Galeria Karstadt Kaufhof hat zum dritten Mal innerhalb von vier Jahren Insolvenz angemeldet. Zuvor stand bereits fest, dass das Haus in Pforzheim am 17. Januar endgültig schließt. Für die Beschäftigen endet dann eine schwere Zeit. Zwei Mitarbeiterinnen haben mit dem SWR über das Ende der Pforzheimer Galeria-Filiale gesprochen.
Reste bei Galeria Pforzheim werden verramscht
Der Ausverkauf im traditionsreichen Kaufhaus in der Pforzheimer Innenstadt läuft auf Hochtouren. Tiefpreisplakate hängen in den Schaufenstern. Im Erdgeschoss sind die meisten Regale schon leer. Tassen, Geschirr, letzte Reste werden zu Niedrigpreisen angeboten.
"Wenn alles vorbei ist, muss ich erstmal wieder lernen zu schlafen", sagt eine Verkäuferin, die anonym bleiben möchte. Außerdem möchte sie am liebsten gar nicht mehr in dem Kaufhaus sein. 13 Jahre hat sie bei Galeria Kaufhof in Pforzheim gearbeitet. Ihre Kolleginnen und Kollegen waren jahrelang wie eine Familie für sie, ein perfektes Team, erzählt sie.
Immer wieder weinende Kolleginnen und Kollegen bei Galeria
Ihre Kollegin ist Auszubildende bei Galeria Kaufhof in Pforzheim. "Wir sind nur noch hingegangen, um füreinander da zu sein", erzählt sie. Drei Tage müsse sie noch im Januar im Pforzheimer Galeria Kaufhof arbeiten. Auch ihr Vertrag laufe offiziell bis Ende des Monats.
Immerhin habe sie es geschafft, mit Hilfe der Industrie- und Handelskammer ihre Ausbildung zu beenden, bevor das Haus endgültig schließt. Seit Bekanntgabe der Schließung im März 2023 habe sie immer wieder weinende Kolleginnen und Kollegen erlebt. Und geholfen habe niemand. Damals sei die Stimmung endgültig gekippt.
Keine Informationen für Galeria-Beschäftige in Pforzheim
Der Anfang vom Ende für das Pforzheimer Kaufhaus kam eigentlich schon mit dem Zusammenschluss von Karstadt und Galeria Kaufhof vor vier Jahren, erzählt die erfahrene Galeria-Verkäuferin. Es habe seitdem keine Informationen über die Abwicklung, keinerlei Transparenz von Seiten des Unternehmens gegeben. Damals schon habe der Ausverkauf begonnen, indem die technische Ausstattung immer weiter zurückgefahren wurde.
Rationiert wurde auch an anderer Stelle, sagt die Verkäuferin: "Im Sommer blieb die Klimaanlage stundenweise ausgeschaltet und im Winter die Heizung, um Geld zu sparen." Nach dem Schock im vergangenen März sei dann von der alten Teamarbeit nichts mehr übrig geblieben. Kolleginnen und Kollegen litten unter Depressionen.
Galeria-Beschäftigte in Pforzheim bekommen keine Abfindung
Zwischen 6.000 und 7.000 Euro Abfindung haben die meisten der rund 20 verbliebenen Beschäftigten von Galeria Kaufhof in Pforzheim erwartet. Die ersten haben jetzt erfahren, dass sie diese Abfindung nicht bekommen werden. Und dagegen könne man rechtlich kaum etwas tun, bestätigt Robin Weller von der Gewerkschaft ver.di in Karlsruhe. Am Ende würden voraussichtlich alle Galeria-Beschäftigten in Pforzheim leer ausgehen, so der Gewerkschafter. Die Wut sei entsprechend groß.
Mit Tränen in den Augen am letzten Galeria-Tag in Pforzheim
Am Mittwoch werde um 10 Uhr nochmal aufgeschlossen, sagen die beiden Pforzheimer Galeria-Mitarbeiterinnen. Bis zum Mittag sei dann endgültig dicht. Niemand werde reden, und mit ein paar Tränen in den Augen hoffen, dass es bald vorbei ist.
Sie seien fast ganz allein gelassen worden, sagen die beiden Verkäuferinnen rückblickend. Unterstützung habe es für sie allenfalls von der Arbeitsagentur gegeben, sagt die Verkäuferin. Von der Stadt seien nur leere Versprechungen gekommen. Sie will, genau wie ihre Kollegin, nach einer Pause Pforzheim verlassen. Auch bei dem Konzern bleiben, ist auf jeden Fall keine Option mehr. "Niemand will mehr für Galeria arbeiten!", sagt ver.di-Vertreter Weller. Die Verkäuferinnen träumen davon, an einem anderen Ort neu anzufangen und sich selbständig zu machen.
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