Die wiederholten Hitzewellen und -warnungen in diesem Sommer zeigen, dass die Bevölkerung besser geschützt werden muss. Die Kommunen wollen für mehr öffentliche Trinkwasserbrunnen sorgen.
Initiative "Refill Deutschland" Hitze in BW: Kostenloses Trinkwasser in vielen Läden
Eigentlich geht es der Initiative "Refill Deutschland" um den Umweltschutz. Doch bei der Hitze bietet sie einen zusätzlichen Mehrwert: kostenloses Trinkwasser zum Mitnehmen.
Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland 1.300 Trinkbrunnen, es sollen 1.000 weitere hinzukommen. Denn die Bereitstellung von Leitungswasser durch Trinkwasserbrunnen an öffentlichen Orten gehört zur Aufgabe der Daseinsvorsorge. Die Kommunen in Baden-Württemberg sind dabei, Trinkwasserbrunnen aufzustellen, beispielsweise in Parks, Fußgängerzonen und in Einkaufspassagen. Und sie tun nicht nur das, um dem Klimawandel zu trotzen.
Trinkwasserplätze in ganz Baden-Württemberg
In Konstanz zum Beispiel spenden mehr als 20 Brunnen Trinkwasser. "Jährlich sollen vier bis fünf neue Trinkbrunnen installiert werden", teilte ein Stadtsprecher mit. Mit 13.000 bis 17.000 Euro pro Brunnen müsse gerechnet werden.
Auch in Ravensburg gibt es 17 öffentliche Trinkbrunnen, die bei Hitze gegen den Durst an heißen Sommertagen helfen sollen.
17 Brunnen im Stadtgebiet Trinkwasserbrunnen in Ravensburg gegen heiße Sommertage
Die Stadt Ravensburg weist darauf hin, dass im Stadtgebiet 17 Trinkwasserbrunnen stehen. Die Brunnen sollen gegen den Durst an heißen Sommertagen helfen.
In der Universitätsstadt Tübingen gibt es bislang zwei Trinkbrunnen. Ein Weiterer geht nach Auskunft einer Stadtsprecherin in den nächsten Wochen in Betrieb. Die Kosten trage die Stadtverwaltung Tübingen. Der Bau eines Trinkwasserbrunnens in der Altstadt koste bis zu 20.000 Euro pro Brunnen. "Das hat unter anderem mit der Verlegung der Trinkwasserleitungen im Untergrund zu tun und den denkmalschutzrechtlichen Vorgaben. 2024 sollen fünf weitere Trinkwasserbrunnen errichtet werden.
Auch kostenlose Toiletten gehören zum Konzept
In Freiburg gibt es drei Trinkstellen und neun Trogbrunnen, die als Trinkbrunnen ausgewiesen wurden. Weitere 25 Trogbrunnen sollen noch dieses Jahr als Trinkbrunnen ausgewiesen und ausgestattet werden. Am Mundenhof seien zwei Coolspots eingerichtet worden, so die Stadt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Bereich Streetwork/Kontaktnetz würden auf ihren Touren in der Stadt kleine Flaschen Wasser an bedürftige Menschen auf der Straße verteilen. Die Aktion "nette Toilette" helfe auch weiter. Rote Aufkleber an den Eingangstüren zahlreicher Gastronomiebetriebe in der Innenstadt signalisieren: Hier darf die Toilette umsonst benutzt werden. Denn ältere Menschen würden aus Angst, zur Toilette zu müssen, oft zu wenig trinken.
In Baden-Baden wurden Anfang dieses Jahres öffentliche Brunnen offiziell zu Trinkwasserbrunnen umfunktioniert. In Karlsruhe gibt es ebenfalls öffentliche Trinkbrunnen, aber auch sogenannte "Refill Stations". Das sind Einzelhändler und Gastronomen, die anbieten, dass man sich bei ihnen am Wasserhahn Leitungswasser abfüllen kann.
Trinkbrunnen und Auffüll-Stationen Hier können Sie in Karlsruhe kostenlos die Wasserflasche auffüllen
Viel trinken ist wichtig, aber Wasser ist nicht immer zur Hand. In den nächsten Supermarkt rennen ist aber nicht immer nötig - zumindest nicht in Karlsruhe.
In der dicht besiedelten Innenstadt von Mannheim verschaffen seit wenigen Tagen zwei zusätzliche Trinkbrunnen Abkühlung an heißen Tagen. Nach dem Wasserspender am Alten Meßplatz, der seit einem Jahr sprudelt, sind nun drei von der Stadt unterhaltene Trinkwasserbrunnen in Betrieb, wie eine Stadtsprecherin mitteilte. Voraussichtlich im September würden weitere Trinkbrunnen installiert.
20.000 Euro kostet ein Trinkwasserbrunnen
Die Stadt Heidelberg hat einen Trinkwasserbrunnen an der Providenzkirche in der Altstadt aufgestellt, weitere am Wasserspielplatz an der Neckarwiese sowie auf der Alla-Hopp-Spielanlage in Kirchheim. "Die relativ aufwendigen Anlagen - aus Gründen der Wasserhygiene - sind immer über das Trinkwassernetz der Stadt Heidelberg angeschlossen", sagte eine Sprecherin. Die Aufstellung kostet einmalig rund 20.000 Euro, die Kosten zur Instandhaltung belaufen sich auf etwa 5.000 Euro jährlich. Weitere Trinkwasserspender seien geplant.
Über 250 Wasseranlagen in Stuttgart
In der Landeshauptstadt Stuttgart gibt es mehr als 250 Anlagen und Wasserspiele. Aus einigen sprudelt Mineral- und Heilwasser, andere wurden rein zur Zierde für Gebäude und Parkanlagen erbaut. Vom Tiefbauamt werden laut Stadt 195 Anlagen, davon 13 Mineralbrunnen, 106 Trinkbrunnen und 76 Wasserspiele auf öffentlichen Flächen betrieben.
"Dem Tiefbauamt stehen für die rund 180 Brunnenanlagen, die das Amt betreibt, circa 750.000 Euro pro Jahr zur Verfügung. Mit diesem Budget sind die Energiekosten für Strom, Wasser und Abwasser sowie Reinigung und anfallende Reparaturen abgedeckt", sagte ein Sprecher der Stadt Stuttgart.
Neues Gesetz zur Trinkwasser-Richtlinie seit Januar in Kraft
Bürgerinnen und Bürgern im öffentlichen Raum soll der Zugang zu qualitativ hochwertigem Trinkwasser ermöglicht werden. Mit der Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes hatte die Bundesregierung einzelne Vorschriften der sogenannten EU-Trinkwasser-Richtlinie umgesetzt. Das Gesetz ist am 12. Januar 2023 in Kraft getreten.