Nach Pleite des Versandhauses

Enttäuschung, Angst, Wut - so geht es einer Mitarbeiterin von Klingel aus Pforzheim

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Tobias Zapp
Tobias Zapp

Mit dem Aus des Versandhauses Klingel in Pforzheim verlieren rund 1.300 Beschäftige ihren Job. Eine Mitarbeiterin macht dem Unternehmen schwere Vorwürfe.

Franziska Keller (Name von der Redaktion geändert) sagt, die Pleite und das Aus von Klingel habe ihr den Boden unter den Füßen weggerissen. Ihre Gefühlswelt sei ein Gemisch aus Verzweiflung, Enttäuschung und Wut. Die Kündigung habe sie nach fast 29 Jahren beim Versandhaus Klingel wie ein Schock getroffen.

Suche nach Jobs führt zu Konkurrenzkampf unter Klingel-Mitarbeitern

Im Moment ist Franziska Keller ratlos. Sie ist noch bis Ende Januar bei Klingel angestellt, dann schließt das Unternehmen. Wie sie danach ihre Rechnungen bezahlen soll, weiß sie nicht. Klar ist, dass ein neuer Job her muss. Doch den zu finden, werde schwierig, sagt sie.

"Ich muss ein Haus abbezahlen, monatlich kommen Rechnungen. Man muss schauen wie es weitergeht."

Bei der Agentur für Arbeit in Pforzheim muss sie sich aktuell gedulden. "Zuerst werden die Mitarbeiter betreut, die schon im November entlassen werden", erklärt Franziska Keller. Sie sei als eine der letzten dran. Dadurch wachse bei ihr die Angst, dass auf dem Arbeitsmarkt am Ende nichts für sie übrig bleibt. Obwohl alle Klingel-Angestellten im selben Boot sitzen, entsteht dadurch eine Art Konkurrenzkampf.

Angestellte sollen von Klingel unter Druck gesetzt worden sein

Neben Zukunftssorgen beschäftigen Franziska Keller aber auch die aktuellen Ereignisse. Ihr halbes Leben hat sie bei Klingel verbracht, mit dem Unternehmen Höhen und Tiefen erlebt. Als vor einigen Monaten die Insolvenz in Eigenverwaltung kam, sei den Klingel-Mitarbeitern immer wieder versprochen worden, dass ab August alles wieder normal laufen solle. Stattdessen kam die Kündigung - für alle.

"Man hat versucht, alles zu geben. Wir hatten Hoffnung. Was jetzt gerade los ist, versteht keiner."

Enttäuscht ist Franziska Keller vor allem davon, wie Klingel sich in den letzten Monaten verhalten hat. Obwohl das Unternehmen scheinbar bereits in finanzieller Schieflage war, sei den Angestellten immer wieder Druck gemacht worden. Man habe unter anderem die Mitarbeiter angewiesen, mehr Bestellungen abzuarbeiten, da sonst Konsequenzen drohen könnten.

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Auch mit Kritik konnte man bei Klingel offenbar nicht gut umgehen. Seitdem das Unternehmen im letzten Jahr seine Software-Systeme umgestellt hatte, lief vieles schlecht. So schlecht, dass es auch deshalb zur Schließung kam, wie Klingel selbst bestätigt hat.

Mitarbeiter, die Kritik übten, sind dabei laut Franziska Keller auf taube Ohren gestoßen. Das sei nicht erst seit der Umstellung so gewesen. Man solle "funktionieren und seine Arbeit machen". Wer das nicht tat, dem sei auch mal ein Denkzettel verpasst worden.

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Von Klingel fühlt sich Franziska Keller im Stich gelassen. Vielen anderen Angestellten geht es vermutlich ähnlich wie ihr. Der erste Schock über das Aus von Klingel, weicht allmählich der Wut darüber, wie wenig das Unternehmen die Schicksale seiner Angestellten interessiert. "Ich komme mir verarscht vor!", sagt Franziska Keller. Und steht damit wahrscheinlich nicht alleine da.

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