Wenn Winfried Kretschmann noch Schüler wäre, dann müsste er jetzt nachsitzen. Weil er seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Elfeinhalb Jahre trägt der Grünen-Ministerpräsident nun Regierungsverantwortung. In allen Bildungsrankings ist Baden-Württemberg seither abgerutscht.
Zuletzt in einer Studie an den Grundschulen, die nur alle fünf Jahre durchgeführt wird und von daher auch Kretschmanns Amtszeit markiert. Im Ländervergleich ist Baden-Württemberg in dieser Zeit weiter abgerutscht - und überrascht stellt der Grünen-Regierungschef nun fest, dass sein Land nach Bremen mit fast 50 Prozent aller Grundschüler den höchsten Migrationsanteil hat. Als ob das Industrieland Baden-Württemberg mit seiner starken Wirtschaft nicht schon immer ein Zuwanderungsland mit entsprechend hohem Migrationsanteil gewesen wäre.
Bildung ist Kernaufgabe der Länder
Jetzt, wo die ernüchternden Ergebnisse der jüngsten Studie schwarz auf weiß vorliegen, schaut Kretschmann nach Hamburg und lobt die Bildungspolitik der Hansestadt als leuchtendes Beispiel. Mit Unterstützung und Förderung von sozial schwachen Schülern hat es Hamburg von den letzten Plätzen in die Spitzengruppe geschafft. Als ob Baden-Württemberg das nicht auch hinkriegen würde - wenn Kretschmann es gewollt hätte. Den ehemaligen Lehrer haben Schulthemen aber nur am Rande interessiert. Dabei ist die Bildung eine Kernaufgabe der Länder.
Kretschmann lädt zum Kabinettsabend, damit auch alle Fachminister mal von der Bildungsmisere gehört haben. Und bringt gerade mal zwei Projektchen auf den Weg. An zwei Prozent aller Grundschulen. So wird das Problem nie gelöst. Deshalb: Nachsitzen, Herr Kretschmann. Sonst gibt’s im Zeugnis eine Fünf.