Am Bodensee und in Oberschwaben haben in den vergangenen Monaten einige große Unternehmen die Möglichkeit der Kurzarbeit in Anspruch genommen. Der Beratungsbedarf bei Firmen aus der Region zu dem Thema ist laut den Arbeitsagenturen in Ulm und Konstanz gestiegen.
Beratungsbedarf zu Kurzarbeit höher als vor Corona-Jahren
Im Mai haben Unternehmen aus der Region Bodensee-Oberschwaben für rund 1.600 Beschäftigte Kurzarbeit beantragt. Allerdings sage die Zahl der Anträge nichts darüber aus, wie viele Mitarbeitende dann tatsächlich in Kurzarbeit sind und in welchem Umfang sie in Anspruch genommen wird, heißt es von den Arbeitsagenturen. Denn das Kurzarbeitergeld werde oft erst Monate später abgerechnet.
Es zeige sich, so die Arbeitsagenturen, dass der Beratungsbedarf von Unternehmen in der Region höher sei als in den Jahren vor der Corona-Pandemie. Noch sei dies aber kein kritischer Wert, heißt es weiter.
Durch Kurzarbeit können Unternehmen während einer Wirtschaftsflaute Mitarbeiter freistellen, ohne sie zu entlassen. Für die freigestellte Zeit bekommen die Beschäftigten Kurzarbeitergeld in der Höhe des Arbeitslosengeldes als Lohnersatz. Das sind 60 Prozent des Nettolohns - bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit Kindern sind es 67 Prozent.
1.500 Mitarbeiter bei ZF in Friedrichshafen in Kurzarbeit
Ein großes Unternehmen, das zuletzt Kurzarbeit angemeldet hat, ist ZF. Am Standort Friedrichshafen sind rund 1.500 Mitarbeiter der Lkw-Getriebesparte betroffen, wo zuletzt die Nachfrage zurückgegangen war. Die Mitarbeiter arbeiten nur noch 80 Prozent. Dort wird statt fünf nur noch vier Tage die Woche gearbeitet. Für den fehlenden Arbeitstag gibt es das Kurzarbeitergeld. Auch bei Rafi, einem Unternehmen aus Berg (Kreis Ravensburg) das elektronische Komponenten herstellt, wird derzeit nur 80 Prozent gearbeitet. Hier sind rund 1.300 Mitarbeiter an den Standorten in Berg und Überlingen (Bodenseekreis) in Kurzarbeit.
Kurzarbeit bei Liebherr im Kreis Biberach
Beim Unternehmen Liebherr mit einigen Standorten in Oberschwaben sind aktuell mehrere Werke von Kurzarbeit betroffen. Nämlich 1.000 Mitarbeiter in Biberach, wo spezielle Krane hergestellt werden und 300 in Bad Schussenried (Kreis Biberach), die unter anderem Betonmischanlagen fertigen. Die Hausgerätesparte von Liebherr in Ochsenhausen (Kreis Biberach) hat sich hingegen wieder erholt, die Kurzarbeit dort ist beendet. Im vergangenen Herbst hatte das Unternehmen für die Hausgerätesparte in Ochsenhausen für 1.350 Beschäftigte Kurzarbeit angemeldet.
Kurzarbeit am Bodensee-Airport und weiteren Unternehmen
Im Mai hat der Bodensee-Airport in Friedrichshafen Kurzarbeit für mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beantragt. Auch beim Outdoor-Ausrüster Vaude in Tettnang (Bodenseekreis) gilt derzeit für mehr als 70 Beschäftigte Kurzarbeit. Das Elektrotechnik-Unternehmen elobau aus Leutkirch im Allgäu (Kreis Ravensburg) hat derzeit für zwölf von 20 Bereiche Kurzarbeit beantragt. Betroffen sind nach Unternehmensangaben etwa 450 von 1.200 Mitarbeitenden. Bei diesen 450 Beschäftigten liege die Kurzarbeitsquote bei etwa 13 Prozent. Die Lohnlücke, die durch das Kurzarbeitergeld entsteht, werde durch elobau auf 97 Prozent aufgestockt.
Verkürzte Betriebszeiten ab Mittwoch Flughafen Friedrichshafen schickt Beschäftigte in Kurzarbeit
Die meisten Beschäftigten am Bodensee-Airport sind nun in Kurzarbeit. Dafür musste der Flughafen die Betriebszeit verkürzen. Der Flughafen will damit eine wirtschaftliche Durststrecke überbrücken.
Kurzarbeit nur unter bestimmten Bedingungen
Um Kurzarbeit anmelden zu können, muss das betroffene Unternehmen laut Bundesagentur für Arbeit in wirtschaftlichen Schwierigkeiten sein. Beispielsweise, weil die Nachfrage gesunken ist und damit nicht genug Arbeit da ist. Doch bevor Kurzarbeit angemeldet werden kann, muss das Unternehmen sicherstellen, dass es alles getan hat, um eine Freistellung der Mitarbeiter zu verhindern. So kann das Unternehmen vielleicht die Arbeiter in einem anderen Bereich einsetzen sowie Überstunden abbauen und Resturlaub nehmen lassen.