Vor der illuminierten Fassade des Karlsruher Schlosses hat die legendäre Elektropop-Band Kraftwerk am Samstagabend ihr einziges Deutschland-Konzert in diesem Jahr gegeben. Die Musiker um Mitgründer Ralf Hütter (76) begeisterten vom Balkon aus unter anderem mit Klassikern wie "Autobahn" und "Mensch-Maschine" das Publikum. Die 16.000 Tickets für das Konzert unter freiem Himmel waren schnell ausverkauft gewesen.
Lasershow auf Schloss-Fassade in Karlsruhe
Als es dunkel genug war projizierten 16 Hochleistungsbeamer eine Multimedia-Show auf die 170 Meter breite Front des Barockschlosses. Sie sind Teil der Schlosslichtspiele, die vom 16. August bis 17. September stattfinden. Mal pulsierende Ziffern in Neongrün, mal das grellgelbe Atom-Symbol, mal die Fahrt über die Autobahn oder der Blick aus einem Raumschiff. Dazu dröhnten Synthesizer-Beats und eine verzerrte Stimme über die Parkanlage: "Am Heimcomputer sitz ich hier. Programmier die Zukunft mir." Einem kurzen Schauer trotzten Fans mit Regencapes und Regenschirmen.
Publikum von Kraftwerk-Konzert begeistert
Ein Konzertbesucher beschreibt im Gespräch mit dem SWR die Band als "ein Gesamtkunstwerk", ein anderer bezeichnet die Musiker als "Pioniere" der elektronischen Musik. Das Projekt Kraftwerk entstand 1970 im Umfeld der experimentellen Kunstszene in Düsseldorf. Die Band schrieb Musikgeschichte und war stilbildend für Richtungen wie Electro, Synthie Pop, Minimal und Techno.
Auch in den Sozialen Medien zeigen sich viele Besucherinnen und Besucher begeistert vom Auftritt der Musiker. Beim Kurznachrichtendienst X (früher Twitter) schreibt zum Beispiel ein User: "Kraftwerk war in Topform. War wirklich großartig." Wieder ein anderer kommentiert: "(..) grandioses Konzert und ein mega-genialer Abend!"
Kraftwerk schaltet bei Auftritt ins All
Dass Kraftwerk-Konzerte etwas Besonderes sein können, erleben Fans immer wieder. Vor fünf Jahren beispielsweise auf dem Stuttgarter Schlossplatz: Da schaltete sich Astronaut Alexander Gerst live von der Internationalen Raumstation ISS zu dem Konzert und spielte mit Hütter im Duett den Song "Spacelab". Dafür hatte er sogar einen extra programmierten Tablet-PC mit Synthesizern mit ins All genommen.
Besondere Beziehung zur Stadt Karlsruhe
Dass Kraftwerk nun in Karlsruhe auftraten, geht auf eine künstlerische wie freundschaftliche Verbundenheit zwischen Hütter und dem langjährigen künstlerisch-wissenschaftlichen Vorstand des Zentrums für Kunst und Medien Karlsruhe (ZKM), Peter Weibel, zurück. Er war Anfang März dieses Jahres im Alter von 78 Jahren gestorben. Bis kurz vor seinem Tod hatten die beiden Männer nach ZKM-Angaben noch am Konzept für die Multimedia-Performance am Schloss gearbeitet.