Am Bahnknotenpunkt Stuttgart soll unter anderem ein neues, digitales Sicherungssystem (ETCS) eingebaut werden. Damit wäre er der erste digitale Knotenpunkt Deutschlands. Doch die Arbeiten wirken sich während der Baumaßnahmen weit über die Landeshauptstadt hinaus aus. Viele Pendlerinnen und Pendler aus Heilbronn kommen am Freitag zu spät zur Arbeit oder Uni, so wie dieser Student, der am Morgen recht ratlos auf Gleis fünf vergeblich auf seinen Zug wartet.
VCD warnt schon lange
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hatte Auswirkungen wie Zugausfälle, Verspätungen und überfüllte Bahnen befürchtet. Vor einem solchen Szenario warne der VCD schon lange, erklärte der Sprecher des Regionalverbands Hall-Heilbronn-Hohenlohe, Hans-Martin Sauter im SWR-Interview.
Vor allem werde es die Pendlerinnen und Pendler treffen, die täglich nach Stuttgart müssen. Zwar sei es keine komplette Sperrung, allerdings müsse man "sich durchhangeln", wo wie umzusteigen sei oder mit welchem Zug man wie nach Stuttgart komme.
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Wieder fallen Züge und Teilstrecken im Raum Stuttgart aus. Die Bahn mit dem nächsten Bauabschnitt für den digitalen Verkehrsknoten. Betroffen sind vor allem die Linien S4, S5 und S6/60.
Viele ratlose Gesichter am Bahnsteig
Zwei Verbindungen nach Stuttgart fallen am Freitagmorgen in Heilbronn einfach aus, so auch die um 7:20 Uhr. Der neue Zug startet zwar um 7:30 Uhr, fährt aber nicht direkt zum Wunschbahnhof. Umsteigen ist angesagt, alles dauert länger. Die Bahnreisenden sind geplagt.
Auch viele Pendlerinnen und Pendler sind an diesem Morgen einfach nur genervt. "Das ist doch nicht nur heute so, ich kämpfe ständig mit den Verspätungen. In der Arbeit nimmt mir das fast niemand mehr ab", so ein Heilbronner Pendler. Dabei nehme er schon ein paar Züge früher, damit er auch wirklich rechtzeitig in Stuttgart ankommt. Das sei ärgerlich, so der Mann weiter.
Welche Zugstrecken wie genau betroffen sind lesen Sie hier:
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Weiterer Ausbau bis Würzburg?
Auch mit Blick in die Zukunft hat Sauter keine gute Prognose für den Raum Heilbronn. Zwar sollen die jetzigen Baumaßnahmen zum 26. Oktober abgeschlossen sein, doch dann gehe es weiter. Das digitale System ECTS müsse dann nämlich weiter auf den Strecken installiert werden. Im Gespräch sei sogar die gesamte Frankenbahn bis Würzburg auf ETCS umzurüsten.
Das würde der Deutschen Bahn zwar teure Stellwerksumbaumaßnahmen in Lauffen, Bad Friedrichshall (beide Kreis Heilbronn) und Osterburken (Neckar-Odenwald-Kreis) ersparen, doch die Fahrgäste würden leiden. "Dann können wir froh sein, wenn nach einem halben Jahr überhaupt mal wieder ein Zug fährt", ist sich Sauter sicher.
Nur wenige haben Vorteil
Den einzigen Vorteil während der Bauarbeiten hätten nur die Fahrgäste, die von Heilbronn über Stuttgart beispielsweise nach Esslingen, Reutlingen oder Tübingen durchfahren wollen. Durch die Umleitung der Bahnen MEX 12 und MEX 18, die die Strecke Heilbronn - Tübingen bedienen, über Kornwestheim, sei man auf dieser einen Strecke etwas schneller unterwegs.
Sauter ordnet aber gleich ein, "die Züge leeren sich im Normalfall aber in Stuttgart und füllen sich dort neu." Wirklich viele Menschen werden von der "Abkürzung" also nicht profitieren.
Nachteil für Verkehrswende
Für die Verkehrswende seien die Baumaßnahmen auch nicht vorteilhaft. Zuletzt sei bei Waiblingen gebaut worden, schon da habe man die Auswirkungen auf der Straße gespürt. Sauter vermutet, dass weitere Fahrgäste aufs Auto umsteigen könnten. Das wiederum würde zu weiteren und längeren Staus auf den Autobahnen und den Stuttgarter Zubringern führen.
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