Kraftwerksstrategie der Bundesregierung

Pläne der Ampel könnten neue Gaskraftwerke in Baden-Württemberg bringen

Stand

Von Autor/in Marcel Fehr

Mit neuen wasserstofffähigen Gaskraftwerken plant die Regierung, die Energiebereitstellung im Land zu sichern. Dafür sollten die Kraftwerke vor allem im Süden gebaut werden.

Bis 2030 möchte die Bundesregierung mindestens 80 Prozent des verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energien gewinnen. Dafür braucht es aber auch andere Kraftwerke, weil die Stromerzeugung aus Wind und Sonne wetterabhängig stark schwankt. Lange wurde in der Ampelkoalition diskutiert, wie und mit welchen Kraftwerken diese Schwankungen ausgeglichen werden sollen.

Die wesentlichen Eckpunkte der neuen Kraftwerksstrategie stehen mittlerweile fest: Bis zu zehn Gigawatt an Gas-Kraftwerkleistung sollen ausgeschrieben werden. Das bedeutet, dass man vier 2,5-Gigawatt-Kraftwerke bauen muss. Diese Kraftwerke sollen so gebaut werden, dass sie zwischen 2025 und 2038 vollständig auf Wasserstoff umgestellt werden können. Die Kosten für den Ausbau liegen laut Koalition bei ungefähr 16 Milliarden Euro für die nächsten rund 20 Jahre.

TransnetBW: Kraftwerke im Süden bauen

Der Stuttgarter Netzbetreiber TransnetBW begrüßt den Ausbau wasserstofffähiger Gaskraftwerke. Laut Unternehmenschef Werner Götz bleibt der Umfang aber hinter den Erwartungen zurück und lässt viele Fragen offen. Die Kraftwerke müssten an den richtigen Standorten gebaut werden, nämlich vorwiegend im Süden.

Auf SWR-Anfrage erklärt TransnetBW, dass es wichtig sei, Kraftwerke dort anzusiedeln, wo sie sich günstig auf den Stromnetzbetrieb auswirken. Es sei von entscheidender Bedeutung, Stromengpässe zu vermeiden. Durch einen sogenannten Redispatch werde regelmäßig in den Netzbetrieb eingegriffen, um das Netz stabil zu halten. Die damit verbundenen hohen Kosten lassen sich laut TransnetBW reduzieren, wenn neue Kraftwerke an netzdienlichen Standorten gebaut werden.

Mangelnder Ausbau des Stromnetzes fordert Investitionen

Da der Windstrom vor allem aus dem Norden kommt und es an großen Übertragungsleitungen in den Süden fehlt, besteht ein Ungleichgewicht im deutschen Stromnetz. Da der Netzausbau noch nicht so weit ist, kommt es immer wieder zu Ungleichgewichten zwischen der hohen Stromerzeugung im Norden und dem Verbrauch im Süden. Damit das System nicht kollabiert, müssen dann Windräder im Norden abgeschaltet oder Kohlekraftwerke im Süden zugeschaltet werden.

Um zukünftig die Netzstabilität zu gewährleisten und den energieintensiven Süden mit ausreichend Strom zu versorgen, fordern Netzbetreiber und Landesregierung die Ansiedlung der neuen Gaskraftwerke in Baden-Württemberg.

Energieministerin Walker: "Brauchen Klarheit über Förderungen"

Die baden-württembergische Energieministerin Thekla Walker (Grüne) sieht die neuen wasserstofffähigen Gaskraftwerke als Voraussetzung für den Kohleausstieg bis 2030. Die Investitionen dafür müsse man jetzt anstoßen, um den Strombedarf langfristig zu decken und bis 2040 das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen.

Walker sieht in der Einigung auf eine Kraftwerksstrategie allerdings nur den ersten Schritt. Es sei wichtig, schnell Klarheit darüber zu haben, wie die Förderbedingungen für den Neubau der Kraftwerke aussehen. Da Baden-Württemberg und generell der südliche Teil Deutschlands besonders energieintensiv sei, müsse der wesentliche Teil der neuen Kraftwerkskapazitäten im Süden angesiedelt werden, erklärt die Wirtschaftsministerin.

Gaskraftwerke nicht rentabel

Die Förderbedingungen sind deshalb so wichtig, weil die neuen Gaskraftwerke als Reserve für Stromflauten dienen. Heißt konkret: Wenn wenig Wind weht und die Sonne nicht scheint, werden die Gaskraftwerke zugeschaltet und decken die Stromlücke. Da sie also voraussichtlich nicht ständig laufen werden, lohnt sich die Investition eigentlich nicht.

Die Branche ist somit auf staatliche Förderung angewiesen, um den Bau und den Betrieb der Kraftwerke finanzieren zu können. Grundsätzlich ist das Wirtschaftsministerium dazu bereit, muss die genauen Kosten und Bedingungen aber von der EU-Kommission in Brüssel absegnen lassen.

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