Landwirt Klaus Oberhofer aus Bad Waldsee (Kreis Ravensburg) hat für sein "Chia-Experiment" einige Wochen auf das sonnige, trockene Wetter gewartet. Mit viel Wärme kann er nun zum zweiten Mal Chia auf seinem Acker aussäen. Bereits im vergangenen Jahr testete der Chia-Pionier die ursprünglich aus Mexiko stammende Öl-Saat. Doch obwohl seine Chia-Samen an der Uni Hohenheim für hiesige Wetterverhältnissse umgezüchtet wurden, fiel die erste Ernte im Herbst 2022 sprichwörtlich ins Wasser. Den gesamten Sommer blühten die krautigen, lilablütigen Chia-Pflanzen prächtig, doch dann sei der Herbst zu nass und zu kalt gewesen, so der Landwirt.
Landwirt setzt auf zweiten Saatversuch
Der oberschwäbische Landwirt versucht es mit der Chia-Saat in diesem Jahr noch einmal.
Chia – das "Gold der Azteken"
Das seit Jahren immer mehr gefragte Superfood Chia stammt ursprünglich aus Mexiko. Das "Gold der Azteken" war lange Zeit Grundnahrungsmittel, Medizintrunk und diente der Körperbemalung der Indigenen. Heute konsumieren mehr Nordamerikaner und Europäer das Gesundkorn als Menschen aus den Ursprungsländern. Die Mini-Ölsaat bevorzugt gut durchlässige, nährstoffreiche, sandig-lehmige Böden. Chia-Pflanzen blühen bis in den Herbst. Die Samen sind nach ca. 120-160 Tagen erntereif.
SuperFOOD Chia
Chia-Samen enthalten viele Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien, Ballaststoffe, wertvolle Proteine und Mineralien. Deshalb sind sie hochwertiges Hühnerfutter und auch für Menschen sehr gesund. Die Powerkörner liefern Nährstoffe, die sonst nur in Fleisch vorkommen - für Veganer und Vegetarier wichtige Ersatzstoffe. Seit zehn Jahren sind Chia-Samen in der EU als Nahrungsmittel zugelassen, was zu einem regelrechten Boom des angeblichen Superfoods führte.
Bei Preisen zwischen 5 und 60 Euro pro Kilogramm ist die bisherige Importware aus Lateinamerika, Afrika und China auch inhaltlich sehr verschieden. Selbst in Bio-Produkten stellte Stiftung Warentest 2016 Rückstände von Pestiziden, Mineralöl und anderen Schadstoffen fest.
Heimisches Chia – Konkurrenz für Importe?
Seit zwei Jahren testen Landwirte auf der Schwäbischen Alb, im Rheintal und in Oberschwaben und im Allgäu Chia auf ihren Äckern. Auf durchschnittlich 700-1.000 Kilogramm pro Hektar - wie in Mexiko oder Peru - kommen hiesige Chia-Bauern lange nicht.
Christian Übelhör aus Leutkirch ist Rohstoff-Importeur und kooperiert seit 15 Jahren mit Bauern in Mexiko für einen fairen, ökologisch kontrollierten Chia-Anbau. Er reinigt Chia aus vielen Anbauländern, prüft ihn nach strengen Kriterien auf Rückstände und verkauft Chia an die Lebensmittelhersteller. Er unterstützt den hiesigen Anbau und berät Bauern wie Klaus Oberhofer in Bad Waldsee, damit der Chia-Anbau hierzuland gelingt. Aber in erster Linie, damit die Bauern hier ihre Produktvielfalt verbessern.
Doch wegen der kleinen Menge und der teuren Anbaubedingungen schätzt Christian Übelhör: "Hiesiger Chia wird nie eine Konkurrenz zur Importware werden. Außerdem stecken wir hier noch in den Kinderschuhen. In jeder Anbauregion im Land lernen wir jedes Jahr noch dazu. Ich habe höchsten Respekt vor jedem Landwirt, der sich der Herausforderung stellt."
Vorteile des heimischen Chias
Landwirt Klaus Oberhofer aus Bad Waldsee ist überzeugt, dass heimischer Chia viele Vorteile gegenüber weitgereister, zum Teil auch belasteter Saat bringen kann.
Als Direktvermarkter möchte der Landwirt im Herbst neben Milch und Rindfleisch endlich auch Chia in seinem Hofladen anbieten. Die Nachfrage sei da, weiß er aus Gesprächen: "Besonders die vegetarischen Gattinnen meiner Fleisch-Kunden freuen sich schon drauf."