Die Felchen-Population im Bodensee nimmt seit Jahren ab. Um den Bodensee-Fisch zu schützen, hat die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) vor rund einem Monat eine Schonfrist für Felchen beschlossen. Doch vielen geht das nicht weit genug. Unter anderem Berufsfischerinnen und -fischer fordern ein Kormoran-Management. Sie sehen in dem Vogel eine Hauptursache für den Rückgang der Felchen im Bodensee. Doch noch sind am deutschen Bodensee weiterhin keine Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Kormorans geplant. Das geht aus einer Anfrage des Singener SPD-Landtagsabgeordneten Hans-Peter Storz an die Landesregierung hervor.
Die Zahl der Kormoran-Brutpaare am Bodensee wachse seit Jahren und führe zunehmend zu Konflikten zwischen der Berufsfischerei und dem Fischartenschutz, heißt es in der Antwort der Landesregierung. Trotzdem seien derzeit keine Maßnahmen geplant, um die wachsende Population zu regulieren. Seit Herbst 2022 laufe mit den Beteiligten am See der Dialogprozess "Kormoran und Fisch", bei dem ein Konsens aller betroffenen Gruppen erarbeitet werden soll. Er stehe kurz vor dem Abschluss.
Nach Beendigung des Dialogs würden die Anrainer-Staaten eruieren, ob und wie in ein pilothaftes und seeweites Kormoran-Management eingestiegen werden könne, so die Landesregierung. Ein Kormoran-Management beinhaltet Maßnahmen zum Schutz der Fischbestände, zum Beispiel durch das Vertreiben oder den Abschuss des Kormorans.
Storz empfindet die gewählte Vorgehensweise des Landes als deutlich zu langsam. Auch der FDP-Landtagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Bodensee, Klaus Hoher, fordert ein internationales Kormoran-Management.
Das österreichische Bundesland Vorarlberg betreibt schon seit einiger Zeit in der Fußacher Bucht am Bodensee ein Kormoran-Management, um die wachsende Population des Wasservogels zu regulieren. Die kleinteilige Maßnahme habe jedoch noch keine nennenswerten Erfolge zu verzeichnen, so die baden-württembergische Landesregierung. Bereits 2022 hatte eine wissenschaftliche Vorstudie ein international abgestimmtes Kormoran-Management am Bodensee empfohlen.
Weiterer Feind des Felchens: Der Stichling
Zeitgleich soll laut Landesregierung der Stichling - ein weiterer Feind des Felchens - weiter bekämpft werden. Das habe die IBKF beschlossen. Unter anderem mit Hilfe große Schleppnetze sollen künftig Stichlinge gefangen werden. "Die Methode ist völlig neu am Bodensee und wurde in dieser Form weltweit noch nie zum Fang von Stichlingen eingesetzt", heißt es von der Landesregierung. Ein geeigneter Zeitraum zum Testen der Methode sei der Herbst. Dann bevölkerten die Stichlinge die oberen Wasserschichten des Sees weitgehend allein und es sei mit keinem relevanten Beifang zu rechnen. Unklar ist jedoch, ob bereits im Herbst 2023 mit dem Pilotprojekt begonnen werden kann. Das hänge davon ab, wie schnell die entsprechenden Vorbereitungen getroffen werden könnten. Spätestens im Herbst 2024 sollen die großen Schleppnetze eingesetzt werden.
Außerdem sollen Felchen in den Fischbrutanstalten so lange aufgezogen werden, bis sie nicht mehr vom Stichling gefressen und auch besser mit Nahrungsmangel umgehen können. Und es soll geprüft werden, inwieweit Stichlinge unter anderem zu Fischmehl oder Tierfutter verarbeitet werden können, so die Landesregierung.
Fangverbot beginnt am 1. Januar Fischer am Bodensee dürfen keine Felchen mehr fangen
Im Bodensee dürfen ab Januar 2024 keine Felchen mehr gefangen werden. Das Fangverbot gilt drei Jahre. Das beschloss die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF).
Ab Januar: Dreijährige Felchen-Schonfrist
Im vergangenen Jahr ging den Berufsfischerinnen und -fischern am Bodensee mit rund 21 Tonnen Felchen nur noch knapp ein Zehntel der im langjährigen Durchschnitt gefangenen Fische in die Netze. Weil der Bestand des Blaufelchens im Bodensee immer weiter zurückgeht, hat die IBKF vor rund einem Monat eine dreijährige Schonfrist für Felchen im Bodensee ab 1. Januar 2024 beschlossen. Damit sich der Bestand erholen kann, soll der Einsatz von Netzen und Angelhaken eingeschränkt werden. Gleichzeitig sollen die 64 Berufsfischerinnen und -fischer, Anglerinnen und Angler verstärkt Rotaugen, Barsche, Hechte und Welse fangen können. Dafür würden zusätzliche Netztypen erlaubt.