An vielen Stellen sind Äcker und Wiesen noch verschlammt, so Franz Schönberger vom Bauernverband Allgäu-Oberschwaben. Die Gräser hätten gewirkt wie ein Kamm. Holz und Äste seien auf den Wiesen liegen geblieben. Gemäht werden könnten sie auf jeden Fall nicht mehr – und das bedeute Verluste beim Futter für das Milchvieh, so der Landwirt. Auch der Ackerbau, vor allem Mais, habe stark gelitten. Die Wassermassen hätten dafür gesorgt, dass Böden verklebten und keine Luft mehr an die Pflanzen komme. Verstärkt werde alles nun durch Sonne und Wind, die dafür sorgten, dass die obere Ackerschicht "hart wie Beton" werde und keinen Sauerstoff mehr durchlasse. Zwischen den noch kleinen Maispflanzen maschinell aufzulockern, sei fast unmöglich, so Schönberger. Ein Problem sei Erosion, zum Teil sei das ganze Saatgut auf den Äckern ausgespült worden.
Hoher Pilzdruck bei Apfel- und Birnbäumen
Eine Sorge vieler Landwirte ist außerdem die Ausbreitung von Pilzkrankheiten. In allen Sonderkulturen wie Hopfen, Wein oder Obst hat der starke Regen die Pflanzenschutzmittel abgewaschen. Für die Bauern gehöre schlechtes Wetter zum Geschäft, so Manfred Büchele, Geschäftsführer Kompetenzzentrums Obstbau Bodensee (KOB) in Bavendorf (Kreis Ravensburg). Es gebe schon erste Verluste. So seien bei den Frühkirschen rund 20 Prozent aufgeplatzt. "Die Pflanzen nehmen durch die hohe Luftfeuchtigkeit und den hohen Wassergehalt im Boden viel Wasser auf. Wenn die Kirschen dann kein Regendach haben, platzen sie", sagte Büchele dem SWR.
Auch die Apfel- und Birnbäume werden in diesem Jahr mit dem nasskalten Frühling zu kämpfen haben, prognostiziert der Geschäftsführer des KOB: "Da erwarten wir einen höheren Pilzdruck durch die Feuchtigkeit." Das könne zu Krankheiten, Fäule und Schäden an den Früchten führen. Bedrohend sei das für die Ernte aber nicht. "Der Apfel wird dadurch nur beeinträchtigt, die Kultur aber nicht zerstört", so Büchele. Besonders bedroht sind laut dem Obstexperten die Erdbeeren in diesem Jahr. Wenn die durch den vielen Regen im Wasser stünden, seien sie nicht mehr zu retten.
Jetzt hoffen die Landwirte und die Obstexperten im KOB auf mehr Sonnentage im Juni und Juli. Dies sei wichtig für den Geschmack und das Wachstum aller Früchte, so Büchele.
Forderung nach neuer Versicherung für Landwirte
Der Hopfenpflanzerverband hat nach den jüngsten Unwettern noch einmal seine Forderung an die Politik erneuert, in Baden-Württemberg eine sogenannte Mehrgefahrenversicherung auf den Weg zu bringen, wie es sie in anderen EU-Ländern schon gebe. Diese könnten Bauern – gefördert vom Staat – dann gegen alle zunehmenden Gefahren des Klimawandels abschließen.