Handgefertigte Reisetagebücher statt E-Reader

Darum glaubt eine Buchbinderin aus Calw, dass Bücher niemals sterben

Stand
Autor/in
Mirka Tiede
SWR-Reporterin steht in einem Großraumbüro

Bücher sterben aus? Von wegen! Je digitaler die Welt, desto mehr lernen wir das Analoge wieder zu schätzen - da ist sich Buchbinderin Larissa Ebel aus Calw sicher.

Einen sauberen Schnitt nach dem anderen setzt Larissa Ebel aus Calw an ihrer riesigen Pappschere. Die zerkleinerte Pappe soll die Grundlage für eine Buchdecke werden. Dann klebt die junge Buchbinderin einen bunten Papiereinband an der Pappe fest - in der Fachsprache heißt das "kaschieren". Ganz zum Schluss schneidet sie in Feinarbeit noch mit einem Cutter hervorstehende Enden ab.

Die Buchdecke ist fertig - für Larissa Ebel einer der schönsten Momente. "Weil man dann sieht, wie das fertige Buch aussehen wird", freut sie sich. Vor drei Jahren hat sie sich mit ihrem Handwerk selbstständig gemacht.

Bücher haben wieder stärkere Bedeutung bekommen

Bücher werden niemals sterben, davon ist die junge Buchbinderin überzeugt. "Viele Leute stellen fest, dass sie mit einem E-Book doch nichts anfangen können", sagt Larissa Ebel.

Gerade Reisetagebücher schreiben sich einfach schöner in einem richtigen Buch.

Als Buchbinderin macht sie nicht nur neue Bücher, sondern repariert auch alte. Darüber hinaus fertigt sie aus Papier auch andere Gegenstände wie zum Beispiel Schachteln oder Ohrringe.

Bücher haben laut der Buchbinderin in den vergangenen Jahren wieder eine stärkere Bedeutung bekommen. "Ganz viele sind auf die Idee gekommen, dass man ausmisten kann. Dabei sind alte Bücher wieder zum Vorschein gekommen", erinnert sie sich. Viele der Kunden seien auch danach wieder gekommen und haben sich Bücher und Alben nach ihrem Wunsch anfertigen lassen. "Ich hoffe, dass sich das noch eine Weile hält."

Im Geschäft von Larissa Ebel in Calw gibt es noch Stücke von ihrer Vorgängerin.
Im Geschäft von Larissa Ebel gibt es noch Stücke von ihrer Vorgängerin.

Vor drei Jahren Geschäft in Calw übernommen

Vor drei Jahren hat die 28-Jährige das Geschäft in Calw von ihrer Vorgängerin übernommen. Davor hatte sie dort als Angestellte gearbeitet. Einige Stücke der Vorbesitzerin liegen noch im Regal. Der Stil habe sich verändert, die Machart weniger, sagt Larissa Ebel. Aber schlussendlich sei ein Buch immer noch ein Buch. Auch zu ihrem Vermieter hat sie eine enge Verbindung. Der sei bis vor 13 Jahren selbst Buchbinder gewesen und freue sich, dass die Tradition weitergeht, und er hereinkommen und schauen kann, was im Geschäft so passiert.

In der jungen Generation der Buchbinder hat sich laut Larissa Ebel einiges verändert. Es gebe weniger Konkurrenzdenken bei den Handwerkerinnen und Handwerkern. Früher hätten viele ihre eigenen Techniken für sich behalten. "Inzwischen hat sich das dahin gewandelt, dass wir eher gucken müssen, dass wir uns untereinander austauschen", erklärt die junge Buchbinderin. "Wir wissen inzwischen, dass dieses Handwerk nicht am Aussterben ist - aber erhalten werden möchte und erhaltenswert ist."

"Nachricht für den Buchbinder." Larissa Ebel aus Calw entdeckt in alten Büchern öfter mal kleine Überraschungen.
"Nachricht für den Buchbinder." Larissa Ebel entdeckt in alten Büchern öfter mal kleine Überraschungen.

Wenige Buchbinderinnen und Buchbinder machen sich selbstständig

Viele junge Menschen würden die Ausbildung machen, den Schritt in die Selbstständigkeit wagten aber nur wenige, so Larissa Ebel. Denn der Nachwuchs werde nicht wirklich an die Selbstständigkeit herangeführt. Für sie habe sich die Selbstständigkeit aber auf jeden Fall gelohnt, sagt die 28-Jährige.

In Calw wird ihre Arbeit geschätzt, zum Beispiel von Kathrin Steimle. Sie ist häufiger Gast in dem kleinen Geschäft von Larissa Ebel und eine Freundin. "Ich finde es wichtig, dass man alte Bücher pflegt", sagt sie. "Das ist echt schade, wenn sie nur im Müll landen. Sie gehören repariert."

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