Rückzahlung in 50 Jahren?

Wildparkstadion könnte zum Millionengrab für die Stadt Karlsruhe werden

Stand
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Rebekka Plies
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Mathias Zurawski
Mathias Zurawski

Mitte Dezember wurde das Wildparkstadion von der Stadt Karlsruhe an den KSC übergeben. Der genaue Plan für damit verbundene Rückzahlungen blieb bislang unklar. Aktuelle Zahlen verstärken Zweifel an der Rückzahlbarkeit.

Fußball-Zweitligist Karlsruher SC soll das neue Wildparkstadion über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten an die Stadt Karlsruhe zurückbezahlen. Die aktuellen Zahlen dazu, unter anderem über die genauen Kosten für den Stadionneubau, wurden von der Stadt vor der Stadionübergabe zunächst zurückgehalten, mit dem Verweis auf vertragliche Geheimhaltung.

Der Öffentlichkeit bekannt waren bis dahin nur veraltete Zahlen, teilweise vom Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung zwischen der Stadt und dem Verein im Jahr 2016. Doch seitdem ist einiges passiert und das zeigen auch aktuelle Daten, die dem SWR jetzt vorliegen. Diese legen nah, dass eine komplette Rückzahlung des Stadions durch den KSC sehr unwahrscheinlich ist.

Kosten für Stadionkörper übersteigen 100-Millionen-Marke

Nach fünf Jahren Bauzeit hat die Stadt Karlsruhe das Wildparkstadion Mitte Dezember an den Karlsruher SC übergeben. Damit beginnt für den Fußball-Zweitligisten die Rückzahlung des Multi-Millionenprojekts. Bislang ging die Öffentlichkeit von mindestens 92 Millionen Euro für den zu bezahlenden Stadionkörper aus.

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Laut Information des zuständigen städtischen Eigenbetriebs gegenüber dem SWR liegt der Betrag, den der KSC zurückzahlen muss, inzwischen allerdings bei rund 104 Millionen Euro. Das sind 30 Millionen Euro mehr als bei der Vertragsunterzeichnung von Stadt und Verein im Herbst 2016 erwartet.

Wildparkstadion erst nach etwa 50 Jahren abbezahlt

Auch die Pacht hat sich seit Vertragsunterzeichnung verändert, und zwar trotz gestiegener Baukosten nach unten. Laut Gemeinderatsbeschluss aus dem Sommer 2016 hätte der KSC pro Jahr in der Bundesliga 3,5 Millionen Euro, in der 2. Bundesliga 1,5 Millionen und in der 3. Liga 400.000 Euro Pacht zahlen müssen. Der Rückzahlungsplan war damals auf rund 33 Jahre ausgelegt, bei einer Laufzeit des Pachtvertrags von 20 Jahren und diversen optimistisch gerechneten Aufstiegsszenarien in die 1. Bundesliga.

Inzwischen schreibt der Eigenbetrieb "Fußballstadion im Wildpark" von einer Pacht, die in der 1. Bundesliga und der 2. Bundesliga niedriger ausfällt als noch vor sieben Jahren. Für ein Jahr Bundesliga fallen demnach nur noch 3,3 statt 3,5 Millionen Euro an. An der Dauer des Pachtvertrags hat sich nichts verändert - der Zeitraum bleibt bei 20 Jahren.

Geht man von den aktuellen von der Stadt herausgegebenen Zahlen aus, wäre das Stadion durch den KSC erst in etwa 50 Jahren abbezahlt - knapp 20 Jahre später als bei Vertragsunterzeichnung verkündet. Und bei dieser Kalkulation wären weder anfallende Sanierungs- oder Modernisierungskosten, noch eine potentiell kürzere Lebensdauer des Stadions berücksichtigt.

CDU-Fraktion: Die lange Rückzahlzeit war schon früh absehbar

Die CDU-Gemeinderatsfraktion ist von den nun öffentlich gemachten neuen Zahlen wenig überrascht. Der Fraktionsvorsitzende Detlef Hofmann betont gegenüber dem SWR, dass bereits während des laufenden Prozesses früh klar gewesen sei, dass die ursprünglich gemachte Rechnung wahrscheinlich nicht aufgehen werde.

Das Risiko, auf den Kosten sitzen zu bleiben, war von vorne herein klar.

Damit dürfte unter anderem gemeint sein, dass mit dem 2016 geplanten zehnjährigen Verbleib des KSC in der 1. Bundesliga nicht mehr ohne weiteres zu rechnen ist. Er sei jedoch sehr froh, dass mit dem Stadion nun eine wettbewerbsfähige Spielstätte für den Verein und für Karlsruhe geschaffen wurde, so Hofmann.

Das Stadion ist ein Projekt, das wir in einem vernünftigen Rahmen hinbekommen haben, im Gegensatz zu Stadthalle, Staatstheater oder Kombilösung.

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Die Stadt Karlsruhe bleibt voraussichtlich auf Kosten in Millionenhöhe fürs neue Wildparkstadion sitzen. Das belegen aktuelle Zahlen. Ein Kommentar von Mathias Zurawski:

Grüne: "Gefahr auf den Kosten sitzen zu bleiben ist groß"

Angesprochen auf die aktuellen Zahlen heißt es seitens der Grünen-Fraktion, dass die Mehrkosten immer mal wieder Thema im Gemeinderat gewesen seien. An den geschlossenen Verträgen sei jedoch nichts mehr zu ändern gewesen. Die Grünen hätten von Anfang an das Betreiber- und Verpachtungsmodell für das neue Wildparkstadion kritisiert. In Bezug auf die Rückzahlungsszenarien erwarte man in den kommenden Wochen weiterführende Erklärungen von der Stadtverwaltung, so der Vorsitzende der größten Fraktion im Karlsruher Gemeinderat, Aljoscha Löffler, im Gespräch mit dem SWR.

Wir haben selbst nachgefragt, um aktuelle Informationen zum Rückzahlplan zu erfahren, damit auch die Öffentlichkeit Klarheit bekommt.

Allerdings betont auch der Sprecher der Grünen, dass bereits seit einiger Zeit klar gewesen sei, dass die Rückzahlung deutlich länger dauern wird, als ursprünglich geplant. Damit steige auch das Risiko, dass man gegebenenfalls Teile des Multi-Millionenprojekts abschreiben müsse.

Die Gefahr ist groß, dass wir auf einem nicht unerheblichen Teil der Kosten sitzen bleiben.

In der finanziell desolaten Situation der Stadt, in der eine Genehmigung des defizitären Haushaltsplans für die kommenden zwei Jahre durch das Regierungspräsidium Karlsruhe noch aussteht, käme diese Last in den kommenden Jahren noch obendrauf. Die Grünen verweisen im Zusammenhang mit dem neuen Wildparkstadion allerdings auf demokratisch getroffene Entscheidungen in der Vergangenheit, deren Konsequenzen man nun einfach zu tragen habe. Man müsse das wohl mit einer gewissen Gelassenheit betrachten, so der Sprecher der Grünen.

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