Lediglich knapp drei Prozentpunkte weniger Stimmen erhielt die SPD in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) bei der Gemeinderatswahl laut vorläufigem Ergebnis im Vergleich zur Wahl 2019. Dadurch bleiben der Partei bei etwa 24 Prozent der Stimmen ihre sieben Sitze im Gemeinderat erhalten. Stärkste Partei bleibt die CDU mit knapp 32 Prozent und damit neun Sitzen.
Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt bei den Europawahlen oder anderen Kommunalwahlen ist der Verlust damit gering, die SPD bleibt in Neckarsulm stark. Das liegt vor allem an den vielen Arbeitern bei Audi und einer entsprechenden Tradition beim Wählen, heißt es in einer nicht repräsentativen SWR-Umfrage.
SPD traditionell stark in Neckarsulm
Vor Ort umgehört, sind sich viele Neckarsulmerinnen und Neckarsulmer einig, dass die SPD eine gewisse Tradition in ihrer Stadt hat. Es gebe auch heute noch eine breite Arbeiterschaft vor Ort, so ein Passant. Die SPD wiederum sei traditionell eine Arbeiterpartei. Außerdem sei die Gewerkschaft IG-Metall in Neckarsulm sehr stark vertreten und habe viel Werbung in den Unternehmen für die SPD gemacht, sagt eine andere Neckarsulmerin.
Ein weiterer Passant geht davon aus, dass die Bürgernähe der SPD für ihr gutes Abschneiden verantwortlich sei. So hat beispielsweise der Landtagsabgeordnete Klaus Ranger sein Büro in der Innenstadt. Er ist ehrenamtlich sehr aktiv, etwa als Sportkreisvorsitzender und Vorstandsmitglied des Landessportverbands. Zusätzlich sind zwei SPD-Gemeinderatsmitglieder in führenden Positionen bei mittelständischen Unternehmen, ein weiterer Sozialkdemokrat ist Pfarrer im Ort.
SPD selbst sieht sich auch gut aufgestellt
Auch die SPD sieht Neckarsulm als ein "gutes Pflaster". Der Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, Karl-Heinz Ullrich sagt, in Neckarsulm gebe es eine Tradition, die SPD zu wählen, die Stadt habe eine Arbeitervergangenheit. Und: viele Gemeinderäte der Partei seien über 30 Jahre im Amt gewesen. Die SPD wird aus Ullrichs Sicht weiterhin als verlässlicher Ansprechpartner angesehen.
Bundespolitik wirkt sich auch in Neckarsulm aus
Dennoch: In Neckarsulm sind nicht alle Fans der Sozialdemokraten. Viele Passanten erzählen im Gespräch, sie seien mit der Politik der Ampel oder der SPD im Bund nicht zufrieden. Deshalb hätten sie auch bei der Gemeinderatswahl ihr Kreuz an anderer Stelle gesetzt.
Auch Karl-Heinz Ullrich bestätigt, dass sie im Wahlkampf oft zu hören bekommen hätten, dass die Menschen sie zwar gerne wählen würden, das aber wegen der Bundespolitik nicht tun. In Neckarsulm sei seine Partei noch "mit einem blauen Auge davongekommen". Deshalb ist Ullrich mit dem Ergebnis zufrieden.