Im Korruptionsskandal um möglicherweise fingierte Rechnungen bei Bauprojekten in Vorarlberg laufen laut Staatsanwaltschaft Feldkirch Ermittlungen gegen zehn mögliche Beteiligte. Es geht um womöglich deutlich überhöhte Rechnungen unter anderem in der Bauwirtschaft. Betroffen sein sollen neben der Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft und Siemens in Bregenz auch das Festspielhaus Bregenz. Dazu machte die Staatsanwaltschaft keine Angaben. Die Stadt Bregenz und die Festspiele prüfen die Vorwürfe. Zuerst berichtete die österreichische Tageszeitung "Der Standard" über die Vorwürfe. Sie berief sich auf einen Whistleblower.
Drei weitere Verdächtige in der Affäre seien zuletzt hinzugekommen, so die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Feldkirch, Karin Dragosits, auf SWR-Anfrage. Es sei aber noch völlig offen, ob es noch mehr werden. Offen sei auch, ob sich die Schadenssume noch erhöhe. Bisher liege sie im unteren einstelligen Millionenbereich.
"Der Standard" berichtete Anfang der Woche, dass die Korruptionsaffäre um möglicherweise fingierte Rechnungen bei Bauprojekten die Bregenzer Festspiele erreicht habe. Das betreffe zum einen die Generalsanierung des Festspielhauses 2003 und die aktuelle Sanierung. Die Bregenzer Festspiele erneuern derzeit unter anderem die Seebühne, die Zuschauertribüne und Teile des Festspielhauses.
Festspiele und Stadt Bregenz prüfen Vorwürfe
Es gebe keine Hinweise darauf, dass die Festspiele geschädigt seien, so Festspielsprecher Axel Renner gegenüber dem SWR. Die Bregenzer Festspiele könnten außerdem von den Vorwürfen gar nicht betroffen sein, da für die Sanierung des Festspielhauses die Stadt zuständig sei. Die Stadt Bregenz betreibt über ihren Eigenbetrieb Kongresskultur GmbH das Festspielhaus. Man prüfe aber die Vorwürfe und einzelne Geschäftsvorgänge, so Renner. Wann das abgeschlossen sei, sei offen.
Auch die Stadt Bregenz war überrascht. Von den Vorwürfen habe man aus den Medien erfahren, hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme der Stadt gegenüber dem SWR. "Nichtsdestotrotz nehmen wir die Vorwürfe sehr ernst", hieß es weiter. Die Vorwürfe sollen intern geprüft werden. Zum jetzigen Zeitpunkt könnten sie daher nicht weiter kommentiert werden.
Investitionen von rund 60 Millionen Euro
Der Betonkern der Seebühne im Bodensee soll im kommenden Winter saniert werden, wenn das Bühnenbild abgebaut ist. Außerdem entsteht neben dem Festspielhaus ein Neubau. Das Projekt kostet insgesamt rund 60 Millionen Euro. Die Kosten teilen sich der Bund, das Land Vorarlberg, die Stadt Bregenz und die Festspiele selbst. Das teilten die Festspiele zu Beginn der Sanierungen mit.
Staatsanwaltschaft Feldkirch ermittelt wegen Verdachts auf schweren Betrug
Bereits vor zwei Wochen waren von der Staatsanwaltschaft Feldkirch Wohnungen in Vorarlberg wegen des Verdachts auf schweren Betrug durchsucht worden. Mehrere Mitarbeiter der Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG) sollen seit 2013 bei Bauprojekten von Krankenhäusern in Vorarlberg Rechnungen gefälscht haben. In den mutmaßlichen Betrug sind offenbar Mitarbeiter der Firma Siemens verstrickt. Siemens selbst hatte die Ermittlungen durch eine Anzeige ins Rollen gebracht.