Nach neuen Erkenntnissen von Wissenschaftlerinnen der Hochschule Heilbronn gibt es zwei Gruppen von Alzheimer-Erkrankten. Dafür analysierten die Medizininformatikerinnen über 1.000 Gehirn-Bilder mit Künstlicher Intelligenz (KI).
Demnach sind bei der ersten Gruppe, die vor allem unter Gedächtnisverlust leidet, der Hippocampus und die umliegenden Regionen verkleinert - also die Gehirnregion, die für das Gedächtnis zuständig ist. Bei der zweiten Gruppe gebe es Verluste in Teilen der Großhirnrinde, Erkrankte litten deswegen unter Problemen mit Sprache und Orientierung. Das erklärt die Hauptautorin der Studie, Yasmin Hollenbenders.
Künstliche Intelligenz erkennt charakteristische Muster in Gehirnen
Hollenbenders, die an der Hochschule Heilbronn promoviert, erklärt, dass bei Alzheimer-Erkrankten die Gehirnmasse grundsätzlich abnimmt. Das sei aber gerade im Anfangsstadium mit dem bloßen Auge nicht oder kaum zu erkennen. Die Künstliche Intelligenz jedoch könne sich das Volumen des Gehirns in Gänze anschauen und schon kleine Änderungen in den betroffenen Regionen feststellen.
Gehirne sind unterschiedlich, für die Krankheit charakteristische Muster findet die KI. So gelang es, Betroffene schon früh im Krankheitsverlauf in eine der zwei Gruppen einteilen zu können - noch bevor die Patientin oder der Patient eine offizielle Diagnose der Krankheit hatte.
Hoffnung auf frühere Alzheimer-Diagnose
Für ihre Studie nutzten die Heilbronner Wissenschaftlerinnen einen Datensatz aus den USA. Über zehn Jahre lang wurden von über 1.000 Menschen Gehirnbilder mittels Magnetresonanztomografie aufgenommen. Darunter waren gesunde Personen, von denen einige im Verlauf der Studie Alzheimer entwickelten.
Die Hoffnung sei es, so Hollenbenders, dass auch durch diese Erkenntnisse Alzheimer früher diagnostiziert werden könne. Dann könnte Betroffenen zielgerichteter geholfen werden.
Studie mit hohem Anwendungspotenzial
Die Heilbronner Studie findet Anerkennung am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit an der Universität Heidelberg. Der leitende Gerontopsychiater Lutz Frölich schätzt vor allem den KI-gestützten Auswerte-Algorithmus. Dieser könne möglicherweise in der täglichen Praxis zur sogenannten klinischen Frühdiagnostik verwendet werden – also wenn bereits der Verdacht auf eine Alzheimer-Erkrankung besteht.
Auch Aussagen über den Verlauf der Krankheit könnten damit getroffen werden, so der Experte. Er weist jedoch darauf hin, dass das Verfahren für eine echte Frühdiagnostik nicht der beste Weg sei, da eine Diagnose erst nach Gehirn-Scans erfolgen könne.