Am Ende war der Wind im Zielgebiet zu stark und die Waldrappe wurden, nach kurzer Beratung, zum Ziel nach Vejer de la Frontera mit dem Auto gefahren. Die Piloten der beiden Ultraleichtflugzeuge, denen die Jungvögel den ganzen Weg über gefolgt sind, wollten nichts riskieren und brachen die vorletzte Etappe nach rund 20 Kilometern ab. Nach kurzer Beratung einigten sie sich darauf, die Vögel mit dem Auto nach Vejer de la Frontera, dem Zielort, zu fahren. Somit endete die Migration nach Andalusien am Montagabend zwei Tage früher als geplant.
Vom Bodensee nach Andalusien
Den Tieren mache das verfrühte Ende nichts aus, da sie sich bereits in der Zielregion befinden, schreibt das Waldrappteam in einer Mitteilung. Sie werden ihre Region künftig ohnehin erkunden. Es ist nicht nur für die Jungvögel die erste Migration nach Spanien, auch für das Waldrappteam war das eine Premiere. Denn bislang flogen die bedrohten Vögel vom Bodensee in die Toskana. Doch weil der Klimawandel diese Route immer schwieriger macht, weil die Tiere den Abflug nicht immer hinbekommen haben, wählten die Tierschützer vom Waldrappteam die neue Route nach Spanien aus. Dort gibt es bereits ein erfolgreiches Waldrapp-Wiederansiedelungsprojekt.
Drei Tiere nicht angekommen
2.300 Kilometer haben die Vögel nun vom Bodensee bis Andalusien hinter sich gebracht. Unterwegs war es immer wieder spannend. Denn immer wieder gingen Tiere verloren, mussten gesucht und eingefangen werden. Einmal sind sogar 27 der 35 Tiere abgehauen. Doch glücklicherweise konnte das Waldrapp-Team sie wieder finden. Am Ende haben 32 Tiere die weite Reise geschafft. Drei Tiere sind in Spanien verloren gegangen. Wo diese seien und ob sie überhaupt noch leben sei ungewiss, so Johannes Fritz vom Waldrapp-Team.
Interaktion mit wildlebenden Waldrappen
Die Vögel leben nun für die nächsten Wochen weiter in einer Voliere, also einem großen Vogelkäfig. Denn sie müssen sich Schritt für Schritt an ihre neue Umgebung gewöhnen. Doch es habe auch schon erste Annäherungen mit den in Andalusien wild lebenden Waldrappe gegeben. "Das ist ein großer Erfolg, dass wir diese zwei Waldrapp-Projekte miteinander verbinden konnten", so Johannes Fritz, der Projektleiter des Waldrapp-Teams.
Rückkehr erst in drei Jahren
Die bedrohten Tiere sollen sich künftig einer bestehenden Waldrapp-Kolonie am Bodensee anschließen. Doch am Bodensee werden sie erst in rund drei Jahren zurückerwartet. Dann sind sie geschlechtsreif und ziehen an ihren Geburtsort zurück. Ob die Tiere dann wieder nach Hilzingen-Binningen oder direkt nach Überlingen fliegen, um sich der dortigen, bestehenden Kolonie anzuschließen, darauf warten die Ornithologen vom Waldrappteam selbst gespannt.