Nach 35 Stunden hat die Lokführergewerkschaft GDL am Freitag um 13 Uhr ihren aktuellen Streik im Personenverkehr der Deutschen Bahn (DB) beendet. Nach Angaben der DB konnte aufgrund eines Notfallplans im Fernverkehr rund jeder fünfte Zug fahren.
Wie DB Regio Baden-Württemberg am Freitag mitteilte, wird nach Streikende das Angebot im Regional- und S-Bahnverkehr bis zum Tagesende schrittweise wieder ausgeweitet. Im Fernverkehr komme es aber noch bis Tagesende zu massiven Beeinträchtigungen.
Auch über das Streikende hinaus werde es hier "im Wesentlichen beim Grundangebot" bleiben, so die Deutsche Bahn. Dadurch könne sichergestellt werden, dass man zu Betriebsbeginn am Samstag wieder überall ohne Einschränkungen fahren könne. Daher sollten sich Reisende online im DB Navigator oder auf bahn.de vorab informieren, ob ihre Verbindung verfügbar ist. Zudem wird eine Sitzplatzreservierung empfohlen.
Bahn lädt zu Wiederaufnahme der Verhandlungen ein
Es war der fünfte Ausstand der Lokführer in der aktuellen Tarifrunde, der erste Warnstreik fand bereits im Spätherbst 2023 statt. Seit 2 Uhr am Donnerstag hatten die Lokführer bundesweit große Teile des Nah- und Fernverkehrs lahmgelegt. Im Güterverkehr war bereits seit Mittwochabend nicht mehr gefahren worden. Es drohen bereits weitere Streiks, da GDL-Chef Claus Weselsky sogenannte Wellenstreiks angekündigt hat, also viele kürzere Streiks in geringem Abstand. Diese werde die Gewerkschaft nicht wie bisher 48 Stunden vorher ankündigen. Es würden aber sowohl Anfang als auch Ende benannt, sagte er am Donnerstag.
Mehr Kompromissbereitschaft gefordert BW-Verkehrsminister Hermann kritisiert Bahnstreiks: "Nicht mehr nachvollziehbar"
Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hat den erneuten Streik bei der Deutschen Bahn scharf kritisiert. Der GDL warf er mangelnde Kompromissbereitschaft vor.
Die DB hat der GDL am Freitag eine Wiederaufnahme der Tarifverhandlungen am kommenden Montag angeboten. Auf die Einladung reagierte die Gewerkschaft mit der Forderung nach einem neuen Angebot. Man werde das Gesprächsangebot nur dann annehmen, wenn die Bahn zuvor ein "neues und verbessertes” Tarifangebot vorlege, teilte die Gewerkschaft mit. Dafür setzte sie der Bahn eine Frist bis Sonntag, 18 Uhr. Gebe es ein neues Angebot, sei man bereit zu Verhandlungen und wolle auch auf weitere Streiks verzichten.
GDL fordert neues Angebot von der Bahn
Bahn-Personalvorstand Martin Seiler will die Verhandlungen auf Grundlage des Moderatorenvorschlags fortsetzen, der Anfang vergangener Woche vorgelegt worden war. Dies konterte Weselsky: "Allein die Formulierung 'auf Grundlage des Gesamtvorschlags der Moderatoren vom 26. Februar 2024, die Verhandlungen zu Ende zu führen', ist kein Angebot." Die GDL hatte die Verhandlungen am 29. Februar abgebrochen.
Weselsky betonte, die Bahn habe seit 19. Januar kein neues Angebot vorgelegt, und das damals vorgelegte Angebot sei "nicht ausreichend". Die beiden Moderatoren - Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther und der ehemalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière (beide CDU) - hatten unter anderem vorgeschlagen, die Wochenarbeitszeit ab 2026 auf 37 Stunden und ab 2028 weiter auf 36 Stunden zu verringern, jeweils bei vollem Lohnausgleich. Die GDL fordert eine Senkung von 38 auf 35 Stunden für Schichtarbeiter ohne finanzielle Einbußen.
Streit um Ausweitung der Tarifverträge
Die Gewerkschaft ist unzufrieden mit dem Vorschlag für die Laufzeit des Tarifvertrags: 30 Monate seien zu lang. Während sich die Deutsche Bahn für den Tarifvertrag eine Laufzeit von 32 Monaten vorstellt, fordert die GDL 24 Monate. Zudem dringe die Bahn auf den Wegfall bisheriger Urlaubswahlmodelle, was nicht zu akzeptieren sei, so die GDL.
Eine weitere Kernforderung der GDL: Sie möchte Tarifverträge für alle Berufsgruppen bei der DB abschließen, also auch für Beschäftigte der Infrastrukturgesellschaft InfraGO, die für Schienen und Bahnhöfe zuständig ist. Das lehnt die Bahn ab. "Es bleibt bei der geltenden Reichweite der Tarifverträge", heißt es im Papier der Moderatoren.