Alle reden von der Energiewende. Jetzt kommt sie auch nach Bruchsal. Die Stadtverwaltung hat Montagabend erstmals konkrete Überlegungen vorgestellt, wo auf Bruchsaler Gemarkung überall Windräder gebaut werden könnten. Vor allem die Stadtteile am Rand der Bruchsaler Gemarkung wären betroffen. Denn dort sehen die Windplaner Potenzial für solche Anlagen.
SWR-Reporter Heiner Kunold war bei dem Forum dabei:
Nach Vorgaben des Landes müssen mindestens 1,8 Prozent der Landesfläche für Windkraft zur Verfügung gestellt werden. Die Bruchsaler bieten mehr. Sie bieten sogar 5,2 Prozent ihrer Gemarkungsfläche von 9.304 Hektar für die Windnutzung an. Das wären vor allem Flächen bei Obergrombach, Helmsheim und Heidelsheim.
Ortsteile sollen nicht von Windrädern umzingelt werden
Damit die Ortsteile am Rande aber nicht von Windrädern umzingelt werden, hat die Stadt mögliche Flächen bereits reduziert. Es gibt die Vorgabe, Windräder nicht einzeln, sondern in Gruppen zu stellen, um eine "Verspargelung der Landschaft" zu vermeiden. Darüber hinaus ist geplant, die Windräder in sogenannten interkommunalen Windparks zusammen zu fassen.
Stadt Bruchsal will maximal 12 Windräder bauen
Der Regionalverband hatte bereits im März seine Kriterien für einen Suchraum für Windkrafträder vorgelegt. Darin wurden an die hundert Einschränkungen für Windkraftstandorte formuliert. Die Bruchsaler packten gleich noch ein paar drauf: Um eine möglichst große Akzeptanz bei den Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadtteile zu erreichen, wurde eine möglichst gerechte Verteilung von Windkraftstandorten als zusätzliche Bedingung festgeschrieben. Nach Einschätzung der Verwaltung könnten so rund um Bruchsal maximal 12 Windräder gebaut werden.
Starkwindgebiet Bruchsal?
Für Verwunderung sorgte am Montagabend in Heidelsheim die Bemerkung, die Stadt befinde sich in einem sogenannten Starkwindgebiet. Tatsächlich werde diese Aussage aber durch Expertenmessungen bestätigt. Zumindest im Landesvergleich schneide Bruchsal in Sachen Wind besser ab als viele andere Regionen. Deshalb sei die Stadt auch grundsätzlich bereit, mehr als die von der Landesregierung eingeforderten 1,8 Prozent ihrer Flächen für Windenergie zur Verfügung zu stellen.
Bürger kritisieren Waldstandorte für Windkraftanlagen
Was viele Anwohner in Obergrombach, Helmsheim oder Heidelsheim erbost, ist die Tatsache, dass nicht wenige der für Windenergie vorgesehene Flächen im Stadtwald liegen. Bäume abzuholen für die Windenergie, das sei keine gute Idee, sagt zum Beispiel der Obergrombacher Ortsvorsteher Wolfram von Müller. Er räumt aber auch ein, dass eine Energiewende ohne Windkraft kaum denkbar sei. Und weil in Bruchsal die windstarken Höhenlagen meistens bewaldet seien, komme man kaum umhin, solche Anlagen wenigstens teilweise im Wald zu errichten, betont auch der Bruchsaler Förster Michael Durst.
Der Förster hat nach eigener Aussage kein Problem mit der Windkraft. Die Stürme Wibke und Lothar habe er überlebt. Er werde die Windräder auch noch schaffen, betonte er am Montag in Heidelsheim und erntete mit dieser Aussage viel Gelächter in der vollbesetzten Sporthalle. Durst machte auch klar, dass Windräder für den Bruchsaler Wald kein Problem seien. Selbst, wenn alle 12 Windräder im Wald errichtet würden, müsste für sie eine Fläche von maximal 12 Hektar gerodet werden. Die Stadt habe zum Ausgleich bereits 40 Hektar Flächen zur Aufforstung bereitgestellt, so Durst.
Windkraft-Kritiker: "Die Stadt will sich auf Kosten des Waldes bereichern"
Kritiker der Windkraft auf Bruchsaler Gemarkung kritisierten am Montagabend auch, dass vor allem stadteigene Flächen für die Windkraftanlagen vorgesehen sein. Die Stadt wolle sich auf Kosten des Waldes bereichern, klagten Anwohner. Das wies die Oberbürgermeisterin von Bruchsal zurück. Sie betonte, die Stadt müsse so viel Geld für die Energiewende aufwenden, dass es gut sei, wenn die Allgemeinheit das Geld auch wieder zurückbekomme.
Erste Windräder in Bruchsal sollen 2028 stehen
Bis September 2025, so verlangt es die Landesregierung, müssen die Regionalverbände in Baden Württemberg ihre Suchraumplanungen abgeschlossen haben. So lange hat also auch der Regionalverband Mittlerer Oberrhein Zeit, seine "Vorrangplanung" für die Windenergie fertig zu stellen.
Anhand dieser Pläne können dann die Kommunen zum Beispiel im Landkreis Karlsruhe ihre eigene Windplanung vornehmen. Die Stadt Bruchsal will nicht so lange warten. Wenn es nach Stadtbaudirektor Hartmut Ayrle geht, könnten sich die ersten Windräder auf Bruchsaler Gemarkung bereits im Jahr 2028 drehen.