Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sieht kein flächendeckendes Gewaltproblem in Freibädern im Land. "Wir müssen jetzt nicht den Leuten Angst machen, in die Schwimmbäder zu gehen", sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. "Das sind Einzelfälle und den Einzelfällen wird konsequent nachgegangen, so wie wir das immer machen." Man nehme diese Vorfälle sehr ernst, so Kretschmann weiter.
Kretschmann: Ursachen herausfinden und bekämpfen
"Wenn man einzelne Übergriffe in Freibädern nun hochjazzt, als könne man in Deutschland nicht mehr friedlich und fröhlich baden gehen, dann macht man einen Fehler - statt die Probleme dort, wo sie auftauchen, konkret zu lösen", sagte Kretschmann. So gebe es etwa einen erheblichen Mangel an Bademeistern. "Es geht darum, dass wir grundsätzlich die Ursachen für diese Aggressionen und Übergriffe herausfinden und bekämpfen."
Gewalt und Sexualdelikte in Freibädern in Baden-Württemberg
Gewaltsame Auseinandersetzungen in Berliner Freibädern hatten zuletzt für bundesweite Schlagzeilen gesorgt. Auch in Baden-Württemberg steigt die Zahl der Sexualdelikte, der Schlägereien und Diebstähle in Freibädern seit der Pandemie. In einem Mannheimer Freibad kam es etwa vor Kurzem zu einer Massenschlägerei mit 40 Personen und mindestens fünf Verletzten. Unbekannte schlugen dem Bademeister des Malscher Freibades bei Karlsruhe einen Zahn aus, weil er sie kurz vor Badeschluss gebeten hatte, das Bad zu verlassen.
Leichtverletzter durch Messerstich Keine Spur nach Massenschlägerei in Mannheimer Freibad
Nach einer Massenschlägerei mit über 40 Beteiligten in einem Mannheimer Freibad fehlt von zwei gesuchten Männern noch jede Spur. Das bestätigte eine Polizeisprecherin.
Noch mehr Straftaten vor der Pandemie
Tatsächlich ist Baden-Württemberg nach Bayern das Land mit den meisten Straftaten in Freibädern. Allerdings wurden im Jahr 2022 zum Teil deutlich weniger Straftaten registriert als im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie. In Baden-Württemberg waren die Werte 2022 - die Pandemie-Jahre ausgenommen - auf dem tiefsten Wert der letzten zehn Jahre. Bei den Rohheitsdelikten wie Raub, Bedrohung oder Körperverletzung gab es 2022 aber in Baden-Württemberg einen Anstieg von 41 Fällen.
Laut dem baden-württembergischen Innenministerium zeichnet sich für das erste Halbjahr 2023 ein Anstieg der Gesamtstraftaten sowie unter anderem der Gewalt- und Aggressionsdelikte ab. Allerdings schreibt das Ministerium, dass eine Bewertung zu dem Zeitpunkt nur "eingeschränkt möglich" sei.
Straftaten in Schwimmbädern: auch Landtag diskutiert über Probleme
Die AfD im Landtag hatte vergangene Woche in einer aktuellen Debatte im Landtag von "systematischer sommerlicher Randale" gesprochen. Innenminister Thomas Strobl (CDU) hatte betont, er sehe in Baden-Württemberg keine vergleichbaren Probleme mit Gewalt in Freibädern wie in Berlin. Er warf der AfD vor, sie versuche, die Menschen zu verunsichern. "Wir sind nicht der Wannsee, wir sind in Baden-Württemberg", sagte Strobl am Donnerstag im Landtag in Stuttgart. Man habe die Lage im Blick.
AfD kritisiert Landesregierung Freibad-Gewalt: Strobl sieht keine Probleme wie in Berlin
Wegen Gewalttaten in Freibädern wirft die AfD der Landesregierung Versagen vor. Innenminister Thomas Strobl betont: Die Anzahl der Straftaten in Freibädern ist im Vergleich zur Zeit vor Corona rückläufig.