Am Donnerstag war es genau ein Jahr her, dass der Fahrradaktivist Andreas Mandalka auf einer Landstraße bei Pforzheim von einem Auto erfasst und tödlich verletzt wurde. Ein Unfall, der bundesweit für Schlagzeilen sorgte. Der Grund: Mandalka war unter dem Pseudonym "Natenom" als Radaktivist sehr bekannt. Regelmäßig postete er in sozialen Netzwerken Videos, die unter anderem zeigen sollten, wie Autofahrer beim Überholen die vorgeschriebenen Abstände nicht einhalten. Derlei Verstöße brachte er regelmäßig zur Anzeige. Häufig kritisierte er Behörden wegen angeblicher Untätigkeit beim Verfolgen solcher Delikte.
Natenom war nicht unumstritten. Manche Autofahrer fühlten sich von ihm provoziert. Regelmäßig war er mit einem auffälligen Abstandhalter unterwegs, was ihm auch Kritik und Anfeindungen einbrachte.
Nach Natenoms Tod vor einem Jahr: Mahnwachen und Gedenkfahrten in ganz Deutschland
Sein Tod vor einem Jahr löste innerhalb der Radszene bundesweit Bestürzung aus. In ganz Deutschland fanden Trauerbekundungen statt: Köln, Leipzig, Nürnberg, Stuttgart – nur einige der Orte, an denen in den Tagen darauf Mahnwachen und Fahrrad-Demonstrationen stattfanden. In Pforzheim beteiligten sich rund 600 Radfahrer und -fahrerinnen an einer Gedenkfahrt von der Innenstadt zur Unfallstelle zwischen Schellbronn und Neuhausen. Dort stellten sie als Mahnmal ein weißes Fahrrad, ein sogenanntes "Ghostbike", auf. Auch der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann zeigte sich betroffen über Mandalkas Unfalltod. Sein Engagement habe zur gesetzlichen Festlegung des Überholabstandes zu Fahrrädern beigetragen, meinte Hermann damals.
![Demo in Pforzheim und Enzkreis nach dem Tod von Radaktivist Natenom für mehr Sicherheit im Straßenverkehr, Radverkehr (Foto: SWR) Demo in Pforzheim und Enzkreis nach dem Tod von Radaktivist Natenom für mehr Sicherheit im Straßenverkehr, Radverkehr](/swraktuell/baden-wuerttemberg/karlsruhe/1738127200864%2Cdemo-und-kundgebung-nach-tod-von-radaktivist-natenom-in-pforzheim-und-enzkreis-122~_v-16x9@2dS_-6be50a9c75559ca1aaf1d0b25bae287afdcd877a.jpg)
Autofahrer wegen fahrlässiger Tötung verurteilt
Die Ermittlungen der Pforzheimer Polizei zum Unfallgeschehen zogen sich über Monate hin. Dabei wurde auch das Video ausgewertet, das Andreas Mandalka an jenem Tag mit seiner Helmkamera aufgezeichnet hatte. Die Staatsanwaltschaft in Pforzheim ging davon aus, dass der 77-jährige Autofahrer ungebremst mit mehr als 80 Stundenkilometern und bei guten Sichtverhältnissen Mandalka von hinten gerammt hatte. Gleichzeitig stellten die Ermittler fest, dass der 43-Jährige vorschriftsmäßig mit Licht unterwegs war und eine Warnweste trug.
![Radfahrer sammeln sich nach dem Tod des Radaktivisten "Natenom" in Pforzheim. (Foto: SWR) Radfahrer sammeln sich nach dem Tod des Radaktivisten "Natenom" in Pforzheim.](/swraktuell/baden-wuerttemberg/karlsruhe/1738127201867%2Cfahrrad-demo-nach-tod-von-fahrradaktivist-natenom-pforzheim-104~_v-16x9@2dS_-6be50a9c75559ca1aaf1d0b25bae287afdcd877a.jpg)
Im Oktober vergangenen Jahres verurteilte das Pforzheimer Amtsgericht den Unfallverursacher wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe in Höhe von 150 Tagessätzen. Dagegen legte der Autofahrer zunächst Einspruch ein, den er später wieder zurücknahm.
Fahrraddemos in Pforzheim für besseren Schutz von Radfahrern
Am 30. Januar rief Critical Mass zu einer stillen Gedenkfahrt von Pforzheim zur Unfallstelle und zurück auf. Eine ähnliche Veranstaltung plante der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) am 2. Februar. Mit den beiden Fahrraddemos wollten Radaktivisten an den Tod Natenoms erinnern.
Uns bereitet die zunehmende Aggressivität im Straßenverkehr große Sorge.
Dabei wollen die Teilnehmer für einen besseren Schutz von Radfahrerinnen und Radfahrern demonstrieren, etwa durch baulich getrennte Radwege, verstärkte Kontrollen und ein flächendeckendes Tempolimit. Noch immer würden auf Deutschlands Straßen täglich acht Fußgänger und Radfahrer getötet, sagt ADFC-Sprecher Ansgar Hegerfeld. Ziel der Verkehrspolitik müsse die sogenannte "Vision Zero" sein: keine Toten oder Schwerverletzten mehr im Straßenverkehr.