Es herrscht Ausnahmezustand in Bühl. Tausende Menschen feiern das Zwetschgenfest und damit die Frucht, die die Stadt Bühl vor vielen Jahren bekannt gemacht hat. 1840 wurde die Bühler Frühzwetschge zum ersten Mal entdeckt.
Zwetschgenkönigin von Bühl will Frühzwetschge wieder bekannter machen
Die neue Zwetschgenkönigin Alexandra Grasmik will der Bühler Frühzwetschge wieder zu mehr Erfolg verhelfen. In den kommenden Monaten will die 27-Jährige unter anderem Kindergärten und Schulen besuchen, um so Kindern das Bühler Original näher zu bringen. Auch beim Zwetschgenfest will Grasmik die vielen Gespräche nutzen, um die blaue Frucht wieder mehr in den Vordergrund zu rücken.
Zwetschgenkuchen im Festzelt kommt aus der Pfalz
Wer in diesem Jahr im Festzelt einen Zwetschgenkuchen bestellt, wird überrascht sein: Der Kuchen kommt aus der Pfalz und nicht aus Bühl. Der Grund: Der neue Festwirt ist Pfälzer und will an seinem bewährten Bäcker festhalten.
Zwetschgenfest 2023 in Bühl bis Montag
Das 74. Bühler Zwetschgenfest geht bis Montag. Neben einem Vergnügungspark mit verschiedenen Fahrgeschäften und einem großen Umzug am Sonntag, wird am Samstag zum ersten Mal ein dunkelblauer Heißluftballon mit der Aufschrift "Bühl. Die Zwetschgenstadt" abheben. Denn so darf sich die Stadt seit 1. Januar offiziell nennen.
Andere Zwetschgen ersetzen die Bühler Frühzwetschge
Die Zwetschgen aus Bühl wachsen unter anderem bei Obstbauer Walter Schmitt. Auf seinen Feldern im Bühler Stadtteil Kappelwindeck ist die Ernte noch in vollem Gange.
Das Original, die Bühler Frühzwetschge, ist bei ihm allerdings schon seit Wochen abgeerntet. Die Ernte ist hier aufwendiger, weil die Bäume größer gewachsen sind. Das Pflücken rentiere sich nicht mehr. Andere Zwetschgensorten wie "Katinka" oder "Hermanns" sind leichter und günstiger zu ernten. Aktuell erntet er noch die Sorte "Presenta".
Neue Zwetschgensorten auf dem Vormarsch
Schmitt setzt nur noch zu einem kleinen Teil auf die Bühler Frühzwetschge, die er in seiner eigenen Brennerei zu Schnaps verarbeitet. Weniger als zehn Prozent machen "die Bühler" auf seinen rund zehn Hektar großen Feldern aus. Andere Obstbauern in und um Bühl handhaben es ähnlich. Gerhard Vollmer aus Kappelwindeck findet es schade, dass die Bühler Frühzwetschge ihren Stellenwert im Markt komplett verloren habe.
Die Situation für ihn und andere Obstbauern wird mit steigenden Lohn- und Produktionskosten immer schwieriger. Die Zahl der Bauern im Voll- und Teilerwerb nehme seit Jahren ab, bedauert Walter Schmitt.
Bühler Zwetschgen auf dem Obstgroßmarkt Mittelbaden
Beim Obstgroßmarkt Mittelbaden (OGM) zählte man vor zehn Jahren rund 1.040 Tonnen "der Bühler", vergangenes Jahr waren es nur noch 50. In diesem Jahr liegt die Menge bislang bei 96 Tonnen. "Frostschäden während der Blüte beeinflussen die Ernte hier maßgeblich", sagte Christoph Harten, stellvertretender Geschäftsführer des OGM. "Ein grundsätzlicher Trend ist aber ablesbar."
Pflegeleichte Zwetschgensorten immer beliebter
Vor allem neue Sorten würden bevorzugt, was den Anteil der Bühler Frühzwetschge grundsätzlich zurückdränge. "Die Verschiebung in der Sorte beruht vor allem auf Kundenpräferenzen, dem veränderten Klima, besserer Resistenz gegen Schädlinge und Baumkrankheiten", erklärt Harten. Auch eine bessere Ertragsaussicht und ein vereinfachter Anbau seien Gründe.
Harten gibt aber auch zu bedenken: "Die Zahlen beruhen nur auf der bei uns angelieferten Menge." Heißt also: Es sei durchaus denkbar, dass der tatsächliche Anbau in der Region abweichend ist, da Erzeuger ihre Zwetschgen beispielsweise auch direkt vermarkten.
Café in Bühl verarbeitet jährlich tonnenweise Zwetschgen
Gefragt ist die blaue Traditionsfrucht der Stadt immer noch, auch im Café Böckeler in Bühl. Rund zehn Tonnen Zwetschgen verarbeitet das Team in der Saison zwischen Juli und September. Alle Sorten kommen aus Bühler Gemarkung und heißen "Katinka", "Top", "Topper" oder "Chacha". Dabei macht etwa 1,5 Tonnen die beliebte Sorte "die Bühler" aus.
Es sei nicht mehr so einfach, sie zu bekommen, so der Juniorchef Sebastian Böckeler. Aber fünf bis sechs Landwirte sicherten ihnen die Früchte. "Wir sind so vernetzt, dass wir noch kein Problem haben", so der 35-Jährige. Aus den Früchten stellt das Café Kuchen, Torten, Eis und Fruchtaufstriche her.
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