Wenn am Samstag wieder tausende Menschen beim Christopher Street Day (CSD) durch die Karlsruher Straßen ziehen, ist es 40 Jahre her, dass der CSD zum ersten Mal hier stattgefunden hat. Im Juni 1984 versammelten sich in Karlsruhe zum ersten Mal homosexuelle Menschen, um für ihre Rechte auf die Straßen zu gehen.
40 Jahre CSD in Karlsruhe: So hat alles begonnen
Es dauerte bis zum Jahr 1999, bis der CSD in Karlsruhe zum zweiten Mal stattfand. Damals hieß er noch "CSD Südwest" und wurde in mehreren baden-württembergischen Städten veranstaltet. Dann war es bis 2010 ruhig, so Felix Pfefferkorn, der den CSD seit Jahren mitorganisiert.
"Erst seit 2010 gibt es den Christopher Street Day in Karlsruhe jährlich", sagt Felix Pfefferkorn. Aufhänger für den CSD im Jahr 2010 sei eine Demo gewesen, die sich eigentlich gegen die Stadt Karlsruhe gerichtet habe. "Die eingetragene Lebenspartnerschaft homosexueller Menschen durfte nur in bestimmten Räumen der Standesämter geschlossen werden", sagt Pfefferkorn. "Nur in einem nicht." Es sei der beliebteste und schönste gewesen, für ihn war das ein bewusster Affront, wie er es nennt. Daraufhin haben er und seine Mitstreiter eine Demonstration organisiert.
Von 300 zu mehreren Tausend Teilnehmenden
Für Pfefferkorn war das der Startschuss, um dran zu bleiben. "Danach haben wir gesagt, das hat so gut funktioniert, das machen wir wieder." Wo 2010 nur 300 Menschen in den Karlsruher Straßen für Gleichberechtigung demonstrierten, sieht das heute schon anders aus: Beim CSD 2023 haben rund 6.000 Menschen an der Demonstration teilgenommen, etwa 12.000 kamen laut Polizei als Zuschauer. "Es ist über die Jahre explosionsartig gewachsen", sagt Felix Pfefferkorn.
CSD in Karlsruhe "ist vielfältiger geworden"
Der CSD sei vielfältiger geworden, findet CSD-Mitorganisator Felix Pfefferkorn. "Im Jahr 84 einte uns alle das Ziel, den Paragraf 175 zu Fall zu bringen." Der Paragraf 175 stammte noch aus dem Kaiserreich und untersagte gleichgeschlechtlichen Menschen sexuelle Handlungen. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde er nochmal verschärft. Allein der Verdacht reichte damals, um zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt zu werden.
Von den 90ern bis heute hätten sich dann immer mehr queere Identitäten entwickelt, erklärt Pfefferkorn. Die Szene sei diverser geworden, auch beispielsweise non-binäre Personen schlossen sich der Bewegung an und wurden sichtbarer. "Es ist vielfältiger und komplexer geworden, von daher ist es auch eine große Aufgabe, alle hinter einem Banner zu versammeln." Über diese Entwicklung ist er sehr froh. Er selber könne mittlerweile auch in seinem Beruf offen queer leben. "Ich bin nicht sicher, ob das vor 25 Jahren möglich gewesen wäre." Aber es gebe noch viel zu tun. "Wir dürfen uns nicht ausruhen."
Auch wenn sich viel seit dem ersten CSD 1984 in Karlsruhe verändert habe, sei Gewalt und Diskriminierung immer noch Alltag für queere Menschen, sagt Felix Pfefferkorn. "Sobald sie sichtbar sind, sind sie auch angreifbar. Und sie werden auch angegriffen." Kaum ein großer CSD komme ohne Gewaltprobleme aus, sagt er, auch in Karlsruhe.
Vor zwei Jahren wurden mehrere Menschen nach dem CSD körperlich angegriffen. Auch eine Regenbogenfahne wurde damals angezündet. Der Staatsschutz leitete Ermittlungen ein.
CSD in Karlsruhe 2024: So sieht das Programm aus
Ab 13 Uhr startet und endet der Demozug am Rondellplatz in der Karlsruher Innenstadt. Das Motto in diesem Jahr lautet: "We are here, always queer." Auf dem Marktplatz gibt es ab 15.30 Uhr ein Familienfest mit Kundgebung, Musik und einer bunten Show aus Travestie, Drag und Tanz. Auf dem Schlossplatz wird es eine Chill-Out Area mit DJs sowie Essens- und Getränkeständen geben.
In diesem Jahr soll es zum ersten Mal auch am Sonntag noch einen weiteren CSD-Tag geben. Mit einer Open Air Party soll der CSD 2024 in Karlsruhe auf dem Marktplatz ausklingen. "Wir wachsen also noch einen Schritt weiter und schauen, was die Zukunft bringt", so Pfefferkorn.
Regen beim CSD erwartet
Das Wetter für die Demoparade soll allerdings nicht so sommerlich werden wie in den vergangenen Jahren. "Wir müssen auf das Wetter spontan reagieren, für den Nachmittag sind bisher nicht ganz so große Regenmengen gemeldet", sagt CSD-Chef-Organisator Karsten Kremer auf Nachfrage des SWR. Erst am Abend müsse man schauen, wie es sich entwickelt.