"Den 11. September 1840, 1 Uhr begaben sich seine Königliche Hoheit, der Großherzog zu den bei Heilbronn und Schwetzingen abgehaltenen Kriegsübungen." So beginnt der Ausschnitt des Karlsruher Hoftagebuches, den Historikerin Annika Stello in der Badischen Landesbibliothek (BLB) zum Tag des Tagebuchs, begutachtet. Das Hoftagebuch ist eine Sammlung an Büchern, welche großherzogliche Ereignisse am badischen Hof festhalten sollten.
Hoher Besuch am Festmahlstisch
So folgt der Überschrift des Hoftagbuchs aus dem Jahr 1840 eine Liste von Karl Leopold I. Friedrich von Badens Entourage, darunter verschiedene Generäle und Offiziere des badischen Hofs. Hinzukommt Prominenz von Bayern und Braunschweig bis hin zu Dänemark, Frankreich und Großbritannien, die an den Kriegsübungen teilnahmen. An dieser Stelle betont die Historikern Stello die Wichtigkeit der badischen Außenbeziehungen zu den angrenzenden Ländern.
Die Kriegsübungen kommen nicht ohne mehrere große Festmahle an verschiedenen Orten aus. Jedoch wurde mehr Wert auf die Einladungsliste des Banketts als auf die Erwähnung der verschiedenen Speisen gelegt. Somit lässt sich nur vermuten, was der erlauchte Kreis an Gästen damals speiste. Wildschweingulasch, gefüllter Fasan oder doch badische Rahmblättle – sicher war es opulent.
Hier sind einzelne Seiten des Hoftagebuchs zu sehen:
Karlsruhe: Landesbibliothek mit zahlreichen Zeugnissen vom großherzoglichen Hof
Die BLB hat drei Exemplare dieses Zeugnisses badischer Geschichte, die Teil einer ganzen Reihe von Hoftagebücher sind - in der Regel für jedes Jahr ein Tagebuch. Ein vorhandenes Exemplar entstammt von der Karlsruher Hofbibliothek, ein weiteres aus der Bibliothek des Neuen Schlosses Baden-Baden. Allerdings sind nicht alle Bände vollständig.
Alle Hoftagebücher eint, dass sie eine Art offizielle Chronik der aktuellen Hofereignisse sind, so Historikerin Stello. Manche Ereignisse scheinen daher banal zu sein, erfüllten aber für den Hof einen wichtigen Zweck. Es bekommt dadurch inhaltlich einen völlig anderen Charakter und so könne es nicht als privates Tagebuch, wie wir es heute im klassischen Sinne denken, bezeichnet werden. Denn es wird weniger das Leben einer einzelnen Person dokumentiert.
Tagebuch schreiben hilft Rheinstettener Autor zu bewussterem Leben
Für den 22-jährigen Autor Nino Mühl Wölfel aus Rheinstetten (Landkreis Karlsruhe) dient das Tagebuchschreiben dem privaten Gebrauch. Er schreibt seit Ende seiner Grundschulzeit regelmäßig Tagebuch. Anfangs probierte er sich mehr auf der emotionalen Ebene aus. Seit einiger Zeit nimmt das Tagebuchschreiben jedoch eine zentralere Rolle in seinem Leben ein. Denn es geht ihm nicht mehr nur um das Festhalten seines Alltagslebens, sondern er möchte dadurch ein bewussteres Leben führen.
Das Dokumentieren seines Alltags hilft ihm, sich bewusster an Dinge zu erinnern, damit keine Informationen verloren gehen. So liest er auch am Ende eines Jahres seine Tagebucheinträge durch und fasst sie in einem Jahresabschlussbericht zusammen. Es ist für ihn ein Mittel seine Biografie in schriftlicher Form festzuhalten.
Ein Dankbarkeitstagebuch hilft der Gesundheit
SWR4 Psychologin Felicitas Heyne weiß, wie sich Dankbarkeit auf unsere Psyche auswirkt. Ein paar Minuten positives Denken und Schreiben pro Tag kann die Stimmung aufhellen.
Tagebücher leben auch digital weiter
Neben dem privaten Tagebuch, versuchte er sich als Autor zusammen mit einem Schulfreund an einem fiktiv, humoristischen Werk namens: "Das Tagebuch des Annette-Walter Krause". Nachdem Nino seine ersten Tagebücher handschriftlich verfasst hatte, führt er mittlerweile digital Tagebuch auf seinem Laptop. Auch das Karlsruher Hoftagebuch ist digital auf der Website der Badischen Landesbibliothek einsehbar.
Trotz der Digitalisierung, die nun auch das Format des Tagebuchs erreicht zu haben scheint, sieht Historikerin Stello das Handwerk als nicht gefährdet.