Künstliche Intelligenz (KI) erleichtert schon in vielen Bereichen den Alltag. Der Chatbot "ChatGPT" ist mittlerweile der breiteren Bevölkerung bekannt. Eine KI in Form eines Chatbots erleichtert seit Semesterbeginn im April 2024 auch den Studienalltag an der Technischen Universität München (TUM) am Campus Heilbronn. Ein Team aus zehn Heilbronner Studierenden hat mit Unterstützung von Professorinnen und Professoren innerhalb von drei Monaten die KI "pAIge" entwickelt, die den jungen Menschen bei der Organisation ihres Studiums helfen und dadurch den Studierenden-Service entlasten soll.
"Hackathon" gibt Startschuss für Campus-KI
Vergangenes Jahr hat die TUM zusammen mit dem Softwareentwickler Microsoft einen "Hackathon" veranstaltet, bei dem Studierende im Austausch mit Dozenten in zwei Tagen einen Chatbot für studentische Anliegen entwickeln sollten. Das war der Startschuss für "pAIge". Ein "Hackathon" ist eine Veranstaltung im IT-Bereich, bei der Personen aus verschiedenen Sparten zusammenkommen, die dann in einem begrenzten Zeitraum gemeinsam an einer Software-Lösung für ein bestimmtes Problem arbeiten.
Henri Zalbertus und Jan Plüer haben beide an der TUM auf dem Bildungscampus in Heilbronn Management und Technologie studiert und die Projektleitung von "pAIge" übernommen. Sie wollten eine Künstliche Intelligenz entwickeln, die Studenten hilft, einfacher an Informationen der Uni zu kommen. Online gebe es zwar an der TUM eine große Menge an Dokumenten, die aber nicht immer einfach zu finden gewesen seien; das habe sich seit diesem Semester durch den Chatbot geändert hat, so Jan Plüer.
Eine Art "ChatGPT" für den Campus
Die Dokumente der TUM dienen dem Chatbot als Wissensbasis. "Man kann sich also eine Art ChatGPT vorstellen mit den Dokumenten der TUM", erklärt Plüer. Ein Studierender stellt eine Frage und der Chatbot gibt in natürlicher Sprache eine Antwort und verlinkt zu dem relevanten Dokument. "pAIge" beantwortet beispielsweise Fragen wie: "Wo melde ich mich für die Klausuren an? Wie gebe ich meine Bachelorarbeit ab? Wo kann ich mich fürs Auslandssemester einschreiben?"
Auf der anderen Seite wolle man den Studierenden-Support entlasten, da knapp 80 Prozent der Fragen, die aktuell reinkämen, eigentlich durch die Dokumente auf der Website beantwortet werden könnten. Solche Fragen sollen jetzt vom den Chatbot beantwortet werden, erklärt Plüer.
So sollen nur noch die wirklich wichtigen Fragen zum Studierenden-Service-Büro durchkommen. Momentan konzentriert sich die KI auf organisatorische und administrative Fragestellungen: konkrete Fragen über Vorlesungen kann der Chatbot noch nicht beantworten, so Plüer. Die KI soll aber ständig weiterentwickelt werden und könnte auch an anderen Hochschulen eingesetzt werden. Der Programmcode und die Architektur der KI seien öffentlich und auch für andere Entwickler nutzbar.
Mit den Profs auf Augenhöhe
Das Projekt sei auch in der Hinsicht spannend gewesen, dass dabei ein Team aus Studierenden mit Professorinnen und Professoren auf Augenhöhe zusammen gearbeitet habe, so Zalbertus. "Wir sind dankbar dafür, dass wir als Bachelorstudierende so viel Verantwortung tragen konnten und wir hier einiges bewegen konnten im Hochschulbereich."
KI kommt bei Kommilitonen gut an
Der Chatbot komme bei Kommilitonen an der TUM sehr gut an, sagt Henri Zalbertus. "pAIge" ist momentan noch in der Testphase, in der die Entwickler auf Benutzer-Feedback angewiesen sind. "Es gibt natürlich noch Kinderkrankheiten", so Zalbertus weiter. Derzeit sind sie damit beschäftigt, die Ladezeiten der Antworten zu verbessern und bei präziseren Fragestellungen die Informationen vollständig wiederzugeben.
Auch das Studierenden-Büro freut sich über die deutliche Entlastung. Es muss jedoch noch geregelt werden, wie neue Dokumente in die KI eingepflegt werden können, wenn sich etwas verändert, so Zalbertus. Nächstes Semester soll dokumentiert werden, wie viel weniger E-Mail-Anfragen tatsächlich im Studierenden-Büro eingehen.