Unter dem Motto "Unsere Ziele. Unsere Zukunft. Unsere Verantwortung" haben Jugendliche am Bildungszentrum Markdorf (Bodenseekreis) am Donnerstag über ihre Ideen, Wünsche und Forderungen an die Politik diskutiert. Die jungen Menschen beschäftigte bei der Kreisjugendkonferenz auch das Ende der Ampel-Koalition. Viele äußerten sich enttäuscht über das vorzeitige Ende und sorgen sich um die Zukunft.
"Teilweise waren wir sprachlos, was da jetzt wohl auf uns zu kommt wie Deutschland die Zukunft gestaltet. Vor allem politisch", sagt Maya Scheurer aus Überlingen. Die Schülerin ist mit 17 weiteren Vertreterinnen und Vertretern Teil des Kreisjugendrats im Bodenseekreis. In ihrer Funktion gestaltet sie die Kreispolitik für die Jugend im Landkreis mit. Sie berichtet, dass sie auch in ihrem Freundeskreis und in der Schule viel über das Ampel-Aus diskutiert habe. Ihre Kollegin im Kreisjugendrat Aiyana Matthias aus Friedrichshafen ist enttäuscht darüber, dass die Koalition nicht gehalten hat.
Sorge um politische Zukunft in Deutschland
Einige Jugendliche bei der Kreisjugendkonferenz äußerten sich besorgt über die Zukunft. Sie hätten Angst, dass bei einer Neuwahl die rechten Parteien, wie die AfD, noch stärker abschneiden. Der 15-jährige Jonathan Brenner aus Friedrichshafen findet es schade. Die Koalition sei mit einem guten Gedanken gestartet. "Sie wollte verändern, was lange Zeit liegengelassen wurde. Und jetzt verfällt es wieder in die alten Muster."
Frust und Enttäuschung: Politikverdrossenheit vorbeugen
Um zu verhindern, dass sich junge Menschen aus Frust von der Politik abwenden, sei es extrem wichtig, sie in politische Prozesse einzubinden, sagt Moritz Hermann, der den Kreisjugendrat betreut. "Bei der Arbeit im Kreisjugendrat werden die Jugendlichen mitgenommen und lernen auf Kreisebene die politischen Prozesse kennen", erklärt er.
Kreisjugendrat im Bodenseekreis: Einzigartig im Land
Der Kreisjugendrat im Bodenseekreis ist ein Jugendparlament auf Kreisebene. Es ist die Schnittstelle zur Kreispolitik und wurde im vergangenen Dezember gegründet. In ganz Baden-Württemberg ist er in dieser Form bisher einzigartig. Im Jugendhilfeausschuss hat der Kreisjugendrat sogar ein stimmberechtigtes Mitglied. Außerdem hat er ein Budget von 5.000 Euro im Jahr zur Verfügung, über das er selbst entscheiden darf.
Forderung: Bessere Zugverbindung für Schülerinnen und Schüler
Die Jugendräte sind zwischen 14 und 19 Jahre alt. Sie wurden von Schulen aus dem Landkreis sowie den beiden bestehenden Jugendgemeinderäten in Friedrichshafen und Überlingen sowie dem Ring politischer Jugend entsandt. Sie sollen sich in ihrer Funktion für die Belange der Jugendlichen im Landkreis einsetzen.
Eines ihrer Themen ist zum Beispiel der öffentliche Nahverkehr. Die Jugendräte wollen sich für eine bessere Zugverbindung nach Friedrichshafen-Ost einsetzen. Dort befinden sich viele Schulen. "Schülerinnen und Schüler, die aus Richtung Meckenbeuren kommen, müssen jeden Morgen am Stadtbahnhof in Friedrichshafen umsteigen", so Jonathan Brenner. Das sei umständlich und der Anschlusszug oft verspätet. Die Forderung soll in den neuen Nahverkehrsplan für den Bodenseekreis aufgenommen werden.
Der Bodenseekreis ist der erste Landkreis in Baden-Württemberg mit solch einem Gremium. Andere Landkreise wollen bald nachziehen. Auch im Landkreis Konstanz soll ein Kreisjugendrat eingeführt werden.