Ein halbes Jahr stand Wangen im Allgäu im Zeichen der Landesgartenschau. Die Organisatoren zählten knapp eine Million Gäste, deutlich mehr als erwartet. Ursprünglich hatten die Organisatoren mit rund 600.000 Besucherinnen und Besuchern gerechnet.
Wichtig sei auch, so Geschäftsführer Karl-Eugen Ebertshäuser, dass die Landesgartenschau sehr nachhaltig gestaltet worden sei.
OB spricht von vielen positiven Rückmeldungen
Auch der Verkauf der Dauerkarten überraschte die Macher. Geplant wurde mit 12.000, am Ende gingen 32.089 Dauerkarten über den Tisch. Von diesen Zahlen zeigte sich Wangens Oberbürgermeister Michael Lang (parteilos) "überwältigt". Doch die Zahlen seien das eine, betonte er immer wieder, die Stimmung auf der Landesgartenschau und die Rückmeldungen das andere. Viele Gäste seien gekommen, weil ihnen ein Besuch der Landesgartenschau von Bekannten empfohlen worden sei.
LGS Wangen: Bereits im April ein Auftakt nach Maß
Eine gute Stimmung war schon am Eröffnungstag der Landesgartenschau am 26. April spürbar. Viele Menschen strömten zur Eröffnungsfeier, Oberbürgermeister Michael Lang erhielt standing ovations. Die Sonne strahlte.
Rückblickend sagt Lang, der stimmungsvolle Start habe den "hohen Zuschauerandrang ermöglicht". Wer mit Bürgerinnen und Bürgern aus Wangen spreche, erfahre, wie hingerissen sie von "ihrer" Landesgartenschau waren und sind. Anfängliche Kritik an "zu hohen Getränkepreisen" sei zunehmend verstummt, auch weil die Gastronomie nach ein paar Wochen die Preise senkte.
Manche sind aber auch froh, dass der Andrang in der historischen Allgäu-Stadt vorbei ist: Eine Anwohnerin meinte zuletzt, es sei jetzt gut, wenn alles vorbei sei. Vor der Landesgartenschau habe sie die Baustellen ertragen, und während der 164 Tage seien immer so viele Menschen unterwegs und die Straßen zugeparkt gewesen.
Alt und Jung zog es auf die Landesgartenschau
Zu sehen bekamen die Besucherinnen und Besucher je nach Jahreszeit bunte Blumenbeete, Garten- und Parkanlagen sowie die revitalisierte Argen. Auf den drei neuen Spielplätzen tummelten sich viele Kinder und ihre Eltern.
Besonders beliebt waren auch die Blumenschauen in einem ehemaligen Baumwolllager. Alle zwei Wochen stellten Floristinnen aus Wangen und Umgebung eine Ausstellung mit neuem Motto zusammen.
Landesgartenschau 2024 Schneewittchen und das tapfere Schneiderlein: Blumenschau in Wangen erzählt Märchen
Im Rahmen der Landesgartenschau in Wangen gibt es zwölf Blumenausstellungen. Jede hat ihr eigenes Thema: Zurzeit gibt es kunstvolle Gestecke zum Thema Märchen und Gedichte zu sehen.
Innovative Holzbauwerke
Der anfangs von manchem kritisierte, 22 Meter hohe Aussichtsturm entwickelte sich zum Besuchermagneten. Er war in Zusammenarbeit mit der Universität Stuttgart entstanden. Er sei "ein architektonisches Wahrzeichen und ein wegweisender Holzbau", erklärte dazu das dafür verantwortliche Institut für computerbasiertes Entwerfen und Baufertigung. Vom Turm aus haben die Menschen einen weiten Blick hinein in die Alpen oder auch auf die Stadt Wangen.
Als Beispiel für innovatives Bauen war auch der Pavillon des Landkreises Ravensburg geplant. Das Gebäude "zeigt erstmals eine Holz-Naturfaser-Hybridkonstruktion als Alternative zu konventionellen Bauweisen", erklärte dazu die Uni Stuttgart, die auch für diesen Bau verantwortlich war. Der Turm wie der Pavillon zeigten auf unterschiedliche Weise, "wie biobasierte Materialien und bioinspirierte Strukturen neue Wege für eine regenerative Architektur eröffnen", so die Uni.
Die "neue" Argen und die "alte" Industriebrache
Besonders stolz sind viele in Wangen aber auch auf zwei prägende und besonders nachhaltige Projekte: die Revitalisierung der Argen und die Umgestaltung einer Industriebrache zu einem neuen Stadtquartier. Auf dem Gelände der früheren Textilfirma ERBA sind 400 Wohnungen, Büros und Geschäftsräume entstanden. Laut Stadt arbeiten hier schon 500 Menschen, 1.500 leben in den neuen Wohnungen. Und mit der revitalisierten Argen haben die Menschen einen neuen Naherholungsraum gefunden.
Spielplätze und Park vor der Haustür Wohnen auf dem Gelände der Landesgartenschau in Wangen
Das Gelände der Landesgartenschau in Wangen umfasst die ehemaligen Arbeiterwohnhäusern der Spinnerei ERBA. Dort leben viele Familien, die nun täglich durch das Gartenschaugelände gehen müssen.
Früher floss die Argen versteckt durch Wangen, sorgte für Sorgen und Ängste, wenn Hochwasser drohte. Jetzt ist sie ein Blickfang. Auf den Kiesstränden am Argenufer ist Platz zum Entspannen und Picknick machen.
