Nachlass von preußischer Adelsfamilie

Briefe aus dem Jahr 1731 auf Recyclinghof bei Karlsruhe gefunden

Stand
Autor/in
Theresa Ehrl

Ein Sammler entdeckt 2019 zufällig uralte Briefe und Fotos auf einem Recyclinghof im Kreis Karlsruhe. Mittlerweile weiß er: Es handelt sich um 300 Jahre Geschichte einer preußischen Adelsfamilie.

Verrostete Gartengeräte, mal ein Autoreifen oder Maschinenteile. Die meisten Menschen besuchen den Recyclinghof, um Dinge wegzuschmeißen. Marc Scheffler ist Ingenieur und gerne auf Recyclinghöfen. Er sucht dort nach Ersatzteilen für historische wissenschaftliche Geräte und Oldtimer. Im Februar 2019 stieß er auf einem Recyclinghof bei Karlsruhe auf etwas Besonderes.

Der Hobby-Historiker Marc Scheffler hat eine Holzkiste mit den Dokumenten unter dem Arm.
Marc Scheffler, Hobby-Historiker

"Es ist ein Hauch der Geschichte, der einem die Nackenhaare hochstehen lässt.”

Gefundene Briefe sollten entsorgt werden

Aus dem Augenwinkel sah er einen Mann – einen Haushaltsauflöser - der Karton um Karton in einem Papiercontainer entsorgte. Einer der Kartons war aufgeplatzt und heraus schaute ein Foto. Ein sehr altes Foto. Eine Daguerreotypie. Eine Art der Fotografie, die weit vor der Schwarz-Weiß-Fotografie schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelt worden ist. Er schaute genauer nach und entdeckt Militärkorrespondenz, Kochrezepte und sogar den ein oder anderen Liebesbrief von einer preußischen Adelsfamilie.

Seltener Schatz auf dem Recyclinghof bei Karlsruhe

Je tiefer er nachsah, desto älter die Geschichte. 1942, 1815 und sogar 1731 stand als Jahresangabe auf den Briefen. Hauptsächlich Feldpost, Ritterorden, Briefe an die geliebte Schwester.

"Wenn man den Zusammenhang versteht, dass es sich leider um eine Abfolge von Krieg nach Krieg nach Krieg handelt, ist es auf der einen Seite bedrückend, aber es ist trotzdem ein Hauch der Geschichte, der einem die Nackenhaare hochstehen lässt", so beschreibt Scheffler das Gefühl, das er beim Stöbern hatte. Befreundete Historiker waren ebenfalls begeistert von dem Fund. Die Frage war nur: Sind die Dokumente echt?

Generallandesarchiv in Karlsruhe bestätigt Vermutung

Diese Frage wollte Marc Scheffler von Experten beantwortet haben. Letzte Woche ging er zum Generallandesarchiv nach Karlsruhe. Dort arbeitet Martin Stingl. Er ist spezialisiert auf die Geschichte nach 1806 und bestätigt: Die gefundenen Dokumente seien wirklich alt und nicht "auf alt" gemacht.

Martin Stingl vom Generallandesarchiv in Karlsruhe überprüft an seinem Schreibtisch die gefundenen Dokumente auf ihre Echtheit. Dabei trägt er weiße Stoffhabdschuhe.
Martin Stingl vom Generallandesarchiv in Karlsruhe

"Die Art und Weise der Handschrift. Das kann heute keiner nachmachen."

Stingl erzählt, dass die Landesarchive selten Familiennachlässe haben, die einen so großen Teil der Geschichte abdecken können. Die sind meist im Privatbesitz und sobald eine Generation, die sich nicht für einen alten Haufen Dokumente interessiert, eine Haushaltsauflösung veranstaltet, dann werden solche Quellen weggeworfen. Und was weg ist, ist es eben weg. Weg ist damit aber auch der historische Wert.

Deshalb seine Bitte: "Auf keinen Fall wegwerfen, [...] lieber weiter erforschen. Oder erforschen lassen." Im Fall der gefunden Briefe der preußischen Adelsfamilie gibt es auch das Geheime Staatsarchiv preußischer Kulturbesitz oder andere preußische Landesarchive. Wegwerfen wird Marc Scheffler die Dokumente bestimmt nicht. Dazu hat den Hobby-Historiker zu sehr die Neugierde gepackt. 

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