In Sachen PFC oder auch PFAS gibt es in Baden-Baden in der Ooswinkelsiedlung weiter keine Entwarnung: Bei der Bürgerinformation wurden jetzt abschließende Untersuchungsergebnisse vorgelegt, die die Ergebnisse aus dem vergangenen Jahr bestätigen. Demnach darf ohne Genehmigung in der Siedlung weiterhin kein Boden ausgetauscht werden. Außerdem gilt weiter die Empfehlung, kein dort angebautes Obst und Gemüse zu verzehren.
Vor rund 20 Jahren war auf 27 Parzellen in der Ooswinkelsiedlung der verseuchte Boden einer früheren Deponie ausgetauscht worden. Man hatte dort erhöhte Arsen- und Schwermetallwerte festgestellt. Doch auch die neue Erde war belastet, diesmal mit der Chemikalie PFAS, wie sich im vergangenen Jahr herausstellte.
Empfehlung: Kein selbst gezogenes Obst und Gemüse essen
Mittlerweile wurden 14 weitere Flächen in der Nachbarschaft der Oossiedlung in Baden- Baden untersucht. Ergebnis aller Untersuchungen: In Bodenproben und im Grundwasser wurde PFAS nachgewiesen, ebenso in vier von acht Obst- und Gemüseuntersuchungen. Allerdings seien jeweils die sogenannten Beurteilungswerte nicht überschritten worden, weshalb es auch kein Verbot, sondern nur eine Empfehlung gibt, selbst angebaute Lebensmittel nicht zu verzehren.
Anwohner wünschen sich weitere Untersuchungen
Ein Besucher der Infoveranstaltung am vergangenen Montag erklärte nach den Expertenausführungen, er sei nun ein bisschen beruhigter. Er wünsche sich aber, das weiter regelmäßig untersucht werde, in der Hoffnung, dass die PFAS-Belastung in Zukunft abnehmen werde. Das wurde von Baden-Badens Bürgermeister Roland Kaiser (Grüne) im Gespräch mit dem SWR bestätigt.
Erstmals Grenzwerte ab dem Sommer angekündigt
Eine Unsicherheit in der Beurteilung der Chemikalie bleibt trotzdem. Die Rede ist bislang von sogenannten Beurteilungswerten. Wie giftig PFAS in Wirklichkeit ist und welche Spätfolgen die per- und polyfluorierten Chemikalien haben könnten, steht auf einem anderen Blatt. Es gibt bislang noch nicht einmal ordentliche Grenzwerte. Die sollen im Rahmen einer Novellierung, der sogenannten Bundesbodenschutzverordnung, im Sommer geliefert werden. Bis dahin bleibt auch die Beurteilung der Belastungen des Boden und des Grundwassers in der Oossiedlung eine vorläufige.
Fünf Gerichtsverfahren in Sachen PFAS allein in Mittelbaden
In Mittelbaden warten Betroffene und Experten schon seit Jahren auf solche Grenzwerte. Seit dem ersten PFAS-Fund im Jahr 2013 wurden die giftigen Chemikalien in der Region auf über 3.100 Hektar Boden nachgewiesen. Allein in der Stadt Baden-Baden sind über 300 Hektar betroffen. Bei den Gerichten in Baden-Baden, Karlsruhe und Mannheim sind aktuell fünf Verfahren anhängig, die sich mit dem Thema PFAS befassen. Darunter immer noch Schadensersatzklagen gegen den Betreiber einer Kompostfirma, die als Verursacher der Verunreinigungen ausgemacht worden war.
Klage auch gegen das Land Baden-Württemberg
Inzwischen klagen aber auch die Stadtwerke Rastatt und die Stadt Bühl (Kreis Rastatt) gegen das Land Baden-Württemberg. Es geht um die sogenannte Bewirtschaftungsplanung. Die Kommunen fordern, PFAS solle in diese Planung aufgenommen werden. Demnach müsste sich das Land an sämtlichen Folgekosten für Sanierung und Aufbereitung von belasteten Böden und verseuchtem Trinkwasser beteiligen. Ebenso an erhöhten Kosten, die beispielsweise bei vielen Baumaßnahmen in Mittelbaden entstünden. Diese Klage ist in erster Instanz beim Verwaltungsgerichtshof von Baden-Württemberg in Mannheim anhängig.