Die Hauptgesellschaft der Klingelgruppe mit Sitz in Pforzheim und zwei Tochtergesellschaften hätten Sanierungsverfahen in Eigenverantwortung beantragt, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Als Ursachen nennt das Versandhaus unter anderem die Konsumzurückhaltung seit Beginn des Krieges in der Ukraine sowie gestiegene Kosten.
Pforzheimer Versandhaus Klingel will sich in Eigenverantwortung sanieren
Die K-Mail Order GmbH & CO. KG, die Hauptgesellschaft der Klingel-Gruppe mit Sitz in Pforzheim, werde ihren Transformationskurs im Rahmen eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung fortsetzen, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Auch zwei Hamburger Tochtergesellschaften haben demnach entsprechende Insolvenzanträge gestellt. In den drei Unternehmen arbeiten den Angaben zufolge rund 1.800 Beschäftigte. Weitere Gesellschaften der Firmengruppe, die vor allem auf Mode spezialisiert ist, seien von den Maßnahmen nicht betroffen, heißt es.
Ein Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung ist ein Instrument, mit dem Unternehmen unter Aufsicht eines Sachwalters und beraten durch Sanierungsexperten selbst ihre Sanierung in die Hand nehmen. Die Unternehmensführung gibt dabei nicht die Kontrolle an einen Insolvenzverwalter ab.
Klingel: Schwierige Bedingungen für Versandbranche
Als Ursache für die Probleme nennt die Klingel-Gruppe schwierige Marktbedingungen, etwa durch die deutliche Konsumzurückhaltung seit Beginn des Krieges in der Ukraine, gestiegene Kosten sowie die hohe Inflation. Unter anderem hätten sich die Katalogproduktion und der Versand signifikant verteuert. Auch die Logistikpreise seien gestiegen. Man habe sich entschieden, den Antrag auf Eigenverwaltung zu einem frühen Zeitpunkt zu stellen, damit die Sanierungschancen bestmöglich genutzt werden könnten, so das Unternehmen. In den kommenden Monaten sollen Prozesse vereinfacht und die Gruppe "zukunftsfähig" aufgestellt werden.
Wie geht es weiter für Klingel-Beschäftigte in Pforzheim?
Der Geschäftsbetrieb der drei betroffenen Gesellschaften läuft nach Angaben des Unternehmens vollumfänglich weiter. Kunden könnten weiter ihre Bestellungen aufgeben und würden wie gewohnt ihre Ware erhalten. Die rund 1.800 Beschäftigten seien bereits über die aktuelle Situation informiert worden. Was das genau für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Pforzheim bedeutet, blieb zunächst offen. "Die konkreten Sanierungsmaßnahmen erarbeiten wir aktuell gemeinsam mit Experten und werden unsere Mitarbeitenden umgehend informieren, sobald diese feststehen", wird die Geschäftsführung in der Mitteilung zitiert.
Oberbürgermeister Boch zeigt sich bestürzt
Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) bezeichnete die Klingel-Gruppe in einer Mitteilung als "wichtigen Partner in der Gewerbestruktur der Stadt Pforzheim" und eines der "traditionsreichsten Unternehmen am Wirtschaftsstandort Pforzheim". Er sei bestürzt über die Probleme von Klingel, so Boch weiter. Die Stadt stehe in engem Austausch mit der Geschäftsführung und werde in allen Bereichen unterstützen, auf die die Stadt Einfluss nehmen kann.
Die Firmengruppe mit Sitz in Pforzheim wurde 1923 gegründet. Die Umsätze lagen 2021 nach Angaben von Klingel bei knapp 1 Milliarde Euro. Zielgruppe sind die sogenannten "Best Ager". Mehr als 3,3 Millionen Kundinnen und Kunden im Alter zwischen 55 und 70 Jahren kaufen demnach bei den verschiedenen Klingel-Marken ein. Über die Hälfte der Bestellungen gehen online ein.