. Es handele sich um keine Evakuierung, sondern um eine Empfehlung, sagte eine Gemeindesprecherin.

Die Feuerwehr informiert den Angaben zufolge mit Durchsagen die betroffenen Anwohner, die für die kommenden Nächte bei Angehörigen oder Freunden unterkommen sollen. Alternativ gibt es einen Schutzraum in einem Bildungszentrum, weitere Unterkünfte etwa in der Schule seien in Vorbereitung.

Mehrfamilienhaus in Lindau evakuiert - Straßen überflutet

Blicken wir ein wenig über die Landesgrenze hinaus auf die bayerische Seite des Bodensees: Dort musste in Lindau vorsorglich ein Mehrfamilienhaus evakuiert worden. Weil Wasser eingedrungen war, habe die Möglichkeit eines Kurzschlusses bestanden, sagte eine Sprecherin der Stadt am Freitagabend der Deutschen Presse-Agentur. Die Bewohner des Hauses wurden demnach mit einem Bus zu einer Turnhalle gebracht, in der sie die Nacht verbringen konnten.

Einige Straßen und Unterführungen im Stadtgebiet seien überflutet, der Stadtbus-Verkehr sei eingestellt, so die Sprecherin weiter. Feuerwehr und Technisches Hilfswerk seien im Dauereinsatz. Es gebe regelmäßige Lagebesprechungen zwischen Rettungskräften, Feuerwehr, Polizei und Landratsamt.

Hochwasserrisiko in Weingarten: Anwohner sollen Untergeschosse meiden

Viele Bewohner der Stadt Weingarten bei Ravensburg sollen die Untergeschosse meiden und auf keinen Fall im Keller schlafen. Diese Empfehlung gaben die Stadtverwaltung sowie die Feuerwehr heraus. "Sofern dies nicht möglich ist, wird dringend angeraten, die betroffenen Gebiete zu verlassen", teilte die Stadt in der Nacht zu Samstag mit. Es werde eine Notunterkunft eingerichtet.

"Vorsorglich können Sie noch versuchen, wertvolle Gegenstände aus Keller oder Erdgeschoss nach oben zu bringen", hieß es auf der Seite der Einsatzkräfte. "Es ist leider zur Zeit unklar, wie schnell die Pegel im weiteren Verlauf steigen werden. Daher gilt besondere Vorsicht!" Bettlägrige und betreuungsbedürftige Menschen sollten sich bei einer Hotline melden. Wie ein Reporter vor Ort berichtete, machte die Feuerwehr am späten Abend in den betroffenen Straßen auch entsprechende Durchsagen.

Der Landkreis Ravensburg teilte am Freitagabend mit, es sei nicht auszuschließen, dass einzelne Städte oder Gemeinden möglicherweise Evakuierungsentscheidungen treffen könnten. Er bat "Bürgerinnen und Bürger noch einmal nachdrücklich, sich die NINA-Warnapp auf das Handy zu laden und diese so einzustellen, dass bei einer Evakuierungsmeldung ein Alarm ertönt. Dazu muss das Handy angeschaltet sein und darf sich nicht im Flugmodus befinden."

Regensummen von bis zu 150 Liter pro Quadratmeter

Am stärksten sind laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) die Regionen Oberschwaben und Ostalb betroffen. So werden in Ravensburg etwa Niederschlagsmengen zwischen 60 und 100 Liter pro Quadratmeter erwartet. Im südlichen Oberschwaben sowie auf der Ostalb können demnach sogar extreme Regensummen von bis zu 150 Liter pro Quadratmeter erreicht werden. "Da fällt quasi eine Monatsmenge Regen innerhalb von zwei Tagen", sagte ein DWD-Meteorologe am Freitagnachmittag. "Es ist vergleichbar mit den Regenmengen, die vor Kurzem im Saarland herunterkamen."

Jahrhunderthochwasser droht im Osten Baden-Württembergs

Durch teilweise extremen Dauerregen sind Experten zufolge Jahrhunderthochwasser im Osten Baden-Württembergs möglich. Die Hochwasservorhersagezentrale (HVZ) der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) geht einer Hydrologin zufolge davon aus, dass die Hochwasser in der Nacht von Freitag auf Samstag ihr Maximum erreichen.

Denkbar seien Hochwasser, wie sie nur einmal in 100 Jahren zu erwarten sind, insbesondere in den Donau- und Bodenseezuflüssen der Region Oberschwaben. Das betreffe etwa die Bodenseezuflüsse Schussen und Argen sowie die Donauzuflüsse Riss und Rot. Auch in der Region Ostalb werde teilweise vor sehr großem Hochwasser gewarnt, sagte die Hydrologin am Freitagnachmittag.

Baden-Württemberg

1.300 Menschen sollen Häuser verlassen Höchste Unwetter-Warnstufe - Im Osten von BW droht Jahrhundert-Hochwasser

Über das Wochenende wird in BW starker Dauerregen erwartet. Örtlich drohen Überflutungen, vor allem an Donau- und Neckarzuflüssen. In Meckenbeuren wird 1.300 Menschen geraten ihre Häuser zu verlassen.

SWR1 Baden-Württemberg SWR1 Baden-Württemberg

Warnung vor extremem Unwetter

Seit Stunden schon regnet es in Baden-Württemberg. Vor allem der Osten des Landes ist betroffen, hier gilt die höchste Unwetter-Warnstufe 4 - Warnung vor extremem Unwetter. Sie soll noch bis 24 Uhr am Sonntag gelten. Die aktuelle Entwicklung können Sie ab sofort hier in unserem Liveticker verfolgen.

Die Wettervorhersage vom Freitagabend im Video:

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Rettungskräfte weiter im Einsatz Weiterhin angespannte Hochwassersituation in Meckenbeuren

Am Bodensee, in Oberschwaben und im Allgäu hält der Dauerregen an. In Meckenbeuren (Bodenseekreis) und Ochsenhausen (Kreis Biberach) ist die Lage besonders angespannt.

SWR4 am Abend SWR4

Heilbronn

Feuerwehren sind immer wieder im Einsatz Dauerregen sorgt in Heilbronn-Franken teils für Überschwemmungen und volle Keller

Feuerwehren und Bürger an Flüssen und Bächen wappnen sich für ein Hochwasser. In Lauffen am Neckar sind die ersten Keller vollgelaufen.

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