Für Menschen in Pflegeeinrichtungen können sich die Feiertage manchmal ganz schön einsam anfühlen. Gerade wenn die Familie weit weg wohnt oder man vielleicht sogar keine mehr hat, verbringen viele Seniorinnen und Senioren die Festtage alleine. Das will die Briefaktion "Herzenspost" der youngcaritas ändern. Die Idee: In den Wochen vor den Feiertagen schreiben Menschen Briefe, basteln Karten und senden sie an ihre regionale youngcaritas Stelle. Dort wird die Weihnachtspost dann an regionale Pflegeeinrichtungen verteilt, um ihren Bewohnerinnen und Bewohnern an Weihnachten eine Freude zu machen.
Die Idee stammt noch aus der Corona-Zeit, als ein Weihnachtsbesuch in den Pflegeeinrichtungen deutlich schwieriger war. Die Pandemiezustände sind jetzt zwar vorbei, die Herzenspost hat sich aber bewährt. Alleine bei der youngcaritas Heilbronn-Hohenlohe sind in diesem Jahr 405 Briefe eingegangen - so viele, wie noch nie.
Jeder darf mitmachen
Briefe schreiben darf dabei jeder, der Lust hast. Auch viele Familien schreiben mit ihren Kindern zusammen Weihnachtskarten für die Herzenspost. So war die jüngste Briefschreiberin dieses Jahr gerade mal zwei Jahre alt. Einige schreiben auch gleich mehrere Karten und schicken sie an Caritas-Stellen im ganzen Land. Auch die Pflegeeinrichtungen in der Region haben in den vergangenen Wochen Briefe aus München, Weimar oder Gera erhalten.
Besonders bei Schulklassen ist das Projekt beliebt. Andreas Weiß unterrichtet an der Grundschule Dahenfeld (Kreis Heilbronn) die Dritt- und Viertklässler. Da steht das Briefeschreiben sowieso auf dem Lehrplan. Für ihn hilft die Herzenspost den Kindern mindestens genauso sehr wie den Seniorinnen und Senioren. "Also das eine ist natürlich das Schreiben. Das andere ist die Herzensbildung, das soziale und empathische Lernen. Dafür hat das einen unheimlichen Wert."
Eine Freude für Seniorinnen und Senioren
"Am liebsten würden die Pflegeheime einen Brief für alle Bewohner nehmen", erklärt Melanie Müllerschön von der youngcaritas Heilbronn-Hohenlohe. Dafür reiche die Post bis jetzt aber noch nicht aus. Deswegen beschränken sich die meisten Einrichtungen auf die, die sonst eher wenig Post bekommen würden. Auch Friedericke Skupin bekommt dieses Jahr wieder eine Weihnachtskarte von der Herzenspost. Die 100-Jährige wohnt jetzt seit drei Jahren im St. Vinzenz Seniorenzentrum in Neckarsulm (Kreis Heilbronn). Da sie nicht mehr so gut sehen kann, freut sie sich besonders über Selbstgebasteltes oder eine Zeichnung. Und sie könnte sich sogar vorstellen, dem Menschen hinter ihrer Weihnachtskarte zu antworten. Zumindest, solange auch ein Absender auf dem Brief steht.
Auch wenn Melanie Müllerschön die Herzenspost schon einige Tage vor Weihnachten ausliefert, bekommen die Seniorinnen und Senioren sie meistens erst an den Feiertagen zu sehen. Dann ist die Freude natürlich umso größer. Müllerschön würde die Aktion in Zukunft auch gerne erweitern. Zum Beispiel auf wohnungslose Menschen oder die Behindertenhilfe.