Ehrenamtliche waren mit viel Herzblut im Einsatz
Die Landesgartenschau sei eine Chance gewesen, "die wir so im Leben nicht mehr bekommen werden", sagte Rathauschef Lang. Immer wieder beeindruckt zeigte er sich in den vergangenen Monaten vom Engagement der vielen Ehrenamtlichen. Das sei für ihn ein Höhepunkt gewesen. Mehr als 2.000 Ehrenamtliche waren im Einsatz. Sie arbeiteten weit über 50.000 Stunden, egal ob sie am Eingang Besuchertickets kontrollierten, Führungen machten, auf den Bühnen Konzerte spielten oder wie die Landfrauen Kuchen und Kaffee anboten.
LGS Wangen endet nach mehr als 2.000 Veranstaltungen
Nicht wenige in Wangen werden zukünftig auch die Vielzahl von abwechslungsreichen Veranstaltungen vermissen: Ausstellungen, Konzerte und Informationsveranstaltungen. Auch das SWR Studio Friedrichshafen war mit dem "Talk im Grünen" beteiligt.
Letzter SWR-Talk auf der Landesgartenschau in Wangen Blasmusiklegende Ernst Hutter von den Egerländer Musikern beim "Talk im Grünen"
Ein letztes Mal hat das SWR Studio Friedrichshafen am Donnerstag zum "Talk im Grünen" auf der Landesgartenschau eingeladen. Zu Gast: Ernst Hutter, Chef der Egerländer Musikanten.
Großveranstaltungen wie die SWR4 Schlagerparty, die italienische Sommernacht mit Schlagerstar Giovanni Zarella oder die Discos am Freitagabend lockten jeweils Tausende aufs Gelände. Das Lichterfest am 21. September besuchten alleine etwa 22.000 Menschen.
Für die Events zuständig war Wolf Grünenwald von der Landesgartenschau GmbH: "Aus meiner langjährigen Erfahrung heraus war das mit die schönste Landesgartenschau. Der Zuspruch war unheimlich. Und vor allem wirkt jetzt noch die Resonanz vom Lichterfest. Überwältigend. Aus Kreisen, wo du das nie gedacht hättest, sind Nachrichten gekommen."
Landesgartenschauen sollen die Stadtentwicklung voranbringen
Diese Beispiele sind es auch, die eine Landesgartenschau ausmachen, wenn es nach dem Land Baden-Württemberg geht. Bei der Abschluss-Pressekonferenz sagte Peter Hauk (CDU), Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, gegenüber dem SWR: "Das war eine tolle Landesgartenschau. Damit ein Gewinn nicht nur für die Wangener, sondern auch ein Gewinn für das Land Baden-Württemberg. Aber vor allem, es war ein Gewinn für die Menschen in Wangen und um Wangen herum". Die rund 40 Millionen Euro an Zuschüssen von Land und Bund sieht er gut angelegt. Insgesamt habe die Landesgartenschau in den zurückliegenden Jahren Investitionen von mehr als 300 Millionen Euro ausgelöst.
Schlussabrechnung kommt erst noch
Die finanzielle Endabrechnung für die Landesgartenschau in Wangen liege noch nicht vor, sagte Karl-Eugen Ebertshäuser, Geschäftsführer der Landesgartenschau, wenige Tage vor Torschluss. Nur so viel: Einen weiteren Zuschuss vonseiten der Stadt werde es wohl nicht brauchen.
Gartenschauen in Wangen, Überlingen und Lindau: Was bleibt?
Dass dieser Zusammenhalt über die Landesgartenschau hinaus erhalten bleibt, das hofft nicht nur der Oberbürgermeister, sondern auch viele Bürger. Erhalten bleiben in jedem Fall Parkanlagen und Freizeiträume und drei neue Spielplätze. Wie beispielsweise der Landkreispavillon zukünftig genutzt wird, das wird beraten. Die Stadt Wangen sammelt Ideen. Sie weiß aber auch, dass mit der Pflege der Anlagen mehr Arbeit auf den Bauhof zukommt.
Das Land Baden-Württemberg sieht in den Landesgartenschauen einen wichtigen Beitrag, insbesondere kleineren Städten eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen. Den Menschen solle damit "ein attraktiveres Wohnumfeld und eine höhere Lebensqualität" geboten werden, heißt es dazu auf der Webseite des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Es entstünden grüne Freiräume und parallel dazu "meist weitreichende Stadtsanierungsmaßnahmen, die ohne Landesgartenschauen nicht oder nur viel später hätten realisiert werden können".
Aus Sicht des Ministeriums verleiht eine Landesgartenschau "der jeweiligen Stadt und der Region einen spürbaren Entwicklungsschub - sowohl aus städtebaulicher als auch aus wirtschaftlicher Sicht."
Positive Effekte auch in Überlingen und Lindau
Das bestätigt zum Beispiel die Stadt Überlingen. Dort fand die Landesgartenschau im Jahr 2021 statt. Die Stadt profitiere immer noch vom sechs Hektar großen Uferpark, der im Rahmen der Gartenschau entstanden ist, sowie drei neuen Spielplätzen. Auch die Umgestaltung der Uferpromenade werte das Stadtbild nachhaltig auf, heißt es.
Im gleichen Jahr fand in Lindau eine bayerische Gartenschau statt. Auf dem ehemaligen Areal gibt es nun einen Bürgerpark mit Spielgeräten und Erholungsmöglichkeiten. Es wurde mit dem "Bundespreis Stadtgrün" und dem "Bayerischen Landschaftsarchitekturpreis 2024" ausgezeichnet.
Die nächste Landesgartenschau ist in Ellwangen
Am Sonntag beim Finale wird nun die Fahne der Landesgartenschau an die Stadt Ellwangen an der Jagst übergeben. Oberbürgermeister Michael Dambacher wird sie entgegennehmen. Die Landesgartenschau in Ellwangen wird Ende April 2026 eröffnet. Es wird die 31. Landesgartenschau in Baden-Württemberg sein.