Auf dem Heilbronner Bildungscampus dreht sich seit Dienstag alles um Innovationen für den Handel. Ein Schwerpunkt bei den zweitägigen "Retail Innovation Days" ist das Thema Künstliche Intelligenz. Große Einzelhändler wie Kaufland oder Intersport zeigen dort, wieviel KI schon im Alltag der Handelsriesen steckt. Außerdem präsentieren Anbieter von Kassensystemen wie Diebold Nixdorf Innovationen bei den SB-Kassen.
Immer genau die richtige Menge
Das zurzeit offensichtlichste KI-Anwendungsfeld für den Handel ist die Vorhersage, welche Waren, in welcher Menge und an welchem Ort vermutlich gebraucht werden, sagt Armin Müller von Kaufland mit Sitz in Neckarsulm (Kreis Heilbronn). So können die Logistik und die Lagerwirtschaft der Unternehmen optimiert werden - so, dass das jeweilige Produkt im Laden immer ausreichend verfügbar ist.
KI prüft das Alter der Kundschaft
Der amerikanische Konzern Diebold Nixdorf, bekannt für Kassensysteme und Geldautomaten, hat ein System für den Altersnachweis entwickelt. Damit soll die für Kassenpersonal und Kunden unangenehme Frage nach dem Alter beim Kauf von beispielsweise Alkohol oder Zigaretten seltener gestellt werden müssen.
Der Kunde oder die Kundin wird vor Ort um Erlaubnis gebeten, dass ein anonymes Foto gemacht werden darf. Dieses wird dann verschlüsselt in eine Cloud gesendet. Dort erkennt eine KI, ob der Mensch über oder unter 25 Jahre alt ist. Nur wenn der Mensch jünger als 25 ist, muss nach dem Ausweis gefragt werden. Trainiert wurde das weiterlernende System mit rund 600 Millionen Gesichtern.
Einfach ein Foto oder Handy vor die Kamera halten funktioniert nicht, das System lasse sich nicht austricksen, heißt es. Eingesetzt wird die neue Technik in Deutschland schon an SB-Kassen in einem Edeka-Markt am Stuttgarter Flughafen.
Die Waage erkennt, um welches Obst oder Gemüse es sich handelt
Schon länger gibt es Waagen, die per Bilderkennung Obst und Gemüse identifizieren können. Sie sind zum Beispiel in einigen Netto-Filialen im Einsatz. Solche Systeme "lernen", die Ware immer zuverlässiger zu erkennen.
KI hilft Intersport und Co. gegen den Fachkräftemangel
Beim Sporthändlerverbund Intersport mit Sitz in Heilbronn sind KI-Anwendungen zum Beispiel bei der Unterstützung des Verkaufspersonals gefragt - etwa beim Ausmessen von Kleider- oder Schuhgrößen. "Auch wir optimieren mit KI unsere Logistik", sagte Intersport CEO Alexander von Preen dem SWR.
Individuelle Newsletter und Angebote
Die Kommunikation mit dem Kunden kann individualisiert werden. Zum Beispiel bekommen er oder sie einen persönlich zugeschnittenen Newsletter mit entsprechenden Angeboten, erklärt Professorin Daniela Wiehenbrauk von der DHBW in Heilbronn. Die Einzelhändler können so vollautomatisiert mit dem einzelnen Kunden kommunizieren. Bekannt ist das Prinzip von großen Online-Versandhändlern.