Hundehalter in Baden-Württemberg müssen in Zukunft wohl einen Hundeführerschein mit einer theoretischen und praktischen Prüfung ablegen, um ihre Eignung für das Halten eines Vierbeiners nachzuweisen. Darauf hat sich die Politik geeinigt. Dabei geht es nicht nur um gefährliche "Listenhunde", sondern um alle Rassen.
Hundetrainerin Sonja Hoegen aus Bad Wimpfen (Kreis Heilbronn) sieht die Einführung des Führerscheins jedoch kritisch. Sie befürchtet, dass hauptsächlich klassische Kommandos wie "Sitz!" und "Platz!" unterrichtet werden und dies noch lange keine gute Beziehung zu dem Hund ausmacht.
Hoegen stellt sich auch die Frage, wer die ganzen Hundeführerscheine überhaupt abnehmen soll. Die guten gewerblichen Hundeschulen seien ohnehin alle voll und sie selbst könne sich auch nicht vorstellen, dass das Veterinäramt das machen möchte.
Genaues Regelwerk fehlt noch
Wie genau dieser Hundeführerschein ausgestaltet sein wird und welche Ausnahmen geplant sind, ist aber noch unklar. Die Hundeexpertin weist darauf hin, dass der Hundeführerschein in der Schweiz beispielsweise nach einigen Jahren wieder abgeschafft wurde, weil die Ziele, die man sich gesetzt hatte, nicht erreicht wurden.
Auch der bürokratische Aufwand sei riesig gewesen und habe in keinem Verhältnis zum Erfolg gestanden. Außerdem gingen auch all diejenigen Leute, die man damit ansprechen wollte, durch das Raster, argumentiert die Hundetrainerin.
Viele Spaziergänger halten Hundeführerschein für sinnvoll
Eine Hundebesitzerin aus Bad Rappenau (Kreis Heilbronn) hält den Hundeführerschein für sinnvoll, denn der Umgang mit einem Hund ist sehr verantwortungsvoll. Sie würde sofort mit ihrem Hund einen Führerschein machen. Eine andere Passantin spricht sich ebenso für den Hundeführerschein aus. Sie glaubt, dass die Schuld immer dem Hund zugeschoben werde, oftmals das Problem aber der Halter oder die Halterin sei.
Hundetrainerin Hoegen wünscht sich, dass es schon vor der Beschaffung des Hundes eine Beratung für die zukünftigen Besitzer gibt. Denn der Hund muss zum Leben des Menschen passen. "Es gibt oft ältere Menschen, die sich dann noch mal einen zu großen und sehr aktiven Hund kaufen, den sie nach einigen Jahren nicht mehr im Griff haben. Oder Familien, die in einem Mehrfamilienhaus wohnen und sich einen kleinen Hund anschaffen, der aber ständig bellt. Das führt dann zu unnötigem Streit und Stress zwischen den Nachbarn", berichtet die Hundeexpertin.
Hundeexpertin sieht seit einigen Jahren eine gute Entwicklung
Hundeschulen genießen heute ein ganz anderes Ansehen als noch vor zwanzig Jahren, ordnet Hoegen ein. Es sei normal geworden, mit seinem Vierbeiner in eine Hundeschule zu gehen. Hundebesitzer könnten sich dort ganz zwanglos austauschen und hätten immer einen Experten an ihrer Seite.
Die Nachfrage nach der Welpenschule sei sehr hoch. Die Menschen kümmern sich immer besser um ihre Hunde. "Es geht also sowieso in die richtige Richtung, auch ohne den Schubs der Regierung", sagt die Expertin. Hoegen hofft, wenn es zukünftig einen Hundeführerschein geben wird, dann mit gut durchdachten Regeln, die für Mensch und Hund sinnvoll seien.