Sollte die Freigrenze erhöht werden?

Neckarsulmer gibt auch Kurse: Bier brauen in den eigenen vier Wänden

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Peter Wedig
Peter Wedig

Bis zu 200 Liter Bier kann jeder steuerfrei zu Hause brauen - eine Zollanmeldung vorausgesetzt. Aber ist die Umsetzung wirklich so einfach?

Zwischen Waschmaschine und Trockner baut Michael Kanbach aus Neckarsulm (Kreis Heilbronn) regelmäßig seine Braumaschine auf. Aber nicht nur zu Hause ist der passionierte Hobby-Brauer aktiv, er gibt auch Kurse an Volkshochschulen, die jeder Interessentin und jedem Interessenten das Brauen näher bringen. Da kommen im Jahr 350 bis 400 Liter Bier zusammen - und das bringt so einigen Papierkram für den Zoll mit sich. Würde da die Überlegung von Christian Lindner (FDP), die Freigrenze auf 500 Liter zu erhöhen, den Alltag erleichtern?

Für die ersten eigenen Versuche braucht es noch kein professionelles Equipment, wie es Michael Kanbach mittlerweile besitzt. Mit 200 bis 300 Euro und einer Braumischung, die es fertig zu kaufen gibt, kann jeder bereits loslegen, rät Kanbach. Auch er selbst hat so einmal angefangen. Doch acht Stunden in der Küche für sechs Flaschen Bier, dazu jede Menge klebrige Flecken haben ihn (und vor allem seine Frau) dazu bewogen, das Hobby professioneller anzugehen - im heimischen Keller.

Über der Freigrenze - wegen zahlreicher Kurse

Das Wissen gibt er bei privaten Kursen und an Volkshochschulen weiter. Diese Kurse bedeuten aber auch, er kommt über die Freigrenze von 200 Litern Bier pro Jahr. Bis zur Freigrenze reicht eine formlose Anmeldung, dass man Bier brauen möchte. Diese gilt dann aber nur für den eingetragenen Wohnsitz. Für jeden Kurs außer Haus muss Kanbach einen weiteren Schrieb aufsetzen. Und darauf fallen dann auch Steuern an.

Michael Kanbach aus Neckarsulm braut privat Bier und gibt Kurse.
Was dem Winzer seine Oechsle, sind dem Bierbrauer seine Plato: Michael Kanbach misst den Zuckergehalt der Würze, wodurch sich der Alkoholgehalt bestimmten lässt.

Papierkram für drei Euro Steuern

Beispielsweise für eine Brauschau in Köln Anfang Juni, hier will Kanbach ein eigenes Bier präsentieren. Auch für den Ausschank ist eine Zollanmeldung notwendig. Wie hoch dann die Steuern sind, das hängt auch vom Stammwürzegehalt ab. Für die 28 Liter, die er mit zur Brauschau nimmt, werden 3,08 Euro an Steuern fällig.

Für so manchen Hobby-Brauer würde eine Erhöhung der Freigrenze auf 500 Liter vor allem weniger Papierkram bedeuten. Das dachte sich offenbar dann auch das Finanzministerium. Denn die bisherigen Steuereinnahmen halten sich doch stark in Grenzen: Für 2021 lagen sie gerade einmal bei 11.000 Euro, bundesweit.

Michael Kanbach aus Neckarsulm braut privat Bier und gibt Kurse.
In den Kühlschränken lagern die abgefüllten Flaschen. Die Biere sollten kühl gehalten werden, da sonst die Resthefe weiter "arbeitet".

Interesse am Bierbrauen steigt

Michael Kanbach hat auf jeden Fall das Gefühl, dass die Zahl der privaten Bierbrauerinnen und Bierbrauer zunimmt. Zwar würde nicht jeder Teilnehmende aus seinem Kurs dann auch dranbleiben. Er schätzt, dass das nur auf rund zehn Prozent zutrifft. Aber das Interesse daran, etwas selbst herzustellen, das steige. Auch bei ihm selbst gilt: Das schönste Lob sei, wenn man unter Verwandtschaft und Freunden ein selbst gebrautes Bier ausschenke und alle begeistert sind.

